Kategorie Klima- & Umweltschutz - 11. Mai 2023

Grün, grün, grün ist alles was uns wert ist: Erfolgreiche Premiere von »The Green 100«

Wer wird die Klima-, Energie und Mobilitätswende erfolgreich finanzieren? Wie wird es gelingen, privates Kapital in Richtung lebenswerte und nachhaltige Zukunft zu lenken? Und wie können wir die globalen Klimaziele in Reichweite halten? Green Finance, also grüne Investments, sollen bei diesem Wandel eine gewichtige Rolle spielen und Entscheidungen der Finanzwelt zugunsten von Umwelt und Klima dirigieren.

Nachhaltig finanzieren oder nachhaltig finanzieren lassen – bei der ersten Ausgabe der vom Klima- und Energiefonds im Auftrag des Klimaschutzministeriums (BMK) veranstalteten grünen Finanzierungsmesse „The Green 100“, die diese Woche im ehemaligen Semperdepot der Akademie der bildenden Künste stattfand, war beides möglich. Dort konnten klimawirksame Unternehmen, Start-Ups und Projekte, die Kapital benötigen, mit Investor:innen in Kontakt kommen und sich über mögliche Finanzierungen austauschen.

 

Neben den 62 nach Investor:innen suchenden Aussteller:innen waren auch 17 Vermittler:innen und sechs Finanzdienstleister:innen vor Ort. Mit 650 Interessierten verzeichnete „The Green 100“ ein erfolgreiches Debüt und hat maßgeblich dazu beigetragen, das Wissen für grüne Finanzierungs- und Investitionsmöglichkeiten zu stärken.

Für Klimaschutzministerin Leonore Gewessler war die erste Auflage der grünen Finanzierungsmesse „ein voller Erfolg, denn der Finanzbereich ist ein zentraler Hebel für den Klimaschutz. Es ist wichtig, Investitionen in eine nachhaltige und klimaneutrale Zukunft zu lenken. Die privaten und institutionellen Anleger:innen in Österreich sind vermehrt an grünen Investments interessiert. Gleichzeitig gibt es im Land viele gute Ideen, die auf eine erfolgreiche Umsetzung warten. Das haben wir bei der Messe deutlich gesehen. Sie hat einen Überblick darüber gegeben, welche Möglichkeiten es gibt und wie diese funktionieren.“

Vorreiter für den Klimaschutz Mit der Green Finance Alliance hat das Klimaschutzministerium eine Initiative ins Leben gerufen, die Finanzunternehmen bei ihrem Weg in Richtung Klimaneutralität unterstützt. Österreich macht damit einen wichtigen Schritt in Richtung Umsetzung der Pariser Klimaschutzziele für Unternehmen aus dem Finanzsektor. Die Green Finance Alliance ist die weltweit erste staatliche Initiative, die eine freiwillige Selbstverpflichtung von Finanzunternehmen zu den Pariser Klimazielen mit der verpflichtenden Erfüllung konkreter Kriterien für deren Kerngeschäft vorsieht. Über unseren BMK-Newsletter „Green Finance“ bleiben Sie laufend informiert.

Klima- und Energiefonds-Geschäftsführer Bernd Vogl zeigte sich ebenfalls begeistert: „Unsere Erwartungen wurden definitiv übertroffen. Um den raschen und konsequenten Umbau des Energiesystems zu schaffen und ein klimafreundliches Verkehrssystem zu gestalten, benötigt es große Summen. Die Finanzierungsmesse hat heuer zum ersten Mal stattgefunden und neben dem Branchenpublikum auch zahlreiche Finanz-Interessierte ins Atelierhaus geführt. Das ist ein deutliches Signal, dass klimaverträgliche Kriterien bei den Investments immer wichtiger werden.“

Nachdem beide die Messe eröffnet hatten, diskutierten die Umweltökonomin Birgit Bednar-Friedl (Uni Graz), die CliMates Austria-Vorständin Katja Hummer und der Social Entrepreneur und Investor Martin Rohla (Goodshares) das Thema „Kapital sucht Projekt oder Wie wir den grünen Wandel finanzieren“. Durch den gesamten Event moderierte der Meteorologe und Autor Andreas Jäger.

Zahlreiche (grüne) Highlights

Wie finanziere ich mein Unternehmen bzw. welches Finanzierungsmodell ist dafür am besten geeignet? Worauf müssen Unternehmen bei Crowdinvesting-Kampagnen achten, und welche Risiken gibt es für die Investor:innen? Welche Optionen nachhaltiger Veranlagungen gibt es? Was ist Greenwashing und wie erkennt man es?

