Kategorie Innovation & Technologie - 20. April 2018

Das war die Transport Research Arena #TRA2018

Mit der Transport Research Arena (TRA 2018) fand unter dem Motto „A Digital Era for Transport“ vom 16. bis zum 19. April Europas größter Verkehrsforschungskongress in Wien statt. Rund 3.000 Experten waren in der Stadt, um über die aktuellsten Entwicklungen im Bereich Mobilität zu diskutieren.

Die TRA 2018 wurde vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) gemeinsam mit dem AIT Austrian Institute of Technology und der AustriaTech, mit der Europäischen Kommission und den europäischen Technologieplattformen ausgerichtet. Inhaltlich ging es um die „großen Trends“ zum Thema, etwa Automatisierung in allen Facetten, innovative Antriebsformen sowie die Dekarbonisierung, also die Transformation eines gesamten Systems hin zu kohlenstoffarmer oder gar -freier Mobilität.

Innovativ – Interaktiv

Eröffnet wurde die Messe von Bundesminister Norbert Hofer und EU-Kommissarin Violeta Bulc. Der Ausstellungsbereich wurde dieses Jahr um eine Interactive Zone erweitert. Diese war erstmals auf der TRA anzutreffen und machte es möglich, Forschungsergebnisse und Initiativen zu testen, hautnah und aus erster Hand.

 

Ingolf Schädler, stellvertretender Sektionsleiter im bmvit und Chair des Management Committee der TRA 2018, war überwältigt vom Erfolg der Konferenz, der sich ihm in Form großartigen Feedbacks von Partnern und TeilnehmerInnen auf allen Ebenen äußerte.

Im Vorfeld sprach Ingolf Schädler davon, dass sich Mobilität und Verkehr exponentiell verändern werden. „Wir können nicht davon ausgehen, dass wir die Vergangenheit einfach fortschreiben können. Die Verkehrsforschung arbeitet an neuen Technologien und Lösungen, um Alternativen etwa für begrenzte Ressourcen und Infrastrukturen zu schaffen. Das Mobilitätsverhalten der Menschen ändert sich sukzessive und passt sich dem Umfeld an. Das ist einerseits eine Herausforderung, andererseits bietet es eine große Chance die Mobilität der Zukunft positiv zu gestalten“, so Schädler. Wichtig sei für ihn auch die Frage, wie man die Zukunft der Menschen sinnvoll gestaltet. Das komme im internationalen Dialog oft zu kurz, „weil wir manchmal zu stark technologiegetrieben sind“.

Verkehrsminister Norbert Hofer sagte: „In Anbetracht der Herausforderungen denen wir bei der zukunftsfähigen Gestaltung unserer Mobilität gegenüberstehen, bedeutet Digital Era vor allem eines: Transformation und Veränderung durch Digitalisierung und Dekarbonisierung als bestimmende Megathemen für die Mobilität der Zukunft. Für eine Energie- und Mobilitätswende heißt es neue Technologien und Trends bestmöglich aufzugreifen, um auch künftig Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Wohlstand zu sichern.“

Die Digitalisierung im Verkehrswesen wird die Mobilität in den kommenden Jahren massiv verändern bzw. sogar revolutionieren. Das Ergebnis wird, neben der Erhöhung der Verkehrssicherheit, viele neue Mobilitäts-Angebote und Dienstleistungen, aber auch mehr Effizienz im intermodalen Verkehr und ein entscheidender Schritt zu einem nachhaltigeren Umgang mit knappen Ressourcen sein. Dabei wird neben den digitalen Infrastrukturen u.a. die Vernetzung der Fahrzeuge untereinander und mit der Infrastruktur eine wesentliche Rolle spielen. Die Experten auf der TRA 2018, sind sich einig, dass es in vielen Bereichen an der frühzeitigen Einbindung der Nutzer hängen wird, wie gut und effizient neue Verkehrssysteme funktionieren werden.

 

Schwerpunkt automatisiertes Fahren

Selbstfahrende Fahrzeuge und Automatisierung sind nur eines von vielen Themen, denen am zweiten Tag der TRA 2018 nachgegangen wurde. Die Automatisierung des Verkehrs betrifft aber Bahn-, Fracht- und Individualverkehr gleichermaßen. Nynke Else Vellinga von der Reichsuniversität Groningen geht in ihrer Forschungsarbeit diesem zentralen Aspekt der Automatisierung nach: „Bevor man die Kontrolle an ein automatisiertes Fahrzeug übergibt, muss man technische, aber auch viele rechtliche Herausforderungen meistern. Wer ist für Unfälle verantwortlich, die von automatisierten Fahrzeugen verursacht werden und muss für die resultierenden Schäden aufkommen? Hier gibt es noch große rechtliche Herausforderungen betreffend technischer Vorschriften, Verkehrsrecht und Verantwortlichkeiten.“

Die Dekarbonisierung der Verkehrssysteme trägt dazu bei, das Ziel des Pariser Klimaabkommens 2015 – die Erderwärmung auf unter 2 Grad Celsius zu halten – zu erreichen. Steigendes Verkehrsaufkommen, individuelle und soziale Bedürfnisse sowie die Voraussetzung, die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, stellt die Verkehrsforschung vor große Herausforderungen. Bei der TRA 2018 tauschen sich die weltweit besten ExpertInnen über die unterschiedlichsten Ansätze und Innovationen verkehrsträgerübergreifend aus. Neben alternativen Antrieben, Leichtbauentwicklungen und innovativen Batterietechnologien werden insbesondere neue Logistik- und Mobilitätsangebote präsentiert, die Menschen und Güter künftig nachhaltiger transportieren werden.

