Kategorie Innovation & Technologie - 15. März 2018
Aufbruch in die Mobilität der Zukunft
Der Wandel im Verkehrssektor ist bereits im vollem Gange. Klimaschutz, Digitalisierung und Automatisierung sind die grundlegenden Faktoren, die unsere Mobilität erheblich beeinflussen werden. Ohne weitreichende Maßnahmen für ein fundamentales Umdenken in diesem Bereich würden nicht nur Umwelt- und Verkehrsprobleme ungelöst bleiben, sondern auch der Wirtschaftsstandort Österreich im internationalen Wettbewerb geschwächt.
Wie kann die Entwicklung zu einem Verkehrssystem der Zukunft nun ökologisch und gesellschaftlich verträglich gestaltet werden? Welche Strategien für die vielbeschworene Mobilitätswende gibt es eigentlich? Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) zeigt mit dem Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) Wege, wie diese Transformation als eine der dringendsten Herausforderungen unserer Zeit erfolgreich und leistbar umgesetzt werden kann, um ein sauberes, sicheres, und wettbewerbsfähiges Mobilitätssystem für Österreich zu entwickeln.
Zukunftskonferenz
„Die Bundesregierung hat sich vorgenommen, im Verkehrsbereich eine umwelt- und innovationsfreundliche Mobilitätswende mit dem Ziel einer schrittweisen Dekarbonisierung ins Rollen zu bringen“, sagt Andreas Reichhardt, Generalsekretär des bmvit. Gerade Ballungsräume würden oft unter negativen Auswirkungen des Verkehrs leiden, weswegen es vor allem dort wichtig ist, Rahmenbedingungen für CO2-arme Mobilität zu schaffen, so Reichhardt weiter.
Dementsprechend hat das bmvit in Abstimmung mit dem BMNT, den Bundesländern und den Kommunen einen Prozess zur Erreichung der Klimaziele in der Mobilität gestartet. Am 8. März 2018 fand eine interaktive „Zukunftskonferenz“ zur Mobilitätswende Österreich 2030 statt und markiert nun einen wesentlichen Eckpfeiler für das weitere Vorgehen im gemeinsamen, transparenten und dialogorientierten Prozess auf dem Weg zu einer Mobilität der Zukunft.
Im Spannungsfeld unterschiedlicher Interessen tauschten sich etwa hundert Vertreter aus den betreffenden Ministerien (bmvit & BMNT), der Wirtschaft, NGOs, Bundesländern, Städten und Gemeinden zu Trends und Visionen im Hinblick auf die Mobilität der Zukunft aus. Eröffnet wurde die Konferenz von Andreas Reichhardt und Josef Plank, den Generalsekretären beider Ministerien. Josef Plank vom BMNT stellte in diesem Kontext die integrierte Klima- und Energiestrategie vor, auf deren Grundlage mögliche Maßnahmen für den inländischen Mobilitätssektor unter der Wahrung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ansprüche analysiert und diskutiert wurden. Moderiert wurde die Veranstaltung von Birgit Baumann (BusinessMind).
Klimaschutz & Wirtschaftswachstum
Henriette Spyra, Leiterin der Stabsstelle Mobilitätswende und Dekarbonisierung im bmvit, verweist in diesem Zusammenhang auf die europäische Gesetzgebung und internationale Klimaziele, da wir momentan vor allem im Verkehrssektor mit steigenden Emissionen konfrontiert sind. „Um sowohl den Wirtschaftsstandort zu stärken als auch unseren internationalen Verpflichtungen insbesondere im Bereich Klimaschutz nachzukommen und dabei die regionalen Herausforderungen nicht aus den Augen zu verlieren, braucht es eine akkordierte Vorgehensweise, bei der Bund, Länder und Kommunen gemeinsam vorgehen müssen, um die Akzeptanz eines nötigen Wandels und den Einsatz alternativer Antriebstechnologien samt aller Infrastruktur zu fördern,“ so Spyra über die Pläne des bmvit.
Die Emissionen sollen laut EU-Vorgaben bis 2030 um 36 Prozent reduziert werden – dazu ist im Verkehr eine Reduktion von ca. 7,2 Millionen Tonne CO2 im Vergleich zum Jahr 2016 notwendig. Bis 2050 soll laut Pariser Klimavertrag eine schrittweise Dekarbonisierung des Verkehrssektors erreicht werden.
Mobilität gehört zu den Grundbedürfnissen der Menschen, ist von entscheidender sozialer und wirtschaftlicher Bedeutung. Festzustellen ist aber, dass einzig im Verkehrssektor die Emissionen seit 1990 kontinuierlich gestiegen sind (+66,7 Prozent), was auch aktuelle Zahlen des Umweltbundesamtes belegen, die zudem eine Fortschreibung dieses Trends und damit – wenn nicht gehandelt würde – einen weiteren Anstieg prognostizieren. Mit 46 Prozent im Jahr 2016 war der Verkehr für fast die Hälfte der Treibhausgasemissionen verantwortlich.
