Kategorie Energie - 16. Dezember 2021

Wie Speicher zum Schlüssel der Energiewende avancieren

Bis 2030 soll der Strom in Österreich zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammen, bis 2040 das Land klimaneutral wirtschaften. Ein gewaltiges Vorhaben, das unser Energiesystem vor große technische und organisatorische Herausforderungen stellt, denn um Strom und Wärme in Zukunft sicher und sauber bereitstellen zu können, braucht es neue Ansätze bei der Energieverteilung und -speicherung und eine Flexibilisierung des Energiebedarfs.

 

Leistungsfähige Strom- und Wärmespeicher nehmen dabei eine Schlüsselrolle ein. Sie sorgen dafür, dass Energie aus erneuerbaren Quellen wie Wind, Sonne oder künftig Geothermie jederzeit sicher zur Verfügung steht – trotz aller Schwankungen bei der Erzeugung. Forschung und Innovation bringen diese Schlüsseltechnologien zur Marktreife. Die neue Ausgabe des Energy Innovation Austria zum Thema Speichersysteme zeigt einige ausgewählte nationale und internationale Forschungs- und Entwicklungsvorhaben für innovative Speicheranwendungen. Energiespeicher als Schlüssel für die Energiewende war auch der Titel der diesjährigen internationalen Tagung des Klimaschutzministeriums (BMK), an der mehr als 200 Expert:innen teilnahmen, um Status und Entwicklungstrends zu präsentieren und diskutieren.

Wie leistungsfähige und nachhaltige Speicher nun ganz konkret in das Energiesystem integriert werden können und welche relevante Anwendungen dabei empfohlen werden, beantwortet zum einen die erstmalige systematische Markterhebung der Energiespeicher in Österreich sowie ein aktueller Bericht der sogenannten Speicherinitiative des Klima- und Energiefonds. Alle Berichte und Präsentationen sowie Videos stehen auf der Website des Events Speichersysteme – eine Schlüssel zur Energiewende zur Verfügung.

 

Für eine konsequente Energiewende und das Ziel Klimaneutralität in Österreich ist es unerlässlich, die Marktentwicklung von verschiedenen Energiespeichern zu erheben. Diese Speichermarkterhebung des BMK konzentriert sich auf stationäre Batteriespeicher für die Eigenverbrauchsmaximierung in PV-Systemen, Großwärmespeicher in Nah- und Fernwärmesystemen, thermische Aktivierung von Gebäuden und innovative Speichersysteme und wurde erstmals über viele Jahre bis zum Datenjahr 2020 dokumentiert.

Bisher haben jedoch vor allem fossile Energieträger als hochenergetische stoffliche Bevorratung und Speicher gedient. Beim Übergang von einem fossil dominierten zu nachhaltig erneuerbaren Energiesystemen benötigt man in großem Umfang innovative Strom- und Wärmespeichersysteme. Die Anforderungen an diese Energiespeicher sind deutlich höher. Die stoffliche Speicherung etwa von fester Biomasse oder Wasser in Hochspeichern wird durch Speicherung von Endenergie wie Strom oder Wärme ergänzt.

Katalysator für den Klimaschutz

Ergänzend dazu wurde bereits 2015 die Speicherinitiative des Klima- und Energiefonds ins Leben gerufen, um potenziellen Marktteilnehmenden Informationen über Energiespeichertechnologien und -systemen und ihren Anwendungsgebieten bereitzustellen, den Erfahrungsaustausch zu erleichtern und das vorhandene Wissen zu sammeln und zu verbreiten. Im nun vorliegenden werden als wesentliche Aktionsfelder die „Energiewirtschaft“, „Industrie & Gewerbe“, „Haushalte“ und „Neue Player“ definiert und dazu zehn Zielbilder für den Einsatz in Österreich für das Jahr 2030 sowie 10 konkrete Umsetzungsmaßnahmen erarbeitet.

Die involvierten 150 Expert:innen orten das größte Potenzial im Bereich der Energiewirtschaft, konkret bei der direkten und indirekten Nutzung von Strom- und Wärmespeichern durch Energieversorger. Zum Einsatz kommen sollen dabei neben eigens errichteten großen Strom- und Wärmespeichern auch private und gewerbliche Speicher, etwa bei Energiegemeinschaften.

„Die Energiewende ist ein wichtiger und erforderlicher Schritt für mehr Klimaschutz in Österreich. Keine Frage – es ist noch viel zu tun, um Österreich bis 2040 fossilfrei zu machen. Die Energiewende ist dabei vor allem eine Chance, die es zu nutzen gilt. Nur so können wir in Österreich und weltweit eine Vorreiterrolle in Sachen Klimaschutz einnehmen und österreichische Unternehmen zu Weltmarktführern bei Strom- und Wärmespeichern machen“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Wo konkret angesetzt werden müsse, zeigen nun die vorliegenden Ergebnisse der Speicherinitiative.

In Bezug auf die Umsetzungsmaßnahmen setzten die Expert:innen auf eine ganzheitliche Betrachtung von Speichern: Um die Energiewende erfolgreich und langfristig umzusetzen brauche es unter anderem entsprechende rechtlich bzw. regulatorische Rahmenbedingungen, neue Geschäftsmodelle, technologische Innovationen, und Bewusstseinsbildung bei allen gesellschaftlichen Akteuren.

Theresia Vogel und Ingmar Höbarth, die Geschäftsführer:innen des Klima- und Energiefonds: „Strom- und Wärmespeicher spielen eine zentrale Rolle bei der Energie- und Mobilitätswende. Als ‚Enabler‘ von Klimaschutzaktivitäten in Österreich zeigen wir durch unsere Speicherinitiative relevante Themen in diesem Bereich auf und gießen sie anschließend in konkrete Förderungen. Dabei haben wir stets das Gesamtsystem im Blick, und betrachten (volks-) wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Technologiefolgen.“