Zwar ist „Greenwashing“ mittlerweile ein gebräuchlicher Begriff, aber was sind „Robo-Advisors“? Und was versteht man unter „Equity Finance“, „Impact Investing“ oder „Venture-Capital“? All diese Fragen wurden in einer Reihe von interaktiven Sessions und Keynotes von und mit Finanzexpert:innen geklärt.

Während der gesamten Messedauer wurde ein reger Austausch zwischen den Besucher:innen und Teilnehmer:innen gepflegt, bei dem sie nicht nur wertvolles Wissen zum Thema Grüne Finanzierung erwerben, sondern auch wertvolle Kontakte knüpften konnten. Nicole Neumayr von der accent Inkubator gefiel die inspirierende, innovative Atmosphäre: „Nie war Netzwerken einfacher. Diese Community könnte sich zum Herzstück der grünen Transformation entwickeln.“ Auch Stefan Faatz-Ferstl von Soilful, einem Start-up, das Gemüsefarmen für Unternehmen aufbaut, hat ‚The Green 100‘ sehr geholfen, „wertvolle Kontakte zu Unternehmen und möglichen Finanzierungspartnern für die Startfinanzierung zu knüpfen“.

Grüne Projekte, grüne Location, grünes Event

„The Green 100“ bot auf 1.215 Quadratmetern eine Plattform, auf der sich alles um nachhaltige Finanzierung drehte. Dabei wurden ausschließlich Projekte oder Unternehmen vorgestellt, die einen direkten bzw. indirekten Beitrag zum Klimaschutz oder der Klimawandelanpassung in Österreich leisten.

So kamen viele unterschiedliche Branchen zusammen, denen der vorausschauende und nachhaltige Blick in die Klimazukunft gemeinsam war. Die ausgestellten Projekte waren jeweils zumindest einem der folgenden sieben Themenbereiche zugeteilt:

  • Bioökonomie, Kreislaufwirtschaft, Landwirtschaft & Ernährung
  • Energieeffizienz
  • Erneuerbarer Strom
  • Erneuerbare Wärme
  • Infrastruktur, Bauen & Wohnen
  • Klimawandelanpassung
  • Mobilität

Die insgesamt 85 Aussteller:innen, von accent Inkubator GmbH bis ZEPCON GmbH, präsentierten ihre innovativen Ideen, neuen Technologien, Produkte und klimawirksamen Dienstleistungen, u.a.

  • nachhaltige und umweltzertifizierte Finanzprodukte,
  • maßgeschneiderte Betreuungspakete zur Umsetzung klimaorientierter Gründungsvorhaben,
  • elektrische Energie produzierende Fischwanderhilfen,
  • schwimmende Bojen-Strömungskraftwerke,
  • Lastenfahrräder (für bis zu vier Personen),
  • rezyklierbare Matratzen,
  • patentierte Katalysatorsysteme, die die Lebensdauer der gesamten Elektrode erhöhen,
  • Hydrogele als Wasser- und Nährstoffspeicher in der Landwirtschaft,
  • Hoch-Temperatur-Salzspeicher zur Speicherung von Energie,
  • faltbare Fotovoltaik-Anlagen,
  • Kleinwägen aus Holz mit PV-Modulen am Dach,
  • fleischreduzierte Bio-Produkte speziell für Kinder,
  • pflanzenbasierte Fischprodukte,
  • Bio-Gemüsefarmen auf brach liegenden Frei- oder Dachflächen,
  • mittels 3D Druck hergestellte Bauteile,
  • Hundefutter mit Insektenprotein,
  • Wurmkisten zur Kompostierung,
  • ein Musterhauspark speziell für TinyHouses und nachhaltige Begleittechnologien,
  • ein Online-Reisebüro für ausschließlich Zug-, Bus- und Fähren-Direktbuchungen,
  • Windkraftanlagen für Starkwindgebiete,
  • Dienstleistungen aus der Reinigungs- und Mechatronikindustrie, für die Forstwirtschaft, u.v.m.

Der Finanzierungsbedarf pro konkretes Projekt bzw. gesamtes Unternehmen liegt den Angaben der Ausstellenden zufolge zwischen 50.000 und mehr als zehn Millionen Euro.

Die Veranstaltung wurde gemäß den Kriterien des Österreichischen Umweltzeichens für Green Events ausgerichtet. Die Teilnahme war sowohl für die Aussteller:innen als auch für die Besucher:innen kostenlos.