Kategorie Innovation & Technologie - 30. November 2018

Strategie für Künstliche Intelligenz kommt auch für Österreich

Die Erwartungshaltung ist hoch: Künstliche Intelligenz werde uns allen das Leben leichter machen. Das Versprechen, uns im Joballtag, in der Bürokratie und in der Freizeit mit digitalen Assistenten von Chatbots über Cobots hin zu automatisierten Produktionsabläufen unter die Arme zu greifen, ist nicht ganz neu und nicht unumstritten. Denn die Vision der einen ist auch die Besorgnis der Anderen, die in der KI eine Bedrohung sehen, in der Roboter eines Tages unsere Berufe übernehmen und uns letztlich arbeitslos machen.

Einigkeit herrscht jedoch darin, dass die Technologien, die unter dem Begriff KI zusammenfallen, kommen werden. Nun gilt es, den Wandel dorthin sinnvoll zu gestalten. Es ist der Anfang eines Strategieprozesses. In diesen sollen auch die Zivilgesellschaft und möglichst viele Akteure aus Wirtschaft und Forschung gehört und eingebunden werden, damit Österreich im Wettbewerb um die KI-Technologie weiter vorne mit dabei ist und gesellschaftliche und individuelle Grundrechte in Zeiten künstlicher Intelligenz gewahrt werden.

Ein schwieriger Spagat. Wie soll das also funktionieren?

Erfolg nur mit Einbindung aller Akteure

Die Bundesregierung versucht, all das in ihrer Strategie Künstliche Intelligenz zu vereinen. Infrastrukturminister Norbert Hofer und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck legten nun dem Ministerrat einen Antrag zur Ausarbeitung einer solchen Strategie vor. Mit dieser wolle man KI aktiv mitgestalten, sich daraus bietende Chancen frühzeitig nutzen und unbeabsichtigte Konsequenzen vermeiden.

„Rund um den Globus wird erwartet, dass KI-gestützte Maschinen kurz- bis mittelfristig menschliche kognitive Fähigkeiten, wie Wahrnehmen, Verstehen und Planen, in zahlreichen spezifischen Aufgabestellungen erreichen und die Leistungsfähigkeit physischer autonomer robotischer Systeme massiv erhöhen werden“, hieß es in dem Vortrag an den Ministerrat. Die Technologie werde völlig neue Möglichkeiten bieten, komplexe Problemstellungen in verschiedenen Bereichen – vom Gesundheitssystem bis zum Klima- und Umweltschutz – weitaus effizienter als bisher zu lösen.

In dem Antrag wird aber auch zahlreichen Risiken hingewiesen, die der steigende Einsatz von KI-Lösungen mit sich bringt. Genannt werden volkswirtschaftliche Auswirkungen durch den weitreichenden Wandel des Arbeitsmarkts, demokratiepolitische Bedrohungen wie die Beeinflussung öffentlicher Meinung durch Verbreitung von Inhalten, die durch KI generiert wurden, Diskriminierungen durch fehlerhafte Daten, automatisierte und zielgerichtete Desinformationskampagnen oder neuen Gefahren aus dem Bereich Cyberkriminalität.

Es ist nun die Aufgabe der Politik, die Rahmenbedingungen für den Einsatz von KI zu gestalten. Für die Einführung bzw. Regulierung von digitalen Technologien ist ein ganzheitlicher Ansatz vonnöten ebenso wie ein Zusammenspiel aller EU-Partner. Der österreichische Rat für Robotik und KI, aber auch die Mitwirkung in Europäischen Prozessen, trägt dem Rechnung.

So dient auch das White Paper, das der Österreichische Rat für Robotik und Künstliche Intelligenz ausgearbeitet und gemeinsam mit Bundesminister Norbert Hofer kürzlich präsentiert hat, als Basis der österreichischen KI-Strategie.

Vertreter von Wirtschafts- und IT-Verbänden haben ebenfalls  signalisiert, die Entwicklung und einen verantwortungsvollen Umgang mit KI im Rahmen der kommenden Strategie zu unterstützen.

Festzuhalten ist, dass in den bisherigen Wellen der Industrialisierung bisher immer ein positiver Saldo geblieben ist. Es muss aber auch hier genauso viel in die Menschen investiert werden, wie in die Technologie. Nach bekannter Studienlage wird uns die Arbeit nicht ausgehen, es werden aber andere Tätgkeiten und andere Arbeitsfelder sein, von denen neue entstehen, an die vor Jahrzehnten noch kaum zu denken war. Aus diesem Grund muss es auch um Weiterbildung gehen: Ein weiterer Dreh- und Angelpunkt für die Transformation in eine digitale Arbeitsgesellschaft.

Ressortübergreifende Arbeitsgruppen

Unter dem Arbeitstitel Artificial Intelligence Mission Austria 2030 (AIM AT 2030) möchte die Regierung mit ihrer Strategie“die Rahmenbedingungen für eine wohlstandsfördernde und verantwortungsvolle Nutzung von KI in allen Lebensbereichen setzen“. Neben dem White Paper des Robotikrates dienen verschiedene internationale Studien und EU-Leitlinien als Grundlagen. Für die Ausarbeitung der Strategie unter Federführung des Infrastrukturministeriums werden ressortübergreifende Arbeitsgruppen gebildet.

Als Ziele der Strategie, die im dritten Quartal 2019 präsentiert werden soll, werden unter anderem genannt, einen verantwortungsbewussten, auf das Gemeinwohl hin orientierten, breiten Einsatz von KI auf Basis europäischer Grundwerte in Österreich voranzutreiben und Maßnahmen zu entwickeln, um mögliche Gefahren und Fehlentwicklungen, die sich aus KI für Menschen und Gesellschaft ergeben könnten, rechtzeitig zu erkennen, abzufedern oder zu verhindern.

Die Forschung in diesen Bereich soll in Schlüsselbereichen oder Nischen auf ein weltweites Spitzenniveau gehoben, der Transfer von KI-Anwendung in heimische Klein- und Mittelbetriebe vorangebracht werden. Zudem sollen rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die die Sicherheit der KI-Nutzung gewährleisten. Genannt werden auch Bewusstseinsbildung und gesellschaftliche Dialoge über den Umgang mit KI, Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen sowie die Einführung von KI gestützten Technologien im sicherheits- und kriminalpolizeilichen Umfeld.

Service: Die Strategie zur Zukunft der Künstlichen Intelligenz in Österreich sowie das White Paper des Robotik-Rates, jeweils als .pdf zum Download.

INFObox: Zur aktiven Gestaltung des digitalen Wandels haben das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) und das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) eine Strategie für Künstliche Intelligenz entworfen. Als Basis dient das White Paper des Robotikrates. Darüber hinaus hatten beide Ministerien bereits die neue Digitalisierungsagentur (DIA) eingerichtet, die als Ansprechpartner für alle Digitalisierungsfragen fungieren soll. Die DIA wird von den beiden Ministerien finanziert und in der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) in Wien eingerichtet. Daneben gibt es nun die vom BMVIT unterstützte Data Intelligence Offensive (DIO): Sie ist ein breit angelegter Zusammenschluss von Forschung, Industrie und staatlichen Stellen zur Unterstützungs des Übergangs in die Datenwirtschaft.