Kategorie Informationen & Tipps - 8. Februar 2021
Das Tier des Jahres: Der Siebenschläfer
Was verbindet den Siebenschläfer, den europäischen Maulwurf und die Wildkatze? Sie wurden vom Naturschutzbund Österreich in den letzten Jahren jeweils zum Tier des Jahres gewählt – heuer ist es der Siebenschläfer. Was sie jedoch unterscheidet: Die Wildkatze gilt in Österreich als „ausgestorben, ausgerottet oder verschwunden“. Die Suche nach ihr wurde in einem großem Artenschutzprojekt der BMK Initiative vielfaltleben aufgenommen. Noch sind Maulwurf und Siebenschläfer nicht auf einer offiziellen Liste der bedrohten Arten, aber auch ihre Lebensräume schwinden rapide – es bleibt zu hoffen, dass sich diese pelzigen Zeitgenossen nicht auch bald zum Schutzprogramm dazugesellen müssen.
Der Siebenschläfer
2021 wurde der Siebenschläfer vom Naturschutzbund Österreich als Tier des Jahres ernannt. Der samt Schwanz rund 30 Zentimeter lange Kletterer hat ein dichtes, graues Fell, große Augen und kleine Ohren. Er ist nachtaktiv und hält zur Zeit eingerollt und mit seinem kuscheligen Schwanz bedeckt Winterschlaf. Sein Name ist nämlich Programm: Der Winterschlaf der Siebenschläfer dauert mindestens sechs Monate. Abhängig von der Kälte schlafen sie zwischen September/Oktober und Mai/Juni.
Lebensraum
Als Lebensraum bevorzugen Siebenschläfer Höhlen in alten Laubwäldern, nämlich Buchen- und Eichenwälder. Sie sind hervorragende Kletterer und leben hauptsächlich auf Bäumen, wo sie auch ihre Nahrung suchen. Nur ganz selten suchen sie ihre Nahrung am Boden.
Ernährung
Die Ernährung der Siebenschläfer passt sich an die Jahreszeit an: Im Frühjahr ernähren sie sich überwiegend von Knospen und Blättern. Im Sommer verspeisen sie gerne Früchte und im Herbst Beeren und Pilze. Durch den Verzehr von Trauben und anderem Obst können Siebenschläfer erhebliche Schäden verursachen. Auch das Benagen der Rinde verursacht gelegentlich Schäden an Bäumen, jedoch sind sie meist nicht gravierend, da sie in aller Regel nur kleinflächig sind.
Als Vorsorge für den Winterschlaf müssen Siebenschläfer viel Nahrung zu sich nehmen, die in Form von Fett um das Bauchfell gespeichert wird. Ihr Gewicht kann sich dabei verdoppeln und überschreitet zuweilen sogar 280 Gramm.
Gefährdung
Durch den Lebensraumverlust, vor allem durch Straßen- und Siedlungsbau sowie der Förderung von monotonen Fichtenwäldern, ist der Siebenschläfer in Europa besonders gefährdet. Es ist daher besonders wichtig, strukturreiche Laubwälder mit verschiedenen Baumarten und hohem Art- oder Totholzanteil ist daher besonders wichtig. Gibt es in seinem Lebensraum nicht ausreichend Nahrung, verzehrt er das Kabium (= Wachstumsschicht zwischen der Splintholzzone und der Rinde) von Bäumen und vermutlich auch Baumsaft. Dadurch kann das dafür notwenige Entfernen der Rinde häufig zu Konflikten mit forstwirtschaftlichen Interessen. Aus diesem Grund ist es wichtig auf ausreichend früchtetragende Sträucher und Bäume geachtet werden.
Als Feinde des Siebenschläfers gelten der Baummarder, der Waldkauz, der Uhu, das Hermelin und die Haus- bzw. Wildkatze.
Schutz
Der Siebenschläfer ist international geschützt. Er wird in der Berner Konvention in Anhang III genannt. Anhang III der Berner Konvention enthält solche Tierarten, die zwar schutzbedürftig sind, aber im Ausnahmefall bejagt oder in anderer Weise genutzt werden dürfen.
Die Natur 2021
Blume des Jahres: Der Große Wiesenknopf
Der Große Wiesenkopf (Sanguisorba officinalis) wird bis zu 1,2 Meter hoch und seine bis zu vierzig Blüten, die man von Juli bis November sieht, können verschiedene Farben tragen, nämlich rotbraun, purpur, rosa, rot und weiß. Er wächst auf extensiv genutztem Grünland, das aber immer weniger wird, und gilt deswegen als bedroht. Um auf diese Tatsache aufmerksam zu machen, wurde er vom Naturschutzbund Österreich zur Blume des Jahres gekürt. Die klassische Heugewinnung haben die Landwirte auf seinen Standorten oft aufgegeben, weil solche Wiesen schwierig zu bewirtschaften sind und es keinen hohen Ertrag bringt. Sie wurden trockengelegt, werden intensiv beweidet oder man hat sie zu Äckern umgebrochen. Teils wurde die Bewirtschaftung auch ganz aufgegeben, woraufhin Schilf, hohe Stauden und Gehölze statt der hohen Wiesen wachsen. Wenn der Große Wiesenkopf schwindet, haben wiederum zwei Schmetterlingsarten, der Helle und der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling keine Pflanze, an der sie ihre Eier ablegen können, damit ihre später schlüpfenden Raupen sich an den Knospen laben.
