Kategorie Innovation & Technologie - 28. November 2018

SET Plan 2018: Strategie für eine europäische Energiewende?

Die Ziele der EU für Erneuerbare Energie und Energieeffizienz bis 2030 sind beschlossen, die Diskussion über den Beitrag der EU zum Pariser Klimaabkommen im vollen Gang. Welchen Beitrag soll Forschung und Innovation leisten, um diese Ziele im Energiesektor zu erreichen? Diese Frage stand im Zentrum der Strategic Energy Technology (SET)-Plan Konferenz in Wien, wo unter dem Motto Research and Innovation driving the energy transition to 2050 die Trends zur Transformation des europäsichen Energiesystems nähere Betrachtung fanden.

Die Energiewende ist der Weg in eine Zukunft mit nachhaltigen Energiequellen hin zu einer kohlenstoffarmen Industriegesellschaft. Der Ausbau der Energieeffizienz, der erneuerbaren Energien, der intelligenten Netze sowie der Energiespeicher sind dabei die zentralen Handlungsfelder der Energiewende, denn faktisch hat das Ende der fossil-nuklearen Energie-Ära längst begonnen.

In hochkarätig wie international besetzten Podiumsdiskussionen und Vorträge sollten drängende Fragen erörtert werden, wie Fortschritte bei der Umsetzung zur Energiewende im Bereich Forschung und Innovation sichtbar gemacht werden können.

Strategieplan zur Energiewende

Weit über 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen EU-Mitgliedsländern hatten nun die Gelegenheit über Themen wie smarte und flexible Energiesysteme, künftige Speichertechnologien, intelligente und resiliente Städte und Gebäude, Digitalisierung des Energiesystems hinsichtlich der EU-Energie- und Klimaziele für 2030 und 2050 zu diskutieren. Darüber hinaus standen Finanzierungsinstrumente zur Unterstützung von Forschung und Entwicklung sowie internationale Kooperationen im Vodergrund der Konferenz.

Der europäische Strategieplan für Energietechnologie (SET-Plan) zielt darauf ab, die Entwicklung und den Einsatz klimafreundlicher Technologien rasant zu beschleunigen. Die jährlichen Konferenzen der Europäischen Union widmen sich der Unterstützung bahnbrechender Neuerungen bei sauberen Energietechnologien sowie der innovationspolitischen Dimension der Energiewende innerhalb EU.

Organisiert wurde die heurige Konferenz vom AIT Austrian Institute of Technology unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT), des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) und der Europäischen Kommission. Sie fand im Rahmen der österreichischen Ratspräsidentschaft statt.

Neben den mehr als 500 Teilnehmenden waren auf der Konferenz 64 Vortragende aus 19 Ländern präsent. Besucherinnen und Besucher konnten sich zudem in einer Ausstellung zahlreicher Firmen und Institutionen darüber informieren, wie Forschung und Innovation auf nationaler und europäischer Ebene effektiv zur Energiewende beitragen können. In zahlreichen Panels wurden Themen wie BürgerInnen in der Energiewende, die Industrie als Vermittler von sauberer Energie, Energiesysteme und Netze und erneuerbare Energien debattiert.

Dazu boten Fachexkursionen im Raum Wien zu den Themen Sanierung und neue Netze, Neubau, Abwärme für die Nachbarschaft in der Schwechater Brauerei, ViennaGreenCO2 Pilot Plant sowie an Führungen durch die OMV Raffinerie Schwechat und an einer Lab Tour am AIT Austrian Institute of Technology interessante Einblicke zu Forschung und Praxis rund um innovatione Energielösungen.

Bundesminister Norbert Hofer: „Die Energiewende macht Energie zum Wachstumsmarkt des 21. Jahrhunderts. Weltweit wird zum ersten Mal mehr Geld in erneuerbare Energien investiert als in fossile und nukleare. Mehr als die Hälfte unserer Energie stammt bereits aus dem Bereich der erneuerbaren Energien. Wir beabsichtigen, die internationale Sichtbarkeit Österreichs als Energie-Innovationsland zu erhöhen. Deshalb sehen wir es als wichtig an, Forschung und Innovation in enger Zusammenarbeit mit der Industrie und regionalen Akteuren voranzutreiben.“

„Seit seiner Gründung trägt das AIT Austrian Institute of Technology maßgeblich zur Umsetzung des SET-Plans bei. Gemeinsam mit anderen österreichischen Forschungspartnern wirken wir auf fachlicher Ebene mit, sind aber auch wesentlicher Kooperationspartner der österreichischen Ministerien in der Koordination von nationalen und europäischen Forschungsinitiativen“, sagt AIT Head of Center for Energy Wolfgang Hribernik.

Auch Bundesministerin Elisabeth Köstinger unterstrich: „Mir ist wichtig, dass Österreich in Umweltfragen eine Vorreiterrolle einnimmt. Damit wir unsere ambitionierten Klima- und Energieziele im Rahmen der #mission2030 umsetzen und das fossile Zeitalter endgültig beenden können, braucht es innovative Technologien in sämtlichen Sektoren.“

Österreich ist im Bereich Smart Cities und Smart Energy Systems sehr aktiv und führend in der Koordination von europäischen Programmen, Initiativen und Leuchtturmprojekten. Die Smart-Cities-Projekte der Stadt Wien, die Smart Grids Modellregionen oder die Vorzeigeregion New Energy for Industry (NEFI) sind nennenswerte Beispiele.

