22. Februar 2018

Transsib-Verlängerung weiter auf Spur

Der Plan, Österreich an eine moderne Seidenstraße anzubinden, nimmt weiter an Fahrt auf. Die Möglichkeiten der Verlängerung einer Breitspur-Bahnstrecke bis in den Großraum Wien werden bereits länger ausgelotet. Nun möchten das Verkehrsministerium und die Güterverkehrssparte der ÖBB ihre Strategie der Internationalisierung fortsetzen und haben mit den Russischen Eisenbahnen ein strategisches Abkommen beschlossen.

Tatsächlich könnten auf mehr als 8.000 km Schienennetz die asiatischen Wachstumsmärkte und Zentraleuropa enger miteinander verbunden werden. Im August letzten Jahres konnte durch die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie im Auftrag des Infrastrukturministeriums das enorme wirtschaftliche Potential aufgezeigt werden und damit dieses Vorhaben an Auftrieb gewinnen. Mit einer Verlängerung der Transsib-Breitspurbahn über 400km von Košice in der Ostslowakei nach Wien wäre dieser traditionsreiche Verkehrskorridor auch ausnahmslos ohne Spurwechsel zwischen Ostasien und Österreich zu befahren.

 

Im Rahmen der jährlichen Konferenz „Strategic Partnership 1520“, die am 21. und 22.  Februar 2018 in Wien, und damit erstmalig außerhalb eines Breitspurlandes, stattfand. verstärkten die ÖBB (Österreichischen Bundesbahnen) und die RZD (Russischen Eisenbahnen) ihre Kooperation im Güter- und Personenverkehr und unterstreichen ihr gemeinsames Verständnis der Weiterführung der Breitspurbahn bis in den Raum Wien.

„Wir wollen 2033 auf dieser Bahn fahren“, sagte Verkehrsminister Hofer am Mittwoch anlässlich der Veranstaltung an der sein russischer Amtskollege Maxim Sokolow, ÖBB-Chef Andreas Matthä und der Chef der russischen Staatsbahn RZD, Oleg Belozerov, sowie Vertreter der Generaldirektion Verkehr der EU-Kommission teilnahmen.

Zuvor war im Ministerrat ein bestehendes Abkommen zur Verlängerung der Transsibirischen Eisenbahn bis nach Parndorf, wo voraussichtlich das Güterterminal zur Verladung auf Lkws errichtet werden soll, Thema. ÖBB und russische Staatsbahn fixierten Zusatzvereinbarungen zu bestehenden Absichtserklärungen.

Wenige Jahre für Genehmigungen

Für behördliche Genehmigungen im österreichischen Abschnitt setzt Hofer einige wenige Jahre an. Jahrzehnte wie bei anderen Großprojekten dürfe es keinesfalls dauern. Finanzielle Details und insbesondere die Frage, welchen Part Österreich an in einem ersten Grobkonzept auf 6,5 Milliarden Euro Gesamtkosten taxierten Projekts übernehmen würde, sind offen. Für Österreich werde sich dieses Projekt aber mehrfach rentieren, ist Hofer überzeugt.

Der russische Verkehrsminister und RZD-Chef Belozerov unterstrichen die strategische Bedeutung des Eisenbahnkorridors. Man zeigte sich überzeugt, international namhafte Investoren und Fonds zur Mitfinanzierung zu gewinnen. Russland sieht die Wirtschaftlichkeit des Projekts bestätigt, eine detaillierte Machbarkeitsstudie gibt es allerdings noch nicht. Aber man hofft auf Unterstützung für die neue Seidenstraße durch asiatische Investoren.

Große wirtschaftliche Chancen

Die Breitspurverlängerung samt Bau eines Terminals auf österreichischem Boden hätte enorme wirtschaftliche Chancen. Laut Studie würde die Verlängerung der Breitspurbahn vom Terminal in Košice nach Wien von der Bauphase bis zum Vollbetrieb 127.000 heimische Jobs schaffen und sichern. Zu Spitzenzeiten könnten durch Bau, Betrieb und Betriebsansiedelungen in Terminal-Nähe 9.000 Arbeitsplätze entstehen. Des Weiteren wäre eine Gesamtwertschöpfung von 15,5 Milliarden Euro bis 2054 für Österreich zu erwarten.

Ein möglicher Baustart für die Verlängerung der Breitspurbahn wäre im Jahr 2023. Die Neubaustrecke könnte dann zehn Jahre später im Jahr 2033 in Betrieb gehen. Das internationale Projekt würde den Containertransport nach Mitteleuropa nicht nur ökologischer gestalten, sondern ihn auch deutlich beschleunigen. Die Gütercontainer ließen sich per Schiene auf der Transsib in 10-15 Tagen in den Großraum Wien bewegen, während sie per Schiff nach Europa etwa 30 Tage benötigen.