Kategorie Innovation & Technologie - 24. Juli 2019

Nach leichtem Unfall: Autonomer E-Bus wieder im Betrieb

Datenanalyse ergab: Bus reagierte richtig und blieb sofort stehen, volle Aufmerksamkeit im Straßenverkehr gefordert

Von Glück im Unglück kann man nach dem leichten Unfall mit dem autonomen E-Bus in der Wiener Seestadt sprechen – sowohl für die betroffene Person, als auch für den Fortgang des Pilotprojekts.

Nach ausgiebigen Test geht der auto.Bus in der Seestadt erstmals in den „Linienbetrieb“ mit Fahrgästen. © Wiener Linien

Nachdem am vergangenen Donnerstag eine Person mit Kopfhörern in den Ohren und aufs Handy schauend seitlich in den autonomen Busse gelaufen war, liegen nun die Ergebnisse der Datenanalyse vor.

Demnach reagierte der autonome Bus völlig korrekt und leitete, wie vorgesehen, einen Notstopp ein, als die Frau von den Bussensoren erkannt wurde. Die E-Busse sind mit 2D- und 3D-LiDAR-Sensoren ausgestattet, um die Umgebung permanent hinsichtlich potentieller Hindernisse – bewegliche wie Fußgänger und permanente wie falsch geparkte Autos – zu scannen.

Innerhalb von gerade einmal 1,6 Sekunden kam der Bus zum völligen Stillstand. Da die Person aber auch während des Notstopps ihren Weg fortsetzte, war der Zusammenstoß nicht zu vermeiden. Glücklicherweise kam es aufgrund der niedrigen Geschwindigkeit nur zu leichten Abschürfungen.

„Der Bus hat genau so reagiert, wie er sollte. Er erkannte die Person als bewegliches Hindernis und führte sofort einen Notstopp durch. Sämtliche Kontroll- und Sicherheitsmechanismen haben einwandfrei funktioniert, deshalb wird ab heute, 24. Juli, der Fahrgasttestbetrieb fortgesetzt“, so das Projektteam auto.Bus – Seestadt.

Für mehr Aufmerksamkeit im Straßenverkehr

Im Straßenverkehr ist von allen Verkehrsteilnehmern stets die volle Aufmerksamkeit gefragt. Ein kurzer Blick auf das Telefon oder ein paar Klicks bei Facebook, WhatsApp und Co. reichen aber oft schon aus, um sich selbst oder andere Personen im Straßenverkehr in lebensgefährliche Situationen zu bringen. In den letzten Jahren war Ablenkung die Hauptunfallursache auf Österreichs Straßen. Rund ein Drittel aller tödlichen Unfälle auf den Straßen lassen sich auf die Folgen von Unachtsamkeit zurückführen.

Gefährliche Situationen lassen sich vermeiden, indem im Straßenverkehr auf Handy und Kopfhörer verzichtet werden. Auch im Bereich des öffentlichen Verkehrs gilt: Weder der aufmerksamste Fahrer oder Fahrerin, noch die ausgefeilteste Technik können immer zeitgerecht eingreifen und einen Unfall verhindern.

Seit 6. Juni sind die zwei autonomen E-Busse werktags in den Vormittags- und Mittagsstunden entlang der mehr als zwei Kilometer langen Strecke rund um die U2-Station Seestadt unterwegs. Bei durchschnittlich insgesamt 13 Fahrten pro Einsatztag drehten bisher rund 1.500 Fahrgäste eine oder gleich mehrere Runden in den zehnsitzigen Bussen. Knapp 900 Kilometer haben die Fahrzeuge bereits erfolgreich abgespult.

 

Alle Infos zur neuen Strecke in der Seestadt, die aktuellen Standorte der Busse sowie die FAQs für Fahrgäste zum Betrieb gibt es hier.

Weitere Infos zum auto.Bus – Seestadt 

  • Anzahl Fahrzeuge: 2 Stück
  • Projektvolumen: Rund 1,5 Millionen Euro
  • Länge / Breite / Höhe: 4,75 Meter / 2,11 Meter / 2,65 Meter
  • Kapazität: 11 Fahrgäste (inkl. 1 Operator)
  • Erlaubte Höchstgeschwindigkeit: 20 km/h (im automatisierten Betrieb)
  • Maximale Laufzeit: 9 Stunden
  • Durchschnittliche Ladezeit: 4 bis 8 Stunden
  • Geplante Teststrecke ab Frühjahr 2019: 2 Kilometer rund um die U2-Station Seestadt

Service: 2016 wurde der erste Aktionsplan zum automatisierten Fahren in Österreich vom BMVIT veröffentlicht. Vieles aus dem bisherigen Aktionsplan konnte in den letzten zwei Jahren bereits umgesetzt werden. Es wurden erste rechtliche Rahmenbedingungen für das Testen von automatisierten Fahrzeugen auf öffentlichen Straßen in Österreich geschaffen, Testumgebungen etabliert und Leitprojekte initiiert.

Im Herbst 2018 wurde das neue Aktionspaket automatisierte Mobilität – „AUTOMATISIERT – VERNETZT – ELEKTRISCH – MOBIL“ vorgestellt. Es wird weitere mittel- bis langfristigen Maßnahmen im Bereich des automatisierten Fahrens in Österreich definieren und legt dabei einen besonderen Wert auf einen verkehrlich sinnvollen Einsatz dieser Technologie.

Verordnung zum automatisierten Fahren

Aktionspaket Automatisierte Mobilität

Die wichtigsten Fragen & Antworten zum Automatisierten Fahren.

Automatisiertes Fahren kann für mehr Verkehrssicherheit sorgen und ist zugleich ein wichtiger Wirtschaftsfaktor: In Österreich arbeiten rund 800 Unternehmen in der Automobilbranche und bieten etwa 70.000 Menschen Arbeitsplätze. Schon jetzt sind die österreichischen Autozulieferbetriebe in vielen Bereichen des automatisierten Fahrens international gefragt. Damit das so bleibt, hat das BMVIT den Aktionsplan Automatisiertes Fahren entwickelt und investiert in Summe 20 Millionen Euro in Testumgebungen und Technologieentwicklung.