Kategorie Innovation & Technologie - 2. Juni 2020
SpaceX-Raumkapsel brachte zwei US-Astronauten erfolgreich zur ISS
Erste bemannte Mission von Privatfirma zur ISS
Elon Musks Unternehmen SpaceX hat Raumfahrtgeschichte geschrieben: Einer SpaceX-Raumkapsel mit zwei US-Astronauten glückte am Wochenende der erste bemannte Flug eines privaten Raumfahrtunternehmens zur Internationalen Raumstation ISS. Die Raumkapsel Crew Dragon dockte am Sonntag an der ISS an, rund drei Stunden später wurden die Astronauten an Bord der Raumstation begrüßt.
.@Astro_Doug and @AstroBehnken were aboard the @SpaceX #CrewDragon as it approached the station. https://t.co/IXnE4DimeS pic.twitter.com/AtqnUA9GdN
— International Space Station (@Space_Station) June 1, 2020
Nach dem Auslaufen des Shuttle-Programms der NASA 2011 werden die USA damit wieder unabhängiger von Russland. Die Crew Dragon war mit Geschwindigkeiten von etwa 28.000 Stundenkilometern zur gut 400 Kilometer von der Erde entfernten ISS gerast. Das Andockmanöver der Raumkapsel gelang um 16.16 Uhr MESZ und damit ein paar Minuten früher als geplant. Rund drei Stunden später, nach dem Druckausgleich sowie technischen Überprüfungen, öffnete sich um 19.02 Uhr MESZ die Schleuse zur ISS.
Gekleidet in schwarze Polohemden und khakifarbene Hosen erreichten die beiden erfahrenen US-Astronauten Bob Behnken und Doug Hurley die ISS. Dort wurden sie von ihrem US-Kollegen Chris Cassidy und den russischen Kosmonauten Anatoli Iwanischin und Iwan Wagner in Empfang genommen. „Willkommen Bob und Doug“, begrüßte NASA-Chef Jim Bridenstine die Neuankömmlinge.
This is the first time in human history @NASA_Astronauts have entered the @Space_Station from a commercially-made spacecraft. @AstroBehnken and @Astro_Doug have finally arrived to the orbiting laboratory in @SpaceX's Dragon Endeavour spacecraft. pic.twitter.com/3t9Ogtpik4
— NASA (@NASA) May 31, 2020
Nachdem der Start am Mittwoch wegen schlechten Wetters kurzfristig verschoben werden musste, war die Falcon-9-Rakete von SpaceX am Samstag um 15.22 Uhr Ortszeit (21.22 Uhr MESZ) mit der Dragon-Kapsel vom Kennedy Space Center im US-Bundesstaat Florida gestartet.
In den vergangenen Jahren waren US-Astronauten auf russische Raketen angewiesen, um zur ISS zu kommen. Die NASA hatte ihr Shuttle-Programm wegen hoher Kosten und nach zwei Unglücken 2011 eingestellt.
Um wieder unabhängiger zu werden, beauftragte die US-Regierung unter Trumps Vorgänger Barack Obama das von Tesla- und Paypal-Gründer Musk gegründete Unternehmen SpaceX sowie den Luftfahrtriesen Boeing mit dem Bau von Raumfähren.
Die erst 2002 gegründete Firma SpaceX brauchte zwar einige Jahre länger als geplant, hat im Wettstreit mit Boeing aber nun deutlich die Nase vorn. Für eine Gesamtinvestition in Höhe von drei Milliarden Dollar (2,7 Milliarden Euro) hat SpaceX der Nasa sechs Hin- und Rückflüge zur ISS mit je vier Astronauten an Bord zugesagt. Bisher hatte SpaceX nur unbemannte Transportflüge zur ISS übernommen.
SpaceX-Gründer Musk sagte nach dem Start, er sei „von Emotionen überwältigt“. Dem Start vorausgegangen seien 18 Jahre Arbeit. „Das ist hoffentlich der erste Schritt auf dem Weg zu Zivilisation auf dem Mars.“ Bridenstine sagte, gefeiert werde die Mission erst, wenn Behnken und Hurley heil zurück seien.
Der Chef des Programms der russischen Weltraumbehörde Roskosmos für bemannte Raumfahrt, Sergej Krikalew, gratulierte den USA mit einer Videobotschaft bei Twitter zu dem Erfolg. Dieser werde neue Möglichkeiten eröffnen, die dem gesamten internationalen Weltraumprogramm zugute kämen.
Roscosmos Executive Director on Crewed Space Programs Sergey Krikalev address on the successful Falcon 9 carrier rocket launch with Crew Dragon crewed spacecraft pic.twitter.com/25pDIdIXLe
— РОСКОСМОС (@roscosmos) May 30, 2020
Der Sprecher von Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin bezeichnete die US-Mission allerdings als überfällig. „Was vor langer Zeit hätte passieren sollen, ist nun passiert“, twitterte Wladimir Ustimenko.
Zudem kündigte Roskosmos eigene neue Raumfahrtprojekte an. Noch dieses Jahr wolle sie zwei neue Raketen testen, für kommendes Jahr sei die Wiederaufnahme ihres Mond-Programms geplant. „Wir haben nicht vor, untätig zu bleiben“, erklärte Ustimenko. Laut Rogosin soll eine Rakete vom Typ Angara getestet werden, der die in die Jahre gekommenen Proton-Trägerraketen ersetzen soll.
Experten zufolge war die Mitnahme von US-Astronauten in russischen Raketen bisher ein einträgliches Geschäft. Demnach bekam Roskosmos pro Astronaut 80 Millionen Dollar – nicht wenig angesichts eines Roskosmos-Jahresetats von rund zwei Milliarden Dollar.
Für den Leiter des Grazer Gründungszentrums der Europäischen Weltraumbehörde (ESA) Martin Mössler ist diese Mission bereits jetzt ein Stück Zeitgeschichte – mit positiven Auswirkungen auch auf österreichische Unternehmen.
„Es ist ohne Zweifel eine vor allem aber medien- und öffentlichkeitswirksame Marketingmaßnahme, welche uns Dynamik verleiht und die bemannte Raumfahrt in eine neue Wachstumsphase bringt, aber auch die unbemannte Raumfahrt aktiviert“, beschrieb Mössler das Event.