Kategorie Innovation & Technologie - 5. November 2016

Neue Laser, kleinere Sensoren und eine künstliche Wolke

Wien – Eine sechs Meter hohe Kammer, in der Pulverschneekristalle wachsen – so könnte die „Schneekanone“ der Zukunft aussehen. Wassertropfen, die in den zylindrischen Raum eingespritzt werden, erzeugen eine künstliche Wolke. Kristallisationskeime werden gezielt eingebracht, um an ihnen Eiskristalle wachsen zu lassen. Der wissenschaftliche Leiter Michael Bacher und seine Kollegen der TU Wien und Boku Wien vereinen mit dieser Erfindung mehrere Vorteile: Es kann Schnee unterschiedlicher Dichte – auch Pulverschnee – erzeugt werden. Aus einem Kubikmeter Wasser entstehen so bis zu 15 Kubikmeter Schnee. Bei der bisherigen Technik, bei der zerstäubtes Wasser zu Eistropfen gefriert, liegt dieses Verhältnis bestenfalls bei eins zu zwei.

Die Erfindung, die im Rahmen des Universitäts-Spin-off Neuschnee weiterentwickelt wird, wurde bereits vergangenen Winter im Skigebiet Obergurgl-Hochgurgl erprobt. Die Erfinder des Pulverschnees aus der künstlichen Wolke zählen zu den Nominierten für den Staatspreis Patent 2016, den das Verkehrsministerium gemeinsam mit dem Österreichischen Patentamt am 9. November erstmals vergibt. Der Preis wird in drei Kategorien vergeben: Neben dem „Patent des Jahres“, das 2015 erteilt worden sein muss, wird eine „Marke des Jahres“ gewürdigt. Erfinderinnen werden mit einem eigenen Hedy-Lamarr-Preis hervorgehoben. Insgesamt 254 Einreichungen sind bei den Veranstaltern eingelangt.

Für das Patent des Jahres, bei dem Originalität, Komplexität und wirtschaftliches Potenzial der Erfindung bewertet werden, ist neben den Schneemachern auch der Erfinder einer neuartigen Vorrichtung zum Warten von Klimaanlagen nominiert. Der Physiker Peter Kerschenbauer vom steirischen Kfz-Messtechnik-Spezialisten AVL Ditest entwickelte ein Wartungsgerät für CO2-Klimaanlagen in Autos. Die Erfindung behebt das Problem der Trockeneisbildung beim Tausch des Kältemittels, einer Veränderung des Aggregatzustands von CO2 wird verhindert.

Als dritte Erfindung wurde eine spezielle Sensortechnik für Eigenschaften von Flüssigkeiten nominiert. Entwickler der TU Wien und des Forschungsunternehmens AC2T Research beschrieben eine neue platzsparende Bauweise von Sensoren, mit denen etwa Dichte und Viskosität gemessen werden können. Die mechanisch schwingenden Komponenten, mit der die Eigenschaften erfasst werden, kann dabei in einen Siliziumwafer, der auch die integrierte Elektronik des Sensors trägt, geätzt werden.

Ehrung für Erfinderinnen

Die in Wien geborene Erfinderin und Schauspielerin Hedy Lamarr – sie wäre am 9. November 102 Jahre alt geworden – ist Namensgeberin für die dritte Preiskategorie, in der Frauen ausgezeichnet werden, denen zwischen 2010 und 2015 ein Patent erteilt wurde. Hier ist Alberta Bonanni nominiert, die an der Uni Linz einen Halbleiterlaser für die Datenübertragung entwickelt hat. Er basiert auf einem System, das bisher nicht im speziellen Spektralbereich des Infrarotlichts verwendbar war, das bei optischen Datenübertragungen verwendet wird. Bonannis Methode kommt anders als bisherige Lösungen ohne problematische Stoffe wie Arsen und Indium aus.

Auch Moumita Koley von einem Team der TU Wien, das an einem Verfahren zur Regeneration von Herzgewebe arbeitet, zählt zu den Nominierten. Zellen aus körpereigenem Gewebe sollen zu neuen Herzmuskelzellen umgebildet werden, die dann in einen geschädigten Bereich injiziert werden.

Und auch Valentine Troi, Gründerin von Supertex Composites, ist eine Preisanwärterin. Ihre Erfindung: ein Verfahren, das Faserverbundwerkstoffe zu flexibel anpassbaren Strukturen formt, die in von der Architektur bis zu Leitungssystemen im Flugzeugbau in vielen Bereichen Anwendung finden können. (pum, 5.11.2016)


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Staatspreis Patent