Generalsekretär Andreas Reichhardt unterstrich bei der Zukunftskonferenz das Anliegen des bmvit an einer gemeinsamen und integrativen Vorgehensweise, bei der es nicht nur darum ginge, einen technologischen Wandel zu vollziehen oder gar einen „Systemwandel“ zu verordnen: „Wir werden in den nächsten Monaten gemeinsam Inputs für eine weitreichende Entscheidungsgrundlage für die Politik vorbereiten. Neben den zu erfüllenden Klimazielen müssen wir es nämlich schaffen, den österreichischen Wirtschaftsstandort als ein faires und soziales gesellschaftliches Umfeld zu gewährleisten. Wir werden diese Vielzahl an Herausforderungen in den nächsten Monaten gemeinsam und transparent diskutieren, da sie sowohl unseren Alltag als auch den nachfolgender Generationen nachhaltig beeinflussen werden.“
Workshops zu Trends & Visionen
Die Zukunftskonferenz fand in Form von Workshops statt und wurde in thematische Prozessblöcke zu den Themen „Trends“ und „Visionen“ gegliedert. Zum Thema „Trends“ erarbeiteten die Vertreterinnen und Vertreter der einzelnen Stakeholder-Organisationen in kleinen homogenen Gruppen die derzeit wichtigsten Entwicklungen zum Thema Mobilität auf regionaler, europäischer und globaler Ebene und präsentierten ihre Ergebnisse dem Plenum. In einer anschließenden Reflexionsrunde, wurden die jeweils wichtigsten Punkte nochmals näher unter die Lupe genommen. Am Ende des Blockes stand somit eine fundierte Übersicht von Innovationen am Mobilitätssektor und deren Einflussfaktoren.
Was war die Quintessenz? Bei den großen Trends Urbanisierung und Digitalisierung herrschte über alle Gruppen hinweg weitgehend Einigkeit über die damit verbundenen Chancen und Risiken wie etwa Stadt-Land-Kluft oder der Wertschöpfungsteilhabe in einer digitalen Welt. Auch fanden sich der Wertewandel in der Zivilgesellschaft, Stichwort Entsolidarisierung/Individualisierung, und der zunehmende Verteilungskonflikt in zahlreichen Arbeitsgruppen wieder.
Daneben wurden globale Treiber wie der Aufbringungskonflikt, Technologie als Hoffnungsträger und die Polarisierung zwischen Wirtschaft und Umwelt thematisiert. Am Ende stand die Frage, wieviel Entschlossenheit und Geschlossenheit wir bei relativ wenig Betroffenheit aufbringen können? Formuliert wurde diese vom Mobilitäts- und Nachhaltigkeits-Experten Michael Wedler (B.A.U.M.), der mit seiner externen Reflexion den Prozessblock „Trends“ zu einem offiziellen Abschluss brachte.
In Prozessblock „Visionen“ ging es darum, in heterogenen Gruppen – die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden nun bunt durcheinandergewürfelt – eine gemeinsame Vision für die Mobilität der Zukunft zu erarbeiten.
Next Steps
Diese Konferenz war der Auftakt zu einer Reihe an weiteren Veranstaltungen hin zu einem gemeinsamen Aktionsplan „Wettbewerbsfähige und saubere Mobilität 2030“. Bereits am folgenden Tag ging es mit einer Diskussionsrunde auf Verwaltungsebene weiter, während derer die Ergebnisse der Zukunftskonferenz reflektiert und Workshops vorbereitet wurden. Diese finden im April in allen Bundesländern statt, um die spezifischen Herausforderungen in den Regionen und Städten zu thematisieren und weitere Lösungsansätze zu erarbeiten.
Ende Mai gibt es in dieser Folge vier thematische Workshops bei denen fachlicher Input zu verschiedenen Mobilitätsthemen mit dem Sachstandsbericht Mobilität geleistet werden kann. Im September werden die Ergebnisse gemeinsam mit dem gekoppelten Sachstandsbericht vorgestellt und fließen in die konkrete Umsetzung in Form des Aktionsplans ein.
