Kategorie Innovation & Technologie - 22. Juni 2018
Gewaltiger Marssturm erreicht Curiosity
Es ist der erste planetenumspannende Staubsturm seit 2007. Wie solche Wetterungetüme auf dem Mars entstehen, ist nach wie vor ein Rätsel
Erstmals aufgetaucht ist er Ende Mai über der Region Arabia Terra, vor einer Woche verhüllte er „nur“ etwa ein Drittel der Marsoberfläche, mittlerweile hat sich der Staubsturm zu einem planetenumspannenden Ereignis ausgewachsen: Gestern erklärte die US-Raumfahrtbehörde NASA das Ungetüm offiziell zum globalen Wetterphänomen.
Eine derartige Klimaerscheinung war zuletzt im Jahr 2007 beobachtet worden. Damals entging der altgediente Rover Opportunity nur knapp dem Kältetod, nachdem seine Solarzellen aufgrund des verfinsterten Himmels keinen Strom mehr produzieren konnten. Auch diesmal schwebt Opportunity, der sich schon seit zehn Tagen mitten im Sturmgebiet befindet, in Gefahr: Die Nasa hat den bereits seit 15 Jahre auf dem Mars forschenden Roboter in die Zwangspause geschickt. Sollte es nicht bald wieder aufklaren, könnte ihm endgültig der Strom ausgehen.
Rekord-Verfinsterung
Vorerst sieht es allerdings nicht nach einer Wetterverbesserung aus: So dunkel, wie der Himmel in den letzten Tagen über Opportunitys Position erscheint, war es selbst 2007 nicht. Auf der gegenüberliegenden Seite des Planeten bleibt auch Curiosity nicht von den Auswirkungen des gewaltigen Sandsturms verschont. Aktuelle Aufnahmen von seinem Standort im Gale-Krater zeigen eine deutliche Zunahme des Staubs in der Atmosphäre.
So hat sich der sogenannte Tauwert, mit dem die Luftverschleierung angegeben wird, im Verlauf der vergangenen Tage nahezu verdoppelt. Mittlerweile liegt er laut Nasa bei 8. Für die Gegend, in der Curiosity operiert, ist dies ein Rekord. Dennoch kann der Roboter vorerst weitermachen. Im Unterschied zu Opportunity ist er energiemäßig nicht vom Sonnenlicht abhängig, sondern wird von einem thermoelektrischen Radioisotopengenerator angetrieben.
Seltene Gelegenheit
Seine Lichtunabhängigkeit ermöglicht es Curiosity, das seltene Klimaphänomen eingehend zu studieren. Denn nach wie vor ist unklar, wie es auf dem Mars überhaupt zu solchen globalen Staubstürmen kommen kann. „Wir haben bisher keine Ideen“, erklärt Scott Guzewich vom Goddard Space Flight Center der Nasa in Greenbelt.
Immerhin ergaben bisherige Beobachtungen Hinweise darauf, wie regionale Sandstürme entstehen: Die unter anderem von Marsorbitern gesammelten Daten lassen darauf schließen, dass sich derartige Phänomene im Frühjahr und Sommer der Südhemisphäre häufen. Dabei bilden sich lokale Temperaturunterschiede in der Atmosphäre, die den Stürmen als Motor dienen.
Letztlich können diese Unwetter gewaltige Mengen des feinen Marsstaubs emporreißen, bis in eine Höhe von 60 Kilometer tragen und große Landflächen verhüllen. Warum diese Stürme allerdings fast immer regional bleiben, könnte die aktuelle Ausnahme erklären helfen.