2. Juli 2020

Rekordflut an weltweiten Patentanmeldungen aus Österreich

Patentamtspräsidentin Mariana Karepova und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler präsentieren die Jahresbilanz an Erfindungen und Marken

2019 war demnach ein Rekordjahr für österreichische Erfinderinnen und Erfinder: Weltweit kamen 11.731 Patentanmeldungen aus Österreich. „2019 waren Österreichs Erfinderinnen und Kreative extrem aktiv. Im Österreichischen Patentamt hatten wir um sechs Prozent mehr Markenanmeldungen und eine stärkere Nachfrage nach Patent-Dienstleistungen als im Vorjahr“, zog Patentamtspräsidentin Mariana Karepova mit dem neuesten Zahlenmaterial und dem Jahresbericht des Österreichischen Patentamtes erfreuliche Bilanz.

„Unsere IP Academy hat zudem fast 2.000 Newcomern beigebracht, wie man geistiges Eigentum schützt.“ Bereits im vergangenen Jahr – und damit noch rechtzeitig vor der Krise – sei es dem Patentamt gelungen, für Interessierte und Klienten zu 100 Prozent digital verfügbar zu sein. „Das hat uns sehr geholfen, unser Angebot auch während des Lockdowns im vollen Umfang am Laufen zu halten“, so Karepova bei der Präsentation am im Cafe Heuer am Wiener Karlsplatz.

Auch Klimaschutzministerin Leonore Gewessler zeigt sich aufgrund der Zahlen beeindruckt: „Ich freue mich sehr über diesen Rekord – mehr Patente aus Österreich als je zuvor. Gerade die vielen Patentanmeldungen aus dem Bereich Klimaschutz zeigen – in diesem Feld gehören wir europaweit zu den Besten. Das ist wichtig, denn Innovation und Erfindungen werden im Kampf gegen die Klimakrise eine wichtige Rolle spielen“.

Im neuen Jahr hätte aber der Lockdown bisher seine Spuren hinterlassen. Am stärksten betroffen waren davon die Markenanmeldungen. Sie sind im April und Mai gleich um 30 Prozenzt eingebrochen. Für Karepova kein Wunder, „denn ein neues Logo kann nur schwer am Markt positioniert werden, wenn die Rollbalken der Geschäfte unten sind.“ Bei den Patenten waren vor allem private Einzelerfinderinnen und -erfinder betroffen, die vermutlich aus Kostengründen mit dem Anmelden gezögert haben. „Die Patentanmeldungen der Unternehmen sind dagegen bisher stabil geblieben: Erfindungen, die schon vor der Krise in der Pipeline waren, wurden zum Patent angemeldet“, so Karepova weiter. Wie sich die Wirtschaftskrise weiterhin auf Forschung, Entwicklung und Patente auswirke, bleibt jedoch abzuwarten.

Österreichischer Rankingführer ist zum wiederholten Male AVL List (mit 169 zum Patent/Gebrauchsmuster angemeldeten Erfindungen), gefolgt von Julius Blum und Engel. Insgesamt wurden letztes Jahr 2.724 Erfindungen beim Österreichischen Patentamt angemeldet. Das Bundesland Nummer eins ist Oberösterreich – mit 642 Erfindungsanmeldungen. Das ist, um über 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Bundesländer auf Platz  zwei und drei sind: Die Steiermark mit 463 und Wien mit 436 Erfindungsanmeldungen. Die größte Chance, eine Erfinderin oder einen Erfinder zu treffen, hat man in Vorarlberg. Das westlichste Bundesland liegt auf Platz eins bei der Anzahl an Erfindungen pro Einwohnern.

Helmut List, CEO der AVL List: „Die Elektrifizierung des Antriebsstranges stellt eine Schlüsseltechnologie zur nachhaltigen CO2-Reduktion dar. Wir bei AVL sehen einen Wettlauf und ein Miteinander unterschiedlicher Technologien in den Bereichen der Primärenergie, der Energieträger und der Antriebssysteme. Zur Erreichung der Klimaziele hat AVL in den letzten drei Jahren nahezu 100 Erstanmeldungen allein mit Schwerpunkt Wasserstoff und Brennstoffzellen eingereicht.“

2019 brachte auch einen satten Anstieg der Markenanmeldungen. 6.261 Marken wurden beim Österreichischen Patentamt angemeldet – das ist um rund 6 Prozent mehr als im Vorjahr. Die meisten Marken wurden in Wien angemeldet (1.852), gefolgt von Niederösterreich (866) und Oberösterreich (748).

Insgesamt wurden fast 11.000 Innovationen an das Österreichische Patentamt herangetragen – nicht nur Patent- und Markenanmeldungen: Auch die Serviceleistungen des Patentamtes fanden 2019 regen Zuspruch. 1.292 Mal wurden die Services für Erfindungen, Marken und Designs, von den heimischen Tüftlerinnen und Erfindern in Anspruch genommen.

Über die IP Academy: Internationale Studien zeigten, dass junge Unternehmen oft den Schutz ihres geistigen Eigentums vernachlässigen. Netwa ur 9 Prozent aller KMU in der EU besitzen eigene Marken, Patente und Designs. Wenn man alleine die Patente betrachtet, dann sind es nur noch 0,8 Prozent aller KMU in der EU. Viel zu wenig! Das Österreichische Patentamt hat daher die IP Academy gegründet, wo in Schulungen Interessierte alles über Patente und Marken erfahren, zurzeit eben in Webseminaren. Auch die Dienstleistungen des Patentamtes haben besonders Newcomer im Fokus: Charlotte Ohonin hat zB. der Patent Scheck geholfen, ihre Idee zu schützen. Die Gründerin des Startups Norganoid, hat ein Gerät erfunden, mit dem Medikamente für neurologische Erkrankungen, wie Alzheimer oder Parkinson, am Gehirn eines konkreten Patienten getestet werden, ohne den Körper zu berühren. Dafür wird eine Miniatur des Organs auf einem Chip hergestellt. Organ-On-Chip nennt sich die Technologie, die sich gerade zum Megatrend auswächst. Charlotte Ohonin: ” Zunächst waren wir uns nicht im Klaren darüber, dass unsere Ideen patentierbar sind. Erst Science Park Graz machte uns auf den Patent Scheck aufmerksam. Nun planen wir weitere Anmeldungen.”

SERVICE: Der von Emanuel Jesse designte Jahresbericht: https://www.patentamt.at/jahresbericht/

 

Staatspreis-Nominierte: Das sind Österreichs beste Erfindungen

INFObox: Das Österreichische Patentamt ist als nachgeordnete Dienststelle des Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) die Zentralbehörde für den gewerblichen Rechtsschutz in Österreich mit Sitz in Wien. Im Patentamt kümmern sich über 200 Expertinnen und Experten um die Absicherung von Erfindungen, Mustern (Designs) und Marken.