Kategorie Energie - 12. März 2021
Studie zeigt weiter hohe Zustimmung für Energiewende & engagierte Klimapolitik
Trotz anhaltender Corona-Krise flacht das Bewusstsein für den Klimaschutz in Österreich nicht ab. Die Umsetzung der zentralen Forderungen der Bevölkerung aus dem Klimavolksbegehren ist gestartet, ein Klimarat, Klimakabinett und auch die jährliche Klimaschutzmilliarde werden via Parlament verankert. So können Bürgerinnen und Bürger sich schon ab Mitte 2021 aktiver in Sachen Klimaschutz einbringen, mitdiskutieren und entsprechende Vorschläge einreichen. Aktive Beteiligung, die von der Bevölkerung puncto Klimaschutz auch gewünscht ist, wie nicht nur das Klimavolksbegehren, sondern auch eine aktuelle Studie der Universität Klagenfurt, WU Wien, Deloitte Österreich und Wien Energie bestätigt.
Diese erhebt als eine Art jährliches Stimmungsbarometer zudem, wie es um die Akzeptanz für erneuerbare Energieprojekte im Land bestellt ist. Bereits zum siebten Mal konnte so die Stimmungslage im Land rund um das Thema erneuerbare Energien analysiert werden. Über 1.000 Personen wurden österreichweit um ihre Einschätzungen gebeten. Dabei zeigt sich ein klares Bild: Auch vor dem Hintergrund der omnipräsenten Corona-Pandemie verliert der Kampf gegen den Klimawandel nicht an Relevanz. Die Zustimmung der Befragten zur Erreichung der Klimaziele ist unverändert hoch – auch die Zustimmung für klima-und energiepolitische Maßnahmen der Bundesregierung.
„Das Thema Klimaschutz ist zweifelsfrei gekommen, um zu bleiben – daran hat auch die Corona-Krise nichts geändert. Das Bewusstsein für die Auswirkungen des Klimawandels ist nach wie vor stark“, so Nina Hampl, Studienautorin der Universität Klagenfurt. „Mehr als jeder zweite Österreicher spürt bereits die Folgen des Klimawandels. Hier gab es einen deutlichen Zuwachs im Vergleich zur Vorjahreserhebung.“
Die Mehrheit der Befragten (mehr als 60 Prozent) unterstützt die Ziele der Bundesregierung, bis 2030 den Gesamtstromverbrauch zur Gänze aus erneuerbaren Energiequellen zu decken und bis 2040 klimaneutral zu sein. Im Vergleich zum Vorjahr ist auch die Zahl der Menschen, die einen Einbaustopp für neue Öl- und Gasheizungen befürworten, von 44 Prozent auf 52 Prozent gestiegen. 62 Prozent wünschen sich eine Photovoltaik-Verpflichtung für Neubauten.
„Die Umfrageergebnisse belegen: Die Österreicher sind bereit für die Energiewende. Nun müssen die entsprechenden energie- und klimapolitischen Maßnahmen in die Praxis umgesetzt werden“, betont Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich.
Meilenstein für die Energiewende: Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz ist fertig
Die gestrige Präsentation des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes setzt genau da an und einen weiteren Meilenstein für Österreichs Energiewende. Das EAG soll den Weg für Österreich zu 100 Prozent grünem Strom aus sauberer Energie bis 2030 ebnen. Die ehrgeizigen Pläne der Bundesregierung setzen eine Erhöhung der heutigen Stromproduktion aus Erneuerbaren um 27 Terawattstunden (TWh) voraus. Zusätzliche Kapazitäten, die sich wie folgt zusammensetzen sollen: 11 TWh aus Photovoltaik, 10 TWh Wind, 5 TWh Wasserkraft und 1 TWh Biomasse – ein Plus von 50 Prozent zum heutigen Bestand. Das EAG schafft dafür die notwendigen Rahmenbedingungen: Spezielle Marktprämien und Investitionszuschüsse unterstützen vielversprechende saubere Technologien und ermöglichen es dem Fördersystem, die richtigen Hebel in Bewegung zu setzen. Insgesamt werden bis 2030 jährlich eine Milliarde Euro in den Ausbau der Erneuerbaren investiert.