E-Mobilität: Ausbau & Förderung
Als zweiten Schritt geht das bmvit mit einer weiteren Phase der E-Mobilitäts-Förderung in die Offensive: Zukünftig wird es immer wichtiger werden, den vorhandenen öffentlichen Verkehr so mit dem Individualverkehr zu kombinieren, dass das Umsteigen auf den Umweltverbund für mehr Menschen attraktiv wird. Die neue Förderaktion setzt genau hier an: Im Spannungsfeld zwischen knappem städtischem Raum und noch zu entwickelnden Geschäftsmodellen bildet die Umsetzung von Multimodalen Knoten eine kompakte und bereits erfolgreich erprobte Lösung. Das bmvit stellt daher für die Errichtung multimodaler Mobilitätsknoten, die Verknüpfung von Angeboten der Elektromobilität – beispielweise E-Taxis oder E-Carsharing – mit weiteren Mobilitätsangeboten – wie öffentlicher Verkehr und Leihfahrrädern – und die hierfür erforderlichen Kooperationen mit städtischen Verkehrsbetrieben bis zu 1,8 Millionen Euro zur Verfügung.
Verkehrsminister Norbert Hofer: „Der Schwerpunkt E-Mobilität wurde von der österreichischen Bundesregierung im Regierungsprogramm verankert. Auch das Bekenntnis zum öffentlichen Verkehr und die Forcierung von Carsharing sind wesentliche Punkte für ein starkes, öffentlich zugängliches Verkehrsangebot. Diese Ausschreibung verbindet alle diese Komponenten miteinander, denn zur Erreichung der Pariser Klimaziele braucht es insbesondere im Verkehrsbereich neue Konzepte.“
Multimodale Knoten: Kompakte Lösung für urbane Räume
Ein Multimodaler Knoten ist ein Platz oder Bereich im öffentlichen oder halböffentlichen Raum an dem mehrere Verkehrsmittel miteinander verknüpft werden. Den Ausgangspunkt eines Multimodalen Knotens bildet zumeist eine Haltestelle des öffentlichen Verkehrs in deren unmittelbarer Nähe zusätzliche Mobilitätsdienstleistungen errichtet werden. Die Angebote können von der Einbindung des Fuß- und Radverkehrs bis hin zu Carsharing, Taxidienstleistungen (wie auch Anrufsammeltaxis) oder auch Leihwagenangeboten reichen.
In Verbindung mit dem Aufbau von erforderlicher Ladeinfrastruktur und der Bereitstellung der emissionsfreien E-Fahrzeuge schafft das Konzept der Multimodalen Knoten attraktive E-Mobilitätsangebote.
Das von bmvit, BMNT und der Automobilwirtschaft gemeinsam getragene 72 Millionen schwere Aktionspaket zur Förderung der Elektromobilität mit Erneuerbaren Energien läuft weiterhin sehr erfolgreich. Wichtige Eckpfeiler zur Verdeutlichung sind beispielweise die rund 7.700 Anträge für Förderungen von E-Pkw und E-Zweirädern die bis dato eingereicht wurden; der Anteil bei reinen E-Pkw ist 2017 um 42 Prozent gegenüber des Vorjahres gestiegen, womit Österreich im EU-Spitzenfeld bei den Neuzulassungen reiner E-Pkw liegt.
Einreichung und Fristen
Die Förderungsanträge sind an die Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft (SCHIG) mbH zu übermitteln. Einreichschluss für die elektronische und schriftliche Übermittlung ist der 27. Juni 2018, 12:00 Uhr. Alle Informationen und für die Einreichung notwendigen Unterlagen stehen auf der Homepage der SCHIG zum Download bereit: https://www.schig.com/e-mobilitaet-2018/
Neue Studie zu Akku-Lebenszyklen
Bedeutsam für die Entwicklung des Sektors E-Mobilität ist eine neue Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT), welches eine aktuelle Analyse zu den Auswirkungen der Akku-Produktion auf die Lebenszyklus-Emissionen von Elektro- im Vergleich zu Verbrenner-Autos veröffentlicht hat. Dafür wurden elf Studien zu diesem Thema ausgewertet. Das Fazit ist eindeutig: Legt man den europäischen Strommix zugrunde, sind E-Autos über den Lebenszyklus gerechnet schon jetzt im Schnitt rund 30 Prozent klimafreundlicher als die effizientesten Fahrzeuge mit konventionellem Antrieb. Die höheren Emissionen eines E-Autos während der Herstellung werden im Betrieb bereits nach zwei Jahren ausgeglichen. Wenn die Batterieproduktion künftig nach nachhaltigen Kriterien sowie die Stromquellen auf regenerativer Basis ausgewählt werden, erhöht sich der Klimavorteil eines E-Autos signifikant.
SERVICE: Die Faktenchecks – Antworten auf die wichtigsten Fragen zur E-Mobilität
- Faktencheck: Was bringt E-Mobilität dem Klima?
- Faktencheck: Was können E-Autos leisten?
- Faktencheck: Sind E-Autos leistbar?
Hier komme ich zu den Förderungen zur E-Mobilität!