Kategorie Innovation & Technologie - 19. Oktober 2023

»Smart World« – Neue Schau zu Artificial Intelligence im Technischen Museum

Angesichts der aktuellen, teils hochemotionalen Diskussionen rund um Sinn und Unsinn von Künstlicher Intelligenz (KI) hätte man am Technischen Museum Wien (TMW) „kein interessanteres Thema“ für eine neue Sonderschau finden können. Das erklärte TMW-Generaldirektor Peter Aufreiter am Mittwochabend gegenüber Journalisten. Klar sei auch, dass eine so zeitgeistige Ausstellung wie jene unter dem Titel „Smart World“ immer auch etwa „Provisorisches“ an sich habe, so Aufreiter.

Als man nämlich am Partnermuseum „DASA – Arbeitswelt“ in Dortmund im Jahr 2019 damit begann, die museale Aufbereitung dieses weitreichenden und bei weitem nicht abgeschlossenen Kapitels der Technologieentwicklung umzusetzen, war etwa die vermutlich populärste KI-Spielart – das große Sprachmodell „ChatGPT“ – noch nicht am Schirm. Dass so etwas bald möglich sein könnte, betonten viele Experten zwar schon damals. So recht glauben konnten es viele aber erst, als man es sozusagen sehen konnte.

Schnell noch um ChatGPT erweitert

Die Ausstellung „Smart World. Wie künstliche Intelligenz unsere Welt verändert“, die bis 30. Juni 2024 in Wien-Penzing zu sehen ist, wurde daher für ihren Wien-Auftritt kurzerhand um ein ChatGPT-Kapitel erweitert, erklärte Aufreiter. Manche Plakate sind nun klar ersichtlich einfach mit Klebeband angebracht, um zu illustrieren, dass man sie recht rasch ablösen und austauschen könnte, wenn sich eine neue Entwicklung einstellt, so die DASA-Kuratoren Magdalena Roß, Luisa Kern und Philipp Horst. Die Schau ist Teil eines Austauschprogramms zwischen europäischen Technologiemuseen, an dem das TMW federführend beteiligt ist.

© KI-generiertes Bild

In die Welt der KI taucht man nun am TMW durch einen Aufbau ein, der einem „Kaninchenbau“ ähnelt. Am Beginn steht das „Smart Home“. Neben Geräten, die KI nutzen bzw. aus Marketinggründen zumindest so tun, finden sich im ersten Teil auch zahlreiche Spiegel. Man soll sich schon zum Start mit der Frage beschäftigen, wie transparent man eigentlich sein will, so die Kuratoren. Denn: Man hinterlässt mittlerweile quasi überall Datenspuren.

In der Folge geht es um die Gemengelage, die dazu geführt hat, dass KI und dessen Grundlage – das maschinelle Lernen – überhaupt entwickelt wurden und werden. Hier geht es um Kontrolle, Bequemlichkeit, Profitstreben, aber auch um Erkenntnisgewinn in der Wissenschaft und Forschung oder den Wunsch nach Objektivität ohne die Verzerrungen durch den Menschen. Wie KI entsteht, kann man in weiterer Folge herausfinden, es werden Anwendungsbeispiele gegeben und teils interaktiv unterlegt.

Von Datenqualität, Rassismus und Sexismus

Verhandelt werden auch Themen wie Datenqualität, Rassismus und Sexismus, die die Systeme bei ihrem lernenden Zugang quasi mitaufschnappen können. Die Möglichkeiten etwa in der medizinischen Forschung stellt man ebenso dar, wie einen Bierbrausimulator oder die Vermenschlichung von KI in Form von humanoiden Robotern.

© KI-generiertes Bild

Über die Versprechungen der in Wien vor einigen Jahren noch omnipräsenten und heute weniger beworbenen „Smart City“ geht es im Rahmen der Schau auch. Platz bekommen überdies das ebenfalls schon einmal gehyptere autonome Auto oder augenzwinkernde künstlerische Auseinandersetzungen mit KI. Nicht fehlen dürfen die vielen Fragen zu „Sicherheit versus Überwachung“, zur Verwendung von persönlichen Daten oder zur Macht der Tech-Konzerne. So will man zum Nachdenken darüber anregen, wie der Einsatz von KI für den Menschen positiv gestaltet werden kann, erklärte das DASA-Team: „Denn wir sind schon der Meinung, dass es keine Zukunft ohne KI gibt.“