Kategorie Innovation & Technologie - 17. Januar 2018

Statusbericht zum Klimaschutz in Österreich

In einer gemeinsamen Pressekonferenz stellten Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger und Infrastrukturminister Norbert Hofer den Statusbericht zum Klimaschutz in Österreich vor. Dieser Bericht evaluiert die Zahlen aus dem Jahr 2016 und gibt einen Überblick über die klimarelevanten Emissionen Österreichs.

„Für uns sind diese Daten ein wichtiger Ausgangspunkt für die Arbeit der neuen Bundesregierung“, sagt Köstinger. „Sie sind nicht besonders erfreulich, aber auch nicht schlecht. Sie zeigen uns sehr deutlich, wo wir den größten Handlungsbedarf haben, wenn wir die Klimaziele für 2020 und 2030 erreichen wollen.“

Vor allem im Bereich Verkehr seien die Emissionen gestiegen. „Wir werden daher besonders bei der Klima- und Energiestrategie Wert auf diesen Bereich legen“, so Köstinger. Hier sei die Zusammenarbeit mit Infrastrukturminister Norbert Hofer von großer Bedeutung. „Im eigenen Ressort werden wir den Ausbau von PV-Anlagen mit Speichertechnologie forcieren und die thermische Sanierung vorantreiben. Dort ist noch viel möglich.“

Potential E-Mobilität

„Eine gute Wirtschaftslage, wie wir sie in den letzten Jahren hatten, bedeutet automatisch mehr Verkehr. Wir müssen Anstrengungen unternehmen, um die Klimaziele trotzdem zu erreichen“, kündigt Infrastrukturminister Ing. Norbert Hofer an. Im Rahmen der gemeinsamen Klima- & Energiestrategie der Bundesregierung konzentriert sich das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) vor allem auf den Bereich der E-Mobilität – und das in allen Facetten. Eine Studie des bmvit sieht in der E-Mobilität bis 2030 das Potential für 33.900 Arbeitsplätze und eine zusätzliche Wertschöpfung in der Höhe von rund 3,1 Milliarden Euro. Im öffentlichen Verkehr wird mit 80.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen gerechnet. Seitens des bmvit wurden schon in den letzten vier Jahren mehr als 87,5 Millionen Euro in Forschungsprojekte für alternative Antriebe und Treibstoffe sowie zur Automatisierung des Verkehrs investiert. „Unser Langzeitziel ist bis zum Jahr 2050 ein weitgehend CO2-neutraler Verkehrssektor“, gibt Infrastrukturminister Norbert Hofer die Richtung vor.

Auch die Digitalisierungsoffensive der österreichischen Bundesregierung kann einen Beitrag leisten, um Verkehr zu verhindern. Bundesminister Norbert Hofer: „Leistungsfähige Datenanbindung ist ein Standortkriterium für Wirtschaftsbetriebe. Durch eine flächendeckende Versorgung können sich Betriebe im ländlichen Raum ansiedeln, was Pendlerverkehr minimiert.“

Die Treibhausgas-Emissionen in Österreich sind von 2015 auf 2016 um rund ein Prozent gestiegen und liegen bei 79,7 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent, so die Treibhausgas-Bilanz des Umweltbundesamtes für das Jahr 2016. Das bedeutet um rd. 0,8 Mio. Tonnen mehr Emissionen als im Jahr 2015. Während in der Industrie und in der Energiegewinnung, die dem Emissionshandel zugerechnet werden, um 1,7 Prozent weniger klimaschädliche Gase ausgestoßen wurden, zeigt die Bilanz in den nicht dem Emissionshandel unterliegenden Bereichen einen Anstieg um rd. 2,7 Prozent. Ein Faktor für diese nachteilige Entwicklung ist das an sich erfreuliche Wirtschaftswachstum, das unter anderem eine Steigerung der Nachfrage nach Gütertransport bewirkt. Verstärkt wird dieser Trend durch niedrige Preise für fossile Kraft- und Brennstoffe. Im Verkehrssektor führt dies 2016 zu einem deutlichen Anstieg der Emissionen um 4,2 Prozent. Dazu kommt, dass auch im Gebäudesektor aufgrund des witterungsbedingt höheren Heizbedarfs ein Anstieg der Emissionen um 2,7 Prozent verzeichnet wird. Für die Expertinnen und Experten des Umweltbundesamtes sind die aktuellen Zahlen ein deutliches Signal dafür, verstärkt Anreize und strukturelle Maßnahmen im Mobilitäts- und im Gebäudesektor zu setzen, die nachhaltige Effekte nach sich ziehen.

Ausblick: Klimaziele 2020 und 2030

Für die Jahre 2013 bis 2020 gelten in Österreich Höchstmengen für die Freisetzung von Treibhausgasen aus Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft, Abfallwirtschaft und allen weiteren Quellen, die nicht im Emissionshandel geregelt sind. Wie schon in den vergangenen Jahren (2013–2015) wurde das nationale Ziel auch 2016 unterschritten: Der Zielwert liegt bei 51 Mio. Tonnen, die tatsächlichen Emissionen dieser Sektoren bei rd. 50,6 Mio. Tonnen und damit um rund 0,4 Mio. Tonnen unter diesem Zielwert. In Summe hat Österreich damit 8,7 Mio. Tonnen als Gutschriften zur Verfügung, die in die Bilanz bis 2020 eingerechnet werden können. Nach Einschätzung des Umweltbundesamtes ist aufgrund der aktuellen Daten allerdings nicht gesichert, dass die Klimaziele 2020 erreicht werden. „Von 2005 bis 2014 konnten wir einen Reduktionstrend verzeichnen, aber seither steigen die österreichischen Treibhausgas-Emissionen wieder an. Treiber dafür ist vor allem der Verkehrssektor, aber auch der fossile Energiebedarf zum Heizen. Anreize für Energiesparmaßnahmen und den Umstieg auf erneuerbare Energien sind zentrale Elemente, um die notwendige Energiewende voranzutreiben, “ erklärt Jürgen Schneider, Klima-Experte des Umweltbundesamtes.

Weitreichende Maßnahmen zur Verminderung des Einsatzes fossiler Energie sind auch für die Energie- und Klimaziele 2030 unerlässlich. Bis dahin gilt in Österreich eine Emissionsreduktion von minus 36 Prozent gegenüber 2005 für Emissionsquellen außerhalb des Emissionshandels.