Kategorie Innovation & Technologie - 22. Juli 2021

Satelliten erfassen verheerende Ausmaße der Waldbrände in Nordamerika & Russland

In den USA sind Waldbrände so riesig geworden, dass sie ihr eigenes Wetter produzieren, auch in Russland werden per Satellit riesige Flächenbrände beobachtet.

Nach der historischen Hitzewelle mit Temperaturen nahe der 50 Grad Celsius hat der Westen Nordamerikas nun mit verheerenden Bränden zu kämpfen. Die Hitzewelle erfasste in den vergangenen Wochen vor allem Kanada, aber auch den Nordwesten der USA, in der kanadischen Gemeinde Lytton – rund 260 Kilometer nordöstlich von Vancouver – wurden 49,6 Grad gemessen. Nur wenige Tage danach wurde die Ortschaft in einem Flammeninferno fast vollständig zerstört.

Seit Beginn der außergewöhnlichen Hitze wüten zahlreiche Waldbrände an der Westküste. Im US-Bundesstaat Oregon hat das sogenannte Bootleg-Feuer mehr als 137.000 Hektar Wald zerstört. Insgesamt gibt es in den USA derzeit rund 80 aktive, größere Feuer und Brandherde.

Die Rauchschwaden der heftigen Waldbrände im Nordwesten der USA trüben sogar den Himmel an der knapp 4.000 Kilometer entfernten Ostküste. In Großstädten wie New York schob sich am Dienstag ein dunstiger Schleier vor die Sonne, Behörden warnten vor schlechter Luft auch in Philadelphia. Auswirkungen der saisonalen Brände in den Bundesstaaten Washington, Oregon oder Montana an der Westküste waren auch in der Bundeshauptstadt Washington D.C., Chicago und in Teilen Kanadas zu spüren.

Im Westen Kanadas haben die Behörden inzwischen den Notstand ausgerufen. „Wir haben einen kritischen Punkt erreicht“, sagte der Minister für öffentliche Sicherheit der Provinz British Columbia, Mike Farnworth. Unter Notstandbedingungen können die Behörden Massenevakuierungen anordnen und Schutzeinrichtungen für die in Sicherheit gebrachten Menschen einrichten.

Am Dienstag forderten die Behörden 5.700 weitere Menschen auf, ihre Häuser wegen der Gefahr durch die Waldbrände zu verlassen. Zehntausende weitere aufgerufen, sich auf mögliche ähnliche Anordnungen einzustellen. Allein in British Columbia gibt es aktuell rund 300 aktive Brände, mehr als 3.000 Feuerwehrleute sind gegen die Flammen im Einsatz.

Die Behörden rechnen mit einer weiteren Verschärfung der Lage in den kommenden Tagen – den Wetterprognosen zufolge soll es heiß und trocken bleiben. Laut Chapman sind bereits rund 3.000 Quadratkilometer Land durch die Brände verbrannt – eine etwa dreimal so große Fläche wie zu dieser Jahreszeit üblich.

Feuerwolken erschweren Situation

Weiter südlich ist das Bootleg-Feuer in Oregon so massiv, dass die Rauchschwaden der Brände sogar das Wetter großräumig beeinflussen, wie die New York Times schreibt. „Normalerweise bestimmt das Wetter, wie es mit dem Feuer weitergeht. In diesem Fall bestimmt das Feuer das Wetter“, wird ein Vertreter der US-Forstverwaltung zitiert.

Durch die anhaltenden Brände können sogenannte Feuerwolken (Pyrocumulus) entstehen lassen. Dabei handelt es sich um einen stark rußhaltigen Wolkentyp, der massive Stürme und Gewitter mit sich bringen kann.

Problematisch dabei ist, dass diese Feuerwolken besonders heiße Luft in Bodennähe bringen, wodurch die Feuer beschleunigt werden und die Arbeit der Feuerwehrleute erschwert wird. Außerdem können die Blitze der Feuerwolken neue Brände auslösen und eine Löschung aus der Luft ist durch die massive Wolke nicht mehr möglich.

Riesige Flächenbrände in Russland

Ähnlich dramatisch sieht die Lage in Russland aus. Die schweren Waldbrände im Osten des Landes können nach Einschätzung von Umweltschützenden nicht so schnell gelöscht werden. Laut Greenpeace sei es unwahrscheinlich, dass sich die Lage in der besonders betroffenen sibirischen Region Jakutien vor Mitte August verbessere.

Große Gebiete in Jakutien sind bereits von Bränden erfasst. Hier hilft nur Regen“, sagte der Brandschutz-Experte Grigori Kuksin von der Umweltorganisation Greenpeace in Russland der Agentur Interfax. Es sei unwahrscheinlich, dass sich die Lage in der besonders betroffenen sibirischen Region Jakutien vor Mitte August verbessere.

Dort wüten derzeit die meisten Waldbrände im flächenmäßig größten Land der Erde. Nach Angaben der regionalen Behörden zählt die Feuerwehr in Jakutien 205 Brände. Nach Daten der Fortschutzbehörde vom Dienstag ist die Brandfläche, auf der gelöscht wird, mit rund 680.000 Hektar etwas kleiner geworden als am Vortag. 2.100 Feuerwehrleute seien im Einsatz. Sie wollen ein Übergreifen der Flammen auf Dörfer verhindern.

Greenpeace geht davon aus, dass die Lage landesweit viel schlimmer ist als von den Behörden angegeben. Aus Satellitendaten gehe hervor, dass derzeit in Russland insgesamt eine Fläche von drei Millionen Hektar brenne. In der Statistik der Forstschutzbehörde ist dagegen von rund zwei Millionen die Rede.

Enorme Hitze in Nordamerika ohne Klimawandel quasi undenkbar