Kategorie Mobilität - 16. Dezember 2016

So ist Österreich unterwegs

Wer bewegt sich wann wieso wohin? Und für welches Verkehrsmittel entscheiden wir uns? Erstmals seit knapp zwanzig Jahren ist das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) diesen Fragen in einer ganz Österreich umfassenden Untersuchung auf den Grund gegangen. An der Studie „Österreich unterwegs“ nahmen fast 20.000 Haushalte teil. Alle Bewohnerinnen und Bewohner ab sechs Jahren dokumentierten an zwei vorgegebenen Stichtagen ihre täglichen Wege, sei es in die Arbeit oder in die Schule, zum Supermarkt oder zum Heurigen und wieder nachhause. Das Ergebnis ist ein differenziertes Bild österreichischer Mobilitätsgewohnheiten.

Warum wurde „Österreich unterwegs“ durchgeführt?

Die Studie bildet die Mobilität in Österreich vollständig ab und dient verantwortlichen Verkehrsplanerinnen und Verkehrsplanern als Entscheidungsgrundlage der kommenden Jahre. Sie soll in Zukunft regelmäßig wiederholt werden und es so ermöglichen, Entwicklungen über längere Zeiträume zu beobachten. Die aus der Studie gewonnenen Erkenntnisse sind außerdem Basis für künftige Verkehrsprognosen.

Ein zweites Ziel von „Österreich unterwegs“ ist ein einheitlicher Qualitätsstandard für künftige Mobilitätsstudien. Die für „Österreich unterwegs“ entwickelten Werkzeuge ermöglichen es, Mobilitätsdaten künftig im ganzen Land einheitlich zu sammeln, auszuwerten und zu verwalten. Deshalb haben sich mehrere Bundesländer sowie die Betreiber der hochrangigen Verkehrsinfrastruktur (ÖBB, ASFINAG) am Projekt beteiligt.

Im Sinn von „Open Data“ sind die Daten, die für „Österreich unterwegs“ gesammelt wurden, öffentlich verfügbar. Sie können von allen Interessierten eingesehen, weiterverwendet und analysiert werden. Für den gesamten Forschungsbereich rund ums Thema Mobilität bedeuten diese Daten einen wesentlichen Impuls. In den kommenden Jahren werden neue wissenschaftliche Detailerkenntnisse auf Basis der „Österreich unterwegs“-Daten vorliegen.

Was sind die wichtigsten Erkenntnisse?

Auto-, Rad- und öffentlicher Verkehr wachsen, Fußverkehr schrumpft.

Fast die Hälfte aller Wege wird als Lenkerin oder Lenker mit einem Auto zurückgelegt. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel und das Fahrrad haben zugelegt. Deutlich zurückgegangen ist der Anteil des Fußverkehrs. Verantwortlich für die Veränderungen sind vor allem soziodemographische Gründe: Frauen und ältere Personen haben heute viel eher einen Führerschein als 1995. Der Anteil berufstätiger Frauen ist deutlich gestiegen, die SchülerInnenzahlen sind gesunken. Das wirkt sich nicht nur auf den Autoverkehr aus: Die Anzahl der Dauerkarten im öffentlichen Verkehr ist um ein Viertel gestiegen, obwohl durch die sinkenden SchülerInnenzahlen eine der wichtigsten NutzerInnengruppen im öffentlichen Verkehr schrumpft. Ein weiterer Faktor für die Veränderungen im Mobilitätsverhalten ist die veränderte Raumstruktur: Speckgürtel um Städte wachsen, Betriebe und Geschäfte siedeln an den Ortsrand. Die Raumplanung der vergangenen Jahrzehnte ist ein wesentlicher Faktor für die schwindende Bedeutung des Fußverkehrs.

österreich unterwegs

Wir sind nicht länger unterwegs, aber die Distanzen werden größer.

Die tägliche Zeit für alle Wege in Ausbildung, Beruf oder Freizeit liegt unverändert bei etwas mehr als einer Stunde. Die an einem Tag zurückgelegte Distanz ist aber gleichzeitig um ein Fünftel länger geworden. Das liegt an der oben angesprochenen Raumstruktur, aber auch an schnelleren Verbindungen im öffentlichen wie privaten Verkehr.

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In der Stadt bewegen wir uns anders als auf dem Land.

In der Stadt gehen wir mehr zu Fuß. Im Wien sind die Anteile der Fußgängerinnen und Fußgänger sowie des öffentlichen Verkehrs am größten.

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Wir sind nicht länger unterwegs, aber die Distanzen werden größer. Die tägliche Zeit für alle Wege in Ausbildung, Beruf oder Freizeit liegt unverändert bei etwas mehr als einer Stunde. Die an einem Tag zurückgelegte Distanz ist aber gleichzeitig um ein Fünftel länger geworden. Das liegt an der oben angesprochenen Raumstruktur, aber auch an schnelleren Verbindungen im öffentlichen wie privaten Verkehr. In der Stadt bewegen wir uns anders als auf dem Land. In der Stadt gehen wir mehr zu Fuß. Im Wien sind die Anteile der Fußgängerinnen und Fußgänger sowie des öffentlichen Verkehrs am größten.

INFObox: „Österreich unterwegs“ ist die erste österreichweite Mobilitätsstudie seit 1995. Auftraggeber sind neben dem bmvit die ASFINAG, die ÖBB Infrastruktur und die Bundesländer Burgenland, Niederösterreich, Steiermark und Tirol. Die gesamte Studie und alle Daten stehen hier zur Verfügung.
Fahrgäste der Wiener Linien in einem Bus. © Wiener Linien / Thomas Jantzen

Fahrgäste der Wiener Linien in einem Bus. © Wiener Linien / Thomas Jantzen