Kategorie Innovation & Technologie - 18. November 2015

Österreichs Bahnindustrie setzt auf Exporte und Innovation

Die heimische Bahnindustrie sei eine „Visitenkarte Österreichs im Ausland“, betonte Verkehrsminister Alois Stöger (SPÖ) anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Bahnindustrieverbands. Mit einer Exportquote von 71 Prozent sei der Sektor ein gutes Beispiel für Technik „made in Austria“. Österreich als „Bahnfahrerland Nummer 1“ in der EU biete den Unternehmen den wichtigen Heimmarkt.

Hohe Patentquote

Mit dem kürzlich verabschiedeten ÖBB-Rahmenplan 2016 bis 2021 fließen 14,6 Mrd. Euro in den Bahnausbau und damit in eine verbesserte Mobilität, wie Stöger bei einer Pressekonferenz in Wien erläuterte. Das bringe auch für die Bahnindustrie, in der 8.100 Menschen beschäftigt sind, langfristige Planungssicherheit. „Kein Land der Welt hat mehr Patente im Bahnwesen pro Kopf als Österreich“, sagte der Minister. Mit 45 Patenten pro Million Einwohner halte Österreich hier einen Weltrekord. Die Forschungsquote in der Bahnindustrie liege bei 9 Prozent, während sie sonst im Schnitt 3 Prozent betrage.

ÖBB-Chef Christian Kern sieht die heimische Bahnindustrie als wichtigen Partner der Bundesbahn. Auf der ganzen Welt gebe es eine „Renaissance des Bahnfahrens“, verwies er insbesondere auf große Bahnprojekte in Japan, China und Russland. Europa habe den Bahntechnikmarkt in der Vergangenheit dominiert, diese Position zu halten sei eine gemeinsame Aufgabe.

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Große Unterschiede bei Normen innerhalb der EU

Hinderlich sei dabei die Zersplitterung der Normen im Bahnwesen innerhalb Europas. „Wer heute einen Zug in ganz Europa fahren will, hat bis zu 13.000 Normen zu beachten“, sagte der ÖBB-Chef. Dies wirke auch als Kostenfaktor: Alleine der Einsatz einer in Österreich und der Schweiz fahrenden Lokomotive auch in Italien koste 1 Mio. Euro mehr. Die großen Unterschiede bei den Normen für Züge und Bahnverkehr zwischen Österreich und Italien brächten großen Aufwand.

Da sei die EU gefordert, erläuterte Stöger. Die technische Schiene im 4. Eisenbahnpaket müsse umgesetzt werden, um einheitliche Eisenbahnsysteme zu schaffen, die miteinander kompatibel seien. In ganz Europa und Asien sollten Züge ungehindert rollen können.

Angesprochen auf den Güterverkehr meinte Kern, er teile nicht die Kritik des Infrastrukturreports am niedrigen Güterverkehrsanteil auf der Schiene. Seit 2008 sei der industrielle Output in Europa massiv zurückgegangen, die Produktion sei noch immer nicht auf dem Vorkrisenniveau angelangt. Trotz dieser Entwicklung sei es in Österreich gelungen, den hohen Modalanteil der Schiene zu halten. Bei der Häufigkeit von Güterverladebahnhöfen bzw. Güterstationen liege Österreich auf dem Niveau der Schweiz. Die Bahn werde ihre Position bei sperrigen Gütern sowie im Containerbereich weiter ausbauen.

Innovationspreis ausgeschrieben

Das Projekt eines Ausbaus der russischen Breitspurbahn bis nach Österreich gehe weiter, mittlerweile gebe es vier Trassenvorschläge, erläuterte Kern. Er sei zuversichtlich, dass der Bau im Jahr 2020 beginnen könne. Knackpunkt sei die Finanzierung.

Der Verband der Bahnindustrie hat 25 Mitglieder, darunter u. a. Kapsch, Plasser & Theurer, Siemens, Bombardier, Frequentis, Voith und Knorr-Bremse. Voraussetzung für die Mitgliedschaft eines Unternehmens sei dessen Wertschöpfung in Österreich durch einen Produktions- oder Entwicklungsstandort, erläuterte Verbandspräsident Wolfgang Röss. Der Verband der Bahnindustrie schreibt erstmals anlässlich seines 10-jährigen Jubiläums einen Innovationspreis in Höhe von 3.000 Euro aus. Gefragt sind wissenschaftliche Arbeiten aus dem gesamten Eisenbahnwesen.