Bürgerbeteiligungen im Aufwärtstrend
Ein weiterer zentraler Punkt des EAGs sind die Energiegemeinschaften. Damit können alle Teil der Energiewende werden und künftig gemeinsam Strom erzeugen, speichern und verbrauchen.
Auch in der Studie sticht dieser Punkt besonders hervor: Seit 2017 ist das Interesse an Bürgerbeteiligungen für erneuerbare Energieprojekte um die Hälfte gestiegen. 44 Prozent der Studienteilnehmer können sich heute vorstellen, selbst aktiv zu werden und sich in Bürgerbeteiligungen einzubringen. Auch ist das Interesse, Photovoltaikanlagen am eigenen Haus oder Wohngebäude zu installieren, klar vorhanden: Der Anteil jener, die angeben, dass innerhalb der nächsten 12 bis 24 Monate die Installation einer Photovoltaikanlage geplant ist, ist im Vergleich zum Sommer 2020 um insgesamt fünf Prozentpunkte gestiegen.
„Die Energiewende ist ein Gemeinschaftsprojekt: Für die Bevölkerung wird es immer wichtiger, in puncto Nachhaltigkeit selbst die Initiative zu ergreifen“ betont Michael Strebl, Geschäftsführer von Wien Energie. „Die Zahl der Personen, die sich bewusst mit erneuerbaren Energien auseinandergesetzt haben, ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Hier kann man einen deutlichen Aufwärtstrend erkennen – nicht nur in der Studie, sondern auch in der Praxis.“
Insgesamt ist auch die Akzeptanz für erneuerbare Energieprojekte mit 73 Prozent sehr hoch. Im Vergleich zur letzten Umfrage zeichnet sich jedoch in einem Bereich ein Negativtrend ab: Die Zustimmung zur Errichtung von Windkraftanlagen in (der Nähe) der eigenen Gemeinde sinkt. Während es bei Photovoltaik und Kleinwasserkraft kaum einen Rückgang gibt, verringert sich die Akzeptanz von Windkraft von 67 Prozent auf 62 Prozent.
„Trotz dieses Abwärtstrends ist bemerkenswert, dass hohe Anteile der Bevölkerung durchaus bereit sind, auch wirklich einschneidende Maßnahmen für mehr Klimaschutz mitzutragen. So befürworten 38 Prozent der Befragten sogar den Ausbau von Freiflächen-Photovoltaik in bisher unberührter Landschaft oder in Naturschutzgebieten“, erklärt Robert Sposato, Studienautor der Universität Klagenfurt.
Konstantes Interesse an E-Autos
Laut Studie hält auch der Trend zu Elektroautos an. Für 43 Prozent der Befragten kommt aktuell die Anschaffung eines E-Autos in Frage. Das hohe Interesse an alternativen Antriebsformen für den Individualverkehr ist in der Bevölkerung damit zweifelsfrei vorhanden. Doch neben E-Autos gewinnt das Thema Wasserstoff an Popularität: Mit 60 Prozent ist die Mehrheit der Befragten der Ansicht, dass sich die Automobilbranche in der Forschung verstärkt auf Wasserstoffantriebe konzentrieren sollte. Für batterieelektrische Antriebe stimmen hier nur 33 Prozent der Befragten zu.
„Wir sehen eine klare Forderung nach Forschung im Bereich der alternativen Antriebsformen“, analysiert Deloitte Experte Gerhard Marterbauer. Die Umfrage zeigt außerdem, dass auch Einschränkungen und Verbote von den Befragten zugunsten der Umwelt breiter akzeptiert werden. Marterbauer abschließend: „30 % der Österreicher sprechen sich mittlerweile sogar für ein Verbot von Diesel- und Benzinautos aus. Damit ist klar, wohin die Reise in Zukunft geht.“
SERVICE: Download der Studie „Erneuerbare Energien in Österreich“ 2021