Kategorie Innovation & Technologie - 12. Juni 2015

Rekordwert für Energieforschung

Jede zweite Windturbine weltweit ist mit einer Steuerung aus Österreich ausgestattet. Die Vorarlberger Firma Bachmann ist eines der österreichischen Unternehmen, das bei erneuerbaren Energien global führend ist. Überhaupt ist Windenergie die Gewinnerin der letzten „Marktstatistik innovative Energietechnologien“, die nun präsentiert wurde: Sie verzeichnet ein Plus von mehr als 33 Prozent bei Neuinstallationen, damit ist ein neuer Höchstwert erreicht. Windkraft deckt mittlerweile 7,2 Prozent des österreichischen Strombedarfs. Mehr als 170 Zuliefer- und Dienstleistungsunternehmen erwirtschaften einen Umsatz von mehr als 660 Millionen Euro.

Für andere Formen der alternativen Energiegewinnung sieht die Bilanz allerdings weniger rosig aus. Die Absätze bei Photovoltaik, Heizkessel, Biomasse-Brennstoffen, Biomassse-Öfen und Solarthermie brachen ein. Zwei aufeinander folgende milde Winter haben ihre Spuren hinterlassen. Reduzierte Förderungen oder der günstige Ölpreis werden ebenfalls dafür verantwortlich gemacht.

Energiesystem umbauen

„Es ist unbestritten, dass unser Energiesystem weiter massiv umgebaut werden muss“, sagte Michael Paula, Leiter des Bereichs Energie- und Umwelttechnologien im Technologieministerium bei der Vorstellung. Zugleich wurde eine zweite Studie präsentiert: In der „Energieforschungserhebung“ wird jedes Jahr untersucht, welche Mittel die öffentliche Hand für Energie ausgibt. Und hier verzeichnet man für 2014 einen neuen Rekord: Insgesamt wurden 143,1 Millionen Euro investiert, 18 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Vier Fünftel kamen von Förderstellen von Bund und Land. Stark zugelegt hat der Klima- und Energiefonds, der gegenüber 2013 rund 20 Prozent mehr für Energieforschung ausgab, nämlich rund 46 Millionen Euro. Seit 2007 förderte man insgesamt 700 Projekte, zieht Geschäftsführerin Theresia Vogel Bilanz.

Man müsse aber jedenfalls bis 2050 denken, denn einzelne Technologien steckten noch in den Kinderschuhen. Das sei wichtig, da „zwischen den Forschungsausgaben und den Effekten am Markt oft viele Jahre liegen“, so Vogel. Dabei gelte es, den vermeintlichen Widerspruch von Klimaschutz versus Industriestandort aufzulösen.

Auch Satelliten brauchen Strom

Die wichtigsten Förderfelder im Jahr 2014 waren Energieeffizienz, erneuerbare Energie sowie Speichertechnologie und intelligente Stromnetze. Die Bereiche, in denen geforscht wird, würden sich aber ständig weiterentwickeln, neue Anwendungsfelder kämen dazu, so Andreas Indinger, Autor der „Energieforschungserhebung 2104“: „Auch Satelliten brauchen Strom.“

In der Erhebung gemessen wurden nur Investitionen der öffentlichen Hand. Die Steigerungen bei den Förderungen sollten sich aber auch bei den F&E-Ausgaben der Unternehmen widerspiegeln: Denn gefördert wird nur, wer mit gleicher Summe selbst mitzahlt.

Die Marktstatistik wiederum misst, was die Forschung bewirkt. Auf dem Markt haben sich Innovationen im Energiebereich teilweise zu einem Exportschlager entwickelt: Windkraft verzeichnet eine Exportquote von 96 Prozent, Solarthermie exportiert zu 82 Prozent ins Ausland, Photovoltaik immerhin noch 47 Prozent – und rund 90 Prozent aller Wechselrichter rund um den Globus, die Gleichstrom in Wechselstrom umwandeln, kommen aus Österreich.

Lorbeeren, auf denen man sich aber nicht ausruhen sollte: Man müsse sich heute Gedanken machen, was man morgen und übermorgen verkaufen will, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen, sagt Studienautor Peter Biermayr vom Institut für Energiesysteme und Elektrische Antriebe der TU Wien. Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft wird deutlicher: Während der Anteil der Investitionen in Europa bei der Windenergie sinke, würden die Ausbauraten anderer Länder zunehmen: „Jedes zweite Windrad wird heute in Asien aufgestellt.“ Entscheidend sei die europäische Klimapolitik, Forschungsförderung allein wirke nicht.