Kategorie Mobilität - 28. Mai 2020

Sicherheit am Motorrad

Der Sommer steht vor der Tür und mit dem warmen Wetter zieht es wie jedes Jahr viele Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer hinaus auf die Straßen. Daher gilt es für den Spaß am Zweirad einige Grundregeln und Vorsichtsmaßnahmen zu beachten. Mit der Kampagne Vorsicht fährt besser! möchte das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) für Achtsamkeit, Rücksicht und mehr Sicherheit am Motorrad sensibilisieren.

Sicher vor, während und nach der Ausfahrt

Um die eigene Sicherheit und jene aller anderen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer optimal zu gewährleisten, sollte schon vor der Ausfahrt mit dem Motorrad einiges beachtet werden. Generell gilt, eine Fahrt nur im ausgeschlafenen und fitten Zustand anzutreten, um die volle Konzentrationsfähigkeit der Fahrerin oder des Fahrers zu garantieren.

Zudem muss die Technik des Motorrades immer zu 100 Prozent funktionieren. Eine Kontrolle der Bremsanlage, Reifen und der geschmierten Kette wird ebenso dringend empfohlen wie die des Motors. Natürlich darf auch auf die adäquate Adjustierung nicht vergessen werden. Tragen Sie immer einen geprüften Vollvisierhelm sowie Schutzkleidung in Form von Jacke und Hose bzw. Overall, Handschuhe, Nierengurt und Stiefel. Zusätzlich Regenbekleidung mitzuführen ist im Fall der Fälle ebenfalls ratsam.

Wenn Sie mit dem Motorrad unterwegs sind, denken Sie immer auch für andere Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer mit, fahren Sie vorausschauend um heikle Situationen möglichst zu vermeiden und im Ernstfall richtig zu reagieren. Das ist beim Motorradfahren essenziell, weil es dabei immer um die eigene Gesundheit geht!

Bedenken Sie, dass man auf dem Zweirad leicht übersehen oder zu spät wahrgenommen wird. Fahren Sie daher nicht im toten Winkel anderer Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer und sorgen Sie für gute Beleuchtung, helle Bekleidung, kräftige Farben (Helm) und mittiges Fahren auf dem Fahrstreifen. Vorausschauend fahren wird hier ebenso zum Gebot, denn eine sichere Vollbremsung mit kurzem Bremsweg ist eine Notwendigkeit. Besondere Vorsicht ist in den Kurven geboten. Dabei gilt: Kopf in die Kurve drehen, gleichmäßig Gas geben und der Mittellinie fernbleiben.

Verkehrssicherheit betrifft uns alle

Zur Förderung der Verkehrssicherheit in Österreich wurde im Jahr 1989 der Österreichische Verkehrssicherheitsfonds (VSF) geschaffen. Der VSF ist im Mobilitätsministerium (BMK) eingerichtet und setzt sich für die Verbesserung der Sicherheit im Straßenverkehr, insbesondere auch für die Förderung der Verkehrserziehung ein. Die öffentlichen Ausschreibungen des VSF helfen bei der Durchführung von Studien und Forschungen sowie bei Planung und Umsetzung von Maßnahmen auf dem Gebiet der Straßenverkehrssicherheit.

 

In der vergangenen Ausschreibung drehte sich alles um Freiheit auf 2-Rädern – aber sicher, die auf eine Verbesserung der Sicherheit von motorisierten Zweiradfahrenden abzielte, aber auch anderen Verkehrsteilnehmenden Lösungsansätze anbietet, um ein sicheres Gemeinsam auf den Straßen zu ermöglichen.

Früh übt sich

Projekte wie Fit fürs Moped, ModMop oder Mover sollen Jugendlichen bereits in  der Ausbildungsphase ein sicheres Gefühl und das nötige Know-How übermitteln. Doch auch Pkw-Fahranfängerinnen und -anfänger werden angesprochen. Durch das Projekt IMPMOD soll vor allem ihnen die Problematik der eingeschränkten Erkennbarkeit von Motorradfahrenden vermittelt und die Ausbildung dementsprechend ergänzt werden.