Ein Schlüsselpartner des AIT im Rahmen des SET-Plans ist der Österreichische Klima- und Energiefonds. „Seit unserer Gründung im Jahr 2007 haben wir 130.000 Projekte in ganz Österreich unterstützt. Wir arbeiten mit 40 Städten und 90 Regionen in Österreich zusammen und unterstützen hier aktiv Innovationen in der Energiewende“, sagt Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds.

Industrie ist in der Energiewende gefordert

Ein klares Bekenntnis zur Energieforschung ist zentrale Voraussetzung für die Etablierung Österreichs als Innovation Leader im Bereich Energie. „Mit dem Beitritt Österreichs zur globalen Mission Innovation Initiative wurde bereits ein deutliches Signal in diese Richtung gesetzt. Die Beteiligung von Akteuren aus dem industriellen Umfeld sowie die Verdopplung staatlicher Investitionen in die Energieforschung sind weitere notwendige Schritte in die richtige Richtung“, sagt Wolfgang Hribernik.

Eine Nachricht, die bei Industriepartnern angekommen ist: „Die Industrie kann einen effektiven Beitrag zur Umsetzung des SET-Plans leisten, denn sie bewegt sich in der Regel schneller als die Politik, weil das Umfeld weniger komplex ist. Unsere Ziele als Brauunion sind klar: Die Reduktion von CO2-Emission und ein klares Bekenntnis zur erneuerbaren Energie. Bis zum Jahr 2030 wollen wir zu 70 Prozent aus erneuerbaren Energien wirtschaften“, sagt Magne Setnes, CEO der Brauunion Österreich.

Vorzeigeregionen Energie

Praktische und ausgezeichnete Beispiele finden sich auch in der Initiative Vorzeigeregionen Energie, die sich zum Ziel gesetzt hat, mit innovativen Energietechnologien aus Österreich zukunftsfähige Lösungen für intelligente, sichere und leistbare Energie zu entwickeln.

Die SET-Plan-Konferenz in Wien war nun auch der Auftakt für die Initiative. NEFI – New Energy for Industry, ist dabei eine von drei Vorzeigeregionen, die CO2-Emissionen der heimischen Industrie reduzieren und 100 Prozent erneuerbare Energien bei gleichzeitiger Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit einsetzen will.

„NEFI ist ein dynamisches Konsortium mit 100 Partnern aus Unternehmen, Forschungseinrichtungen und öffentlichen Institutionen, das unter Koordination des AIT Austrian Institute of Technology jetzt beweisen wird, dass österreichische Technologien den zentralen Beitrag zur europäischen Energiewende leisten“, sagt Wolfgang Hribernik, der auch Verbundkoordinator von NEFI ist.

Weltweit einzigartiges Förderinstrument

Insbesondere die industriestarken Bundesländer Oberösterreich und Steiermark stehen hinter dem Programm und unterstützen die Entwicklung aktiv. Thomas Kienberger, Lehrstuhlleiter für Energieverbundtechnik an der Montanuniversität Leoben: „Das Innovationsfeld Energieeffizienz und neue Prozesse ist eine wesentliche Säule von NEFI und beschäftigt sich vor allem mit Technologien zur Wärmeerzeugung, -umwandlung, -speicherung und -rückgewinnung.“

Mit der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria hat NEFI einen weiteren wichtigen Partner an seiner Seite: „Industrie ohne fossile Energie ist möglich! Oberösterreich zeigt dies ganz klar auf und trägt mit seinen innovativen Ideen und Unternehmen wesentlich zum Umstieg auf erneuerbare Energien bei.

Das NEFI-Innovationsfeld Industry to Grid beispielsweise testet neue Lösungen zur Nutzung erneuerbarer Energie in industriellen Energiesystemen, sowie deren Ausweitung auf Netz- und Infrastrukturthemen“, erklärt Werner Pamminger, Geschäftsführer der Business Upper Austria, und betont auch die positive Zusammenarbeit mit den steirischen Partnern.

Gefördert wird NEFI mit einem Budget von 12,2 Millionen Euro durch den Klima- und Energiefonds, dotiert aus Mitteln des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT). Klimafonds-Geschäftsführerin Theresia Vogel: „Mit NEFI begleiten wir, weltweit einzigartig, die Entwicklung neuer Technologien bis zu ihrem Einsatz. Damit zeigen wir, dass die Versorgung von Industriebetrieben aus erneuerbarer Energie zu 100 Prozent möglich ist.“

INFObox: Die Energiewende ist der Weg in eine Zukunft nachhaltiger Energiequellen hin zu einer kohlenstoffarmen Industriegesellschaft. Das BMVIT untertsützt diese Transformation auch durch die geförderten Projekte des Klima- und Energiefonds. Unter anderem gibt es für Österreich nun den NEFI Innovationsverbund, welcher vom Klimafonds und dem AIT Austrian Institute of Technology, Montanuniversität Leoben, OÖ Energiesparverband und OÖ Standortagentur Business Upper Austria getragen wird. Die ersten zehn Projekte starten in der zweiten Jahreshälfte 2018.