Kategorie Innovation & Technologie - 7. Juli 2016

Raumschiff-Ausflug mit Oma als Co-Pilotin

Das Enkelkind steuert ein Raumschiff. Die Oma steht an der Navigationskonsole und gibt Fluganweisungen, um die Mission erfolgreich abzuschließen. – So könnte ein Computerspiel aussehen, das darauf ausgerichtet ist, junge und ältere Menschen zusammenzubringen und gemeinsam Spaß zu haben. Dieses Ziel haben sich Forscher der FH Oberösterreich in Hagenberg und der Johannes-Kepler-Universität Linz im Projekt „Intergenerational Co-located Play for Old and Young“ gesetzt, das das Technologieministerium im Rahmen des Benefit-Programms der Förderagentur FFG unterstützt.

„Um gemeinsam zu spielen, ist die physische Präsenz wichtig. Es geht um Blickkontakt, ums miteinander reden und lachen“, erklären Michael Lankes und Jürgen Hagler von der Research Group Playful Interactive Environments in Hagenberg, wo das Konzept gemeinsam mit Kollegen der Research Group Mobile Interactive Systems entwickelt wird. Der Prototyp ihres „Co-located Playgrounds“ soll zur Attraktion im Mitmach-Museum des Welios Science Center in Wels werden.

Auch wenn Computerspiele unter älteren Menschen durchaus verbreitet sind, unterscheiden sich Jung und Alt doch bei ihren Spielpräferenzen. „Ältere Menschen neigen eher zu strategischen Spielen. Unsere jüngere Zielgruppe unter zehn Jahren ist impulsiver. Da stehen schnelle Reaktionen im Vordergrund“, erläutert Lankes. „Der Clou ist, ein Konzept zu finden, mit dem beide zufrieden sind.“

Computerspiel mit zwei Phasen

Die Entwickler haben sich dazu ein Spiel mit zwei Phasen ausgedacht. „Zuerst gibt es die Konstruktionsphase. Gemeinsam wird aus realen Bausteinen ein Raumschiff gebaut“, erklärt Hagler. Die Bausteine sind gleichzeitig Eingabegeräte für das Computerspiel. Durch entsprechende Sensorik bildet sich das Raumschiff im virtuellen Spieluniversum auf einer großflächigen Projektion ab. Je nach gewählten Bausteinen könnte es bestimmte Eigenschaften und Fähigkeiten haben.

Dann kommt die Flugphase. In einer kurzen Sequenz soll gemeinsam ein Auftrag erfüllt und etwa Objekte gesammelt oder ein Planet angeflogen werden. „Das Kind hat zu diesem Zweck vielleicht einen Steuerknüppel vor sich, mit dem es das Schiff steuert. Der Ältere übernimmt unterstützende Funktion“, erläutert Hagler. An einer „Raumschiff Enterprise“-ähnlichen Konsole könnte er ein Tablet mit einer Übersichtsdarstellung vor sich haben, anhand derer er den jungen Piloten zum Ziel lotst.

Sich ergänzen

„Strategisches Denken der Älteren und Geschicklichkeit der Jüngeren ergänzen sich auf diese Art“, resümiert Lankes. Und auch die Zuschauer hinter dem spielenden Paar sollen eingebunden werden. „Denkbar ist, dass sie mittels Positionstrackern Teil des Spiels werden und zu Sternen oder anderen Objekten im virtuellen Universum werden“, so der Forscher.

Dieses „Pilot-Copilot-Szenario“ soll die Bindung zwischen den Spielenden fördern und eine gemeinsame Erinnerung schaffen, die man mithilfe einer App auch mit nach Hause nehmen kann, erklären die beiden Entwickler. Das selbstgebastelte Raumschiff könnte in einem Smartphone-Spiel „weiterleben“ und so für weitere Abenteuer bereitstehen.

Noch stehen die Entwickler am Anfang ihres Projekts. In Workshops soll demnächst gemeinsam mit Probespielern das Konzept verfeinert und erprobt werden, bevor es an die Umsetzung geht. Ende 2017 soll das Spiel dann von allen Welios-Besuchern in Wels evaluiert werden. (pum, 6.7.2016)