So kann bereits zu Beginn der Ausbildung den Lenkerinnen und Lenkern beigebracht werden, auf ihre Umgebung zu achten, um in potentiell gefährlichen Situationen entsprechend zu handeln oder ihnen ganz aus dem Weg zu fahren.

Richtig ausgerüstet

Die richtige Ausrüstung ist für MotorradfahrerInnen das A und O, denn Kleidung und Schuhe können vor Verletzungen schützen. Daher analysiert das Projekt Protect Me unter anderem Daten verunfallter Mopedfahrenden, um Rückschlüsse auf die richtige Schutzkleidung zu ziehen. Doch auch die Ausrüstung des Mopeds ist von großer Bedeutung, denn immer öfter werden diese technisch so verändert, dass die erlaubte Höchstgeschwindigkeit überschritten werden kann. Tune-it? möchte hierzu Unterlagen für die Aus- und Weiterbilung entwickeln, die mögliche Konsequenzen aufzeigen und somit Fahrerinnen und Fahrer früh für die Thematik sensibilisieren.

Hit the road Jack

Gefahren und Unfälle können nicht immer auf (andere) VerkehrsteilnehmerInnen zurückgeführt werden. Auch Straßen können Gefahrstellen bilden. RSI-4-2Wheelers, Spot+Ride und viaMotorrad widmen sich ebensolchen Gefahren- und Unfallhäufungsstellen, um in weiterer Folge dabei zu helfen, genau an diesen Orten potentiell tödliche Unfälle in Zukunft zu vermeiden.

Schlussendlich geht die Sicherheit auf Österreichs Straßen alle Verkehrsteilnehmenden an. Doch gerade das Motorrad bedarf aufgrund der potentiellen Gefahr für die FahrerInnen eines besonderen Maßes an Eigenverantwortung. Das richtige Verhalten auf dem Zweirad – sei es nun richtiges Kurvenfahren, Notbremsungen oder Ausweichmanöver – muss daher regelmäßig trainiert werden. Wenn solche Manöver sitzen, stehen die Chancen besser, echte Gefahrensituationen zu meistern – und Österreichs Straßen erneut ein Stück weit sicherer zu bekommen.

Richtiger Helm kann schwere Kopfverletzungen verhindern

Gemeinsame Untersuchungen von TU Graz und ÖAMTC: Beschädigter Helm oder falscher Helm erhöht Risiko erheblich

In Österreich werden jedes Jahr über 4.100 Mopedfahrerinnen und -fahrer bei Verkehrsunfällen verletzt – darunter viele Jugendliche. Trotz Helmpflicht und guter Helmtrage-Quote kommt es dabei immer wieder zu Kopfverletzungen. Das Institut für Fahrzeugsicherheit der TU Graz hat nun in Zusammenarbeit mit dem ÖAMTC und dem Verein „Große Schützen Kleine“ sowie mit Fördermitteln des beim Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) eingerichteten Österreichischen Verkehrssicherheitsfonds (VSF) untersucht, wie sich unterschiedliche Helmtypen in Unfallsituationen verhalten, wie gut sie schützen und wie Mopedfahrerinnen und -fahrer das Verletzungsrisiko darüber hinaus minimieren können.

Mopedhelm nach einem Aufprall unbedingt ersetzen

Von der TU Graz durchgeführte computergestützte Simulationen zeigten, dass es viel eher zu schweren Kopfverletzungen kommt, wenn Fahrerinnen oder Fahrer einen bereits beschädigten Mopedhelm tragen. „Erfolgt ein weiterer Aufprall an derselben Stelle, steigt die Gefahr von schweren Kopfverletzungen um bis zu 19 Prozent. Grund dafür ist die Schaumstruktur im Inneren des Helms, die sich bei einem Aufprall stark deformiert, um Energie abzubauen. Dieser Energieabbau ist aber nur einmal möglich“, erklärt TU Graz-Wissenschafterin Corina Klug vom Institut für Fahrzeugsicherheit. Die Tests zeigen, dass die Deformation auch auftritt, wenn der Helm nach einem Aufprall äußerlich vollkommen unbeschädigt wirkt.