Fisch des Jahres: Die Äsche
Die Äsche (Thymallus thymallus, L.) ist der Fisch des Jahres. Um die Bestände des aschgrauen Speisefisches, der zur Laichzeit ein auffälliges Kleid anlegt, steht es allerdings nicht gut, so der Österreichische Fischereiverband: „Die Rote Liste der Fische Österreichs aus dem Jahr 2007 führte die Art als gefährdet; und das Risiko, dass in Österreich die Art mittel- bis langfristig aussterben könnte, ist nach wie vor groß“. Daran sind vor allem die Fragmentierung ihres Lebensraums schuld, die Erwärmung der Gewässer durch den Klimawandel, und dass sie häufig in den Mägen von Wasservögeln landen. „Für die Larven- und Jungfischstadien wirkt sich außerdem der Schwallbetrieb von Wasserkraftwerken verheerend aus“, so der Fischereiverband.
Vogel des Jahres: Der Girlitz
Der Girlitz (Serinus serinus) ist als Vogel des Jahres ein „kleiner Fink mit großen Problemen“, so die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich. Der Bestand des samenfressenden Gartenbewohners nahm in den vergangenen 20 Jahren um 80 Prozent ab. Vom Schnabel bis zum Schwanz misst ein Girlitz knapp zwölf Zentimeter, mit ebensowenigen Gramm Gewicht ist er der kleinste heimische Fink.
https://www.facebook.com/bmk.infothek/photos/a.370432703058140/3108684175899632/
Männchen sind leuchtend gelb im Gesicht, auf der Kehle und Brust, ihre Oberseite ist grünlich gestreift. Die Weibchen tragen dezentere, bräunlichere Färbung. Die Bodenversiegelung an den Stadträndern, der übertriebene Ordnungssinn in den Gärten und Grünanlagen sowie der Verlust an Brachen nehmen dem Zwerg die Nahrungsgrundlage, er bräuchte dort mehr Wildkräuter, denn er ernährt sich kaum von etwas anderem. Der Girlitz bewohnt lichte, reich strukturierte Landschaften bis rund 800 Meter Seehöhe und die österreichischen Populationen überwintern im Mittelmeerraum, meist in Italien bis Griechenland.
Spinne des Jahres: Der Zweihöcker-Spinnenfresser
Ein vampirischer Kannibale wurde von 84 Arachnologen (Spinnenforschern) aus 27 europäischen Ländern unter Leitung des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien zur Spinne des Jahres gewählt: Der Zweihöcker-Spinnenfresser (Ero furcata). Der bis zu einem halben Zentimeter lange, nicht gefährdete gelb-braun-schwarz gezeichnete Achtbeiner besucht Abends und Nächtens die Netze von anderen Spinnen und zupft dort an den Fäden, damit sie vibrieren, wie wenn sich darin ein Beutetierverfangen hat. Wenn die Netzbesitzerin dadurch angelockt wird, packt er sie, beißt sie ins Bein und saugt sie aus. Die Wissenschafter rufen dazu auf, diesen „Räuber unter den Räubern mit seiner bemerkenswerten Nahrungsbiologie“ anhand von Fotos der Spinnen und ihrer Kokons zu dokumentieren, und Funde zu melden (www.naturbeobachtung.at).
Insekt des Jahres: Die Dänische Eintagsfliege
Insekt des Jahres ist die Dänische Eintagsfliege (Ephemera danica), die im geschlechtsreifen Erwachsenenstadium als Fliege zwei bis vier Tage lang lebt, dann nichts mehr isst, aber Sex hat und Eier auf der Oberfläche von Gewässern ablegt. Sie sinken zu Boden und leben dort in mehreren Larvenstadien, die Kiemen haben, sich 20 bis 30 mal häuten und Röhren in der Gewässersohle graben. Die Art ist nicht gefährdet und manchmal können in einem „synchronisierten Massenschlupf“ hunderte Tiere auftauchen. Kurz vor dem Übergang vom Wasser- zum Landleben bildet sich bei der ausgewachsenen Larve zwischen alter und neuer Haut eine Luftschicht. Dadurch kann sie zur Wasseroberfläche aufsteigen. Sie häutet sich dann gleich ein zweites Mal, was einmalig in der Insektenwelt ist, so das Kuratorium von Insektenkundlern, wissenschaftlicher Gesellschaften und Einrichtungen wie dem Naturschutzbund Österreich, das die Wahl trifft. Gruppen von Männchen der gut zwei Zentimeter langen Fliegen mit über vier Zentimetern Flügelspannweite schwärmen dann an den Ufern herum, und klammern sich an jedes Weibchen, das vorbeikommt. Sie paaren sich im Flug und kurz darauf legt das Weibchen seine Eier in einem Zickzackflug wieder auf der Wasseroberfläche ab.
Aktion vielfaltleben: Biodiversität ist Deine Gesundheitsvorsorge!