Forschung als Motor

Viele Forschungsprojekte beschäftigen sich aktuell mit innovativen Fertigungsmaterialien, die Fahrzeuge in Zukunft leichter machen, und damit den Schadstoffausstoß erheblich reduzieren werden. Marian Körer und Marcin Malecha vom Zentrum für Leichtbauproduktionstechnologie in Augsburg gehen davon aus, dass sich alleine im Bereich der Luftfahrt die Passagierzahlen in den kommenden 20 Jahren verdoppeln werden. Deshalb ist es wichtig, Flugzeuge zu verbessern. CFRP, ein kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff, ermöglicht etwa die Reduktion des Netto-Gewichtes und somit auch des Schadstoffausstoßes. Da dieses Material sehr aufwendig manuell hergestellt wird, sind die Fertigungskosten derzeit noch sehr hoch. Eine Lösung erhofft man sich durch eine Automatisierung der Verbundwerksprozesse.

Zukunft des Verkehrs

Vincent Piron, Vizevorsitzender der FIEC-Arbeitsgruppe Infrastruktur und Finanzierung:
„In den letzten Jahren sind die CO2-Emissionen in Entwicklungsländern gestiegen, während sich die Zahlen in Europa und den USA verbessert haben. Das bedeutet, dass wir die CO2-Emissionen in diesen Ländern nicht direkt reduzieren können, wir können sie aber dazu inspirieren und unser Wissen weitergeben. Die wichtigsten Maßnahmen dazu sind die Umrüstung der Motoren auf umweltfreundlichere Alternativen, saubere Energie für elektrische Fahrzeuge, die Nachfrage nach Straßentransport einzuschränken und der bessere Einsatz von existierenden Fahrzeugen, wie zum Beispiel Carpooling.“

In den Diskussionen auf der TRA 2018 stand natürlich auch die E-Mobilität als mögliche Lösung des Emissionsproblems im Individualverkehr auf dem Prüfstand. Stephan Neugebauer, Director Global Research bei BMW: „Für die Dekarbonisierung des Verkehrssystems ist Elektrifizierung notwendig. Dies allein reicht allerdings nicht. Wir haben weiterhin einen großen Bedarf an Kraftstoffen, speziell für große Distanzen großer Fahrzeuge. Deswegen brauchen wir vermehrte Forschungsaktivitäten bezüglich erneuerbarer Kraftstoffe für Europa.“

Women in Mobility

Ein weitere Schwerpunkt setzte die heurige TRA mit der Förderung von Frauen im Mobilitätsbereich. Das bmvit lud aus diesem Anlass zur Women’s Reception, wo nicht nur den Pionierinnen aus Wissenschaft und Technik gehuldigt, sondern auch mit Tatendrang in die Zukunft geblickt wurde. Bereits zu Beginn wurde am bmvit Competence Corner im Ausstellungsbereich von allen wichtigen Akteurinnen und Akteuren eine Vereinbarung unterzeichnet, die eine Gleichstellung der Möglichkeiten von Frauen und Männern im Verkehrssektor als Ziel formulierte.

 

Bei der TRA anwesend war auch unsere aktuelle FEMtech-Expertin Christianne Essl, die nicht nur Einblicke in die Arbeit des Virtual Vehicle Research Centers gab, sondern auch ein Poster ihrer Dissertation zur Gasanalytik in der Batterieforschung präsentierte.

 


Neue Kompetenzkarte des bmvit

Die Entwicklung des Automatisierten Fahrens verläuft bekanntlich in mehreren Stufen und reicht von Parkhilfen über Spuren- und Abstands-Assistenten bis zum Auto, das sich selbstständig von A nach B bewegt. Um diese Funktionen in einem kontrollierten und sicheren Umfeld einsetzen und testen zu können, schafft das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) mit Kompetenzzentren und Testumgebungen die nötigen Voraussetzungen. Einen Überblick zu den wichtigen Projekten, welche im Bereich Automatisiertes Fahren in Kooperation mit Forschungsinstitutionen und Unternehmen in Österreich zu finden sind, liefert die folgende Kompetenzkarte.

INFObox: Vom 16.-19. April 2018 haben rund 3.000 internationale Expertinnen und Experten bei der Transport Research Arena über die Entwicklungen im Bereich Mobilität und neuesten Forschungsergebnisse diskutiert. Veranstaltet wurde diese 2018 vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit), dem AIT Austrian Institute of Technology und der AustriaTech in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission und den wichtigsten europäischen Technologieplattformen ERTRAC (European Road Transport Research Advisory Council), ERRAC (European Rail Research Advisory Council), WATERBORNE sowie CEDR (Conference of European Directors of Roads), ALICE (Alliance for Logistics Innovation through Collaboration), ETRA (European Transport Research Alliance), ECTP (European Construction Technology Platform) und ACARE (Advisory Council for Aviation Research and Innovation in Europe).