Kategorie Innovation & Technologie - 20. Februar 2017

Salzburgs Ansätze für eine CO2-neutrale Zukunft

Salzburg – Die Goethesiedlung ist eines der am dichtesten besiedelten Gebiete in der Stadt Salzburg. Sowohl in baulicher als auch in sozialer Hinsicht zeigt der Stadtteil viele typische Merkmale einer 70er-Jahre-Siedlung. Viele der Bewohner leben bereits mehrere Jahrzehnte dort, laut Statistik der Stadt Salzburg sind mehr als 1000 Siedlungsbewohner 60 Jahre alt oder älter. Viele verfügen über keine hohen Einkommen. Bei Bausubstanz und Energietechnik besteht Erneuerungsbedarf.

Eine anstehende Sanierung soll die Goethesiedlung, die Teil des Stadtteils Itzling im Norden Salzburgs ist, zum Smart-City-Vorzeigeprojekt machen. Die Machbarkeit einer „energetisch ambitionierten und sozial nachhaltigen Quartiersentwicklung“ wurde im Sondierungsprojekt SmartItzGoes, unterstützt von Bundesmitteln des Klima- und Energiefonds, überprüft. Verschiedene Szenarien zu Sanierung und Energieversorgung wurden im vom Austrian Institute of Technology (AIT) geleiteten Projektkonsortium durchgespielt und entsprechende Simulationen erstellt.

Neuer FH-Studiengang

Mit dabei waren auch Forscher der FH Salzburg, an der den Themen „Smart Building“ und „Smart City“ ein eigener Forschungs- und Entwicklungsbereich gewidmet ist. Eng damit verbunden sind ein Bachelorstudiengang (Smart Building – Energieeffiziente Gebäudetechnik und Nachhaltiges Bauen) und seit vergangenem Herbst auch ein neuer berufsbegleitender Masterstudiengang zum Thema „Smart Buildings in Smart Cities – Energieinfrastruktur und Quartierserneuerung“. Laut Studiengangsleiter Thomas Reiter werden die Themen interdisziplinär angegangen: „Alle Dimensionen, die laut EU-Definition smarte Gebäude und Städte ausmachen, werden berücksichtigt – von Wirtschaft und Verwaltung bis Mobilität und Umwelt.“

Auch im Rahmen des Projekts SmartItzGoes stand ein entsprechend ganzheitliches Verständnis im Vordergrund. „Es wurde schnell klar, dass die angestrebte CO2-Neutralität nicht allein die Zukunft bestimmen soll“ , sagt Markus Karnutsch, der das Projekt an der FH Salzburg leitet. Die Maßnahmenkataloge beinhalten etwa auch Ideen, wie der Freiraum in der Goethesiedlung besser genutzt werden könnte oder welche neuen Angebote – beispielsweise gemeinschaftliche Werkstätten oder eine Verbesserung der medizinischen Versorgung – Sinn machen könnten.

Stefan Netsch, Fachbereichsleiter Städtebauliche Planung und Smart Building an der FH Salzburg, hebt die Bedeutung einer frühzeitigen Bevölkerungsbeteiligung im Planungsprozess hervor. „Das ist einer der Hauptfaktoren, die entscheiden, ob ein Projekt scheitert oder nicht.“

Schrittweise Umbauen

Die Sanierung der Goethesiedlung soll in mehrere Etappen gegliedert werden. Bis 2030 sollen technische Maßnahmen umgesetzt werden, die kostengünstig und ohne große Eingriffe möglich sind. Bis 2040 steht die Modernisierung der Gebäudethermik und der Energieversorgung an. Sollte der Umbau der städtischen Fernwärme in Richtung CO2-Neutralität nicht gelingen – Ausbauplänen für ein großangelegtes Geothermieprojekt in Salzburg wurde 2016 eine Absage erteilt -, wäre in der Goethesiedlung auch ein kleinräumiges, eigenes Wärmesystem, das sich aus Biomasse, industrieller Abwärme und weiteren ökologischen Quellen speist, denkbar. Die detaillierten Ergebnisse der Sondierungsstudie sollen in den kommenden Wochen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. (pum, 20.2.2017)