Kategorie Innovation & Technologie - 16. September 2019

Tournee von Noah’s Train führt nach Übersee

Der bemalte Zug wird zur nächsten Welt-Klimakonferenz in Chile erwartet

Erinnert Ihr Euch noch an Noah’s Train, den Güterzug, der ziemlich bunt und quer durch ganz Europa fährt und die Verlagerung des Transports von der Straße auf die Schiene vorantreiben soll? Nach der Welt-Klimakonferenz (COP24) im polnischen Katowice startete er am 14. Dezember 2018 zur großen Europa-Tour, fuhr unter anderem nach Wien, Rom, München, Berlin, Luxembourg, Riga, Paris, Brüssel, Barcelona und Madrid, bevor er nun die letzte Station des Kontinents erreicht: den Hafen von Rotterdam.

© Rail Cargo Austria

Dort schließt sich nun ein Kreis. Der Zug hat seine Reise durch Europa abgeschlossen doch ein nächster, noch größerer Schritt steht unmittelbar bevor. Einige Container werden im Rotterdamer Container-Terminal vom Zug aus umgeschlagen und per Schiff nach Santiago de Chile transportiert, wo ab dem 2. Dezember 2019 die nächste Klimakonferenz der Vereinten Nationen (UN) stattfindet. Der Zug führt damit seine symbolische Reise auch über den Ozean hinweg fort und verbindet die zwei Klimakonferenzen der UN.

Aus Katowice hatte sich der Zug damals noch mit grünen, unbemalten Containern verabschiedet. Auf dem Weg durch Europa und mit jedem Halt in oben genannten Städten, wurden die nun 17 Container einer nach dem anderen künstlerisch gestaltetet. Er misst inzwischen über 200 Meter.

Noah’s Train geht auf die Initiative von europäischen Schienentransportunternehmen zurück, die als Verbund Rail Freight Forward die Aufmerksamkeit auf einen klimaverträglichen Schienentransport lenken möchten. Der von namhaften Street-Artists gestaltete Zug ist das längste, je angefertigte mobile Kunstwerk.

In Wien wurden zwei der ursprünglich knallgrünen Container vom Graffitikünstler Paul Hoffman von der Agentur Concrete farbenfroh gestaltet, dem Motto entsprechend mit Tiermotiven wie einem Orca-Wal, Flamingos und einem Chamäleon.

 

Darum geht es: Gütertransport auf der Schiene verursacht neun Mal geringere CO2-Emissionen im Vergleich zum Frachttransport auf der Straße. Die RailFreightForward-Koalition hat es sich zum Ziel gesetzt, den Güterverkehr über die Schiene von derzeit 18 Prozent auf 30 Prozent bis 2030 steigern. “Und das ist absolut notwendig”, sagt Michael Winter, Ideengeber für die Initiative von der Rail Cargo Austria, eines der fünf Gründungsmitglieder von Rail Freight Forward.

“Wir wissen bereits heute, dass das Güterverkehrsaufkommen in Europa weiterhin wachsen wird und Europas Straßen, zusätzlich eine Million Lkw befördern müssen. Versuchen Sie nur einmal, sich eine Million Lkw hintereinander auf der Straße vorzustellen. Und dabei sind die Straßen in Europa bereits stark ausgelastet.“

Rail Freight Forward rückt nun die Botschaft des klimaverträglichen Schienengüterverkehrs erneut in den Fokus der Industrie aber diesmal eben auch ins Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit, denn die ist von diesem Thema nicht weniger betroffen als andere. „Als Koalition erarbeiten wir laufend Lösungen um den Schienengüterverkehr weiterhin modern, multimodal und vor allem etwas attraktiver zu machen – dies ist der einzige Weg, um Wirtschaftswachstum zu erzielen und gleichzeitig maßgeblich zur Erreichung der gesteckten Klimaziele beizutragen.

Übrigens: Graffiti und Züge waren nicht immer eine glückliche Koalition, eher das Aufeinanderprallen zweier ganz und gar gegensätzlicher Welten und ein oft mühsames Katz-und-Maus-Spiel von Sprayern und Bahnunternehmen. Mit Noah’s Train soll nun jedoch gemeinsam das Bewusstsein für moderne und nachhaltige Gütertransport-Lösungen geschaffen und ein wichtiger Beitrag zu den Themen Klimaschutz und gesellschaftliche Verantwortung großflächig sowie mobil präsentiert werden.

INFObox: Die ÖBB behält neben wichtigen Infrastrukturprojekten auch den Klimaschutz fest im Fokus und ist nicht zuletzt mit der Umstellung auf 100 Prozent erneuerbare Energie auch weiterhin ein wichtiger Faktor desselben.