Motocross-Helm mit gefährlicher Hebel-Wirkung

Außerdem warnen die Forschenden davor, statt eines Mopedhelms einen Motocross-Helm zu tragen. Ein solcher Helm hat einen weit nach vorne ragenden Kinnschutz, der beim Motocross-Fahren für eine verbesserte Luftzufuhr sorgt. Die Versuche und Simulationen zeigten aber, dass dieser Kinnschutz wie ein Hebel wirkt und die Drehung des Helms bei einem Aufprall begünstigen kann. Die Folge sind stark erhöhte Belastungen im Bereich der Halswirbelsäule, speziell wenn der Helm zu eng am Kopf sitzt.

„Die optimale Passform eines Sturzhelms ist grundsätzlich extrem wichtig“, erklärt ÖAMTC-Techniker Dominik Darnhofer. „Weder ein zu locker noch ein zu fest sitzender Helm bieten entsprechenden Verletzungsschutz.“ Für den Helmkauf geben die regelmäßigen Tests des Mobilitätsclubs eine Orientierung. Allerdings erspart man sich dadurch keineswegs das Probieren verschiedener Größen. „Wir raten dazu, vor dem Kauf eine Probefahrt zu machen und den Helm in der Praxis zu testen. Nur so kann man feststellen, ob er auch wirklich passt“, stellt Darnhofer klar.

Neben dem Kopf sind die Arme und Beine bei Zweiradfahrern besonders verletzungsgefährdet. Um oberflächliche Verletzungen zu vermeiden, empfiehlt Darnhofer das Tragen von festem Schuhwerk, von Handschuhen sowie von langen Hosen und langen Ärmeln. „Letzteres bestenfalls in Form einer Mopedjacke.“

Bewusstseinsbildung für mehr Verkehrssicherheit

Die Untersuchungen fügen sich nahtlos ein in die Maßnahmen zur Verkehrssicherheit des BMK. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler: „Umfassende Sicherheit auf Österreichs Straßen geht alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer an – vom Fußgänger bis zur LKW-Fahrerin. Wir investieren daher sowohl in die Forschung für mehr Verkehrssicherheit als auch in die Bewusstseinsbildung, aktuell etwa mit der Kampagne ‚Vorsicht fährt besser‘. Denn gerade in der Moped- und Motorradsaison möchten wir speziell das richtige Verhalten auf dem Zweirad in den Fokus rücken. Das Projekt „Protect me“ von ÖAMTC und TU Graz zeigt: Ein richtiger und passender Helm kann Leben retten!“

So wurde die Untersuchung durchgeführt

Im Projekt „Protect Me“ wurde der Einfluss von Schutzausrüstung auf den Grad und die Art von Verletzungen beim Mopedunfall untersucht, um daraus Empfehlungen abzuleiten. Die Forschenden nutzten dafür prospektive Daten aus einer Fragebogenstudie des LKH Graz, führten Versuche mit verschiedenen Helmtypen durch und simulierten Unfallszenarien mit einem virtuellen Mensch-Modell. Darüber hinaus untersuchten sie in einer Sensitivitätsstudie den Einfluss unterschiedlicher Helm-Parameter auf das Verletzungsrisiko.

Das Forschungsprojekt „Protect Me“ wurden vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) gefördert und vom Institut für Fahrzeugsicherheit der TU Graz unter Mitwirkung des ÖAMTC und des Vereins „Große Schützen Kleine“ durchgeführt.

 


 

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