Kategorie Innovation & Technologie - 17. Oktober 2016
Mit dem Frachtschiff in den Urlaub
Das Flugzeug ist das beliebteste Verkehrsmittel, will man große Distanzen zurücklegen. Eine mögliche Alternative ist die Fahrt auf hoher See. Eine Reise mit einem Frachtschiff kostet zwar mehr Zeit, ist aber mit Sicherheit ein besonderes Erlebnis.
Derzeit werden vor allem luxuriöse Schiffreisen angeboten, die teuer sind und in erster Linie ältere und gut situierte Menschen ansprechen. Im Unterschied dazu kann die Fahrt auf Frachtschiffen für eine junge, aktive Zielgruppe erschwinglich sein und eine flexible Reiseplanung ermöglichen.
Aber wo und wie findet man das passende Frachtschiff mit der richtigen Destination?
Studierende der Fachhochschule St. Pölten entwickelten im Projekt CargoRider einen Prototypen für eine Plattform, um Reisen am Frachtschiff zu buchen. Mithilfe einer Landkarte werden alle europäischen Binnenhäfen dargestellt. Durch das Klicken auf einen Hafen werden alle Schiffe aufgelistet, die in den nächsten Tagen von dort wegfahren. Registrierte Benutzerinnen und Benutzer können eine Anfrage für ein gewünschtes Schiff stellen.
„Das Projekt wollte damit ausloten, ob für Schiffe eine dem Interrail bei der Bahn vergleichbare Plattform aufgebaut werden kann, die eine Alternative zum Flugverkehr vor allem für junge Menschen bietet“, erklärt Frank Michelberger, Leiter des Projekts und des Carl Ritter von Ghega Instituts für integrierte Mobilitätsforschung der FH St. Pölten.
Dazu wurde im Rahmen des Projekts auch ein mögliches Geschäftsmodell entwickelt. Als Zielgruppe wurden junge Menschen mit geringem oder mittlerem Einkommen und Interesse an alternativem Reisen angenommen. Untersucht wurden im Projekt auch rechtliche Rahmenbedingungen, etwa für Beförderungskonditionen, Unterbringung auf den Schiffen, Verpflegung und Rechte und Pflichten der Passagierinnen und Passagiere sowie für Kooperation zwischen Agenturen, Reedereien, Häfen und Schifffahrtsverbänden/-gesellschaften.
Eine Umfrage zeigte durchaus Interesse an dieser Form des Reisens. Wichtig waren den befragten Personen die Möglichkeit zur gemeinsamen Reise mit Freundinnen und Freunden, die Möglichkeit, an Land zu gehen, und der Kontakt zur Crew. Der Besuch von Städten und das Befahren von schönen Routen wurden als Motivation für die Reisen am häufigsten angegeben.
„Der Prototyp könnte durchaus für die Praxis weiterentwickelt werden“, ist Peter Judmaier, FH-Dozent am Department Medien und Digitale Technologien der FH St. Pölten, optimistisch. Die Plattform muss nun im realen Umfeld getestet und dann schrittweise geografisch erweitert werden: von Österreich und Deutschland auf Europa und in einem weiteren Schritt Frachtschiffreisen um die ganze Welt.