16. Januar 2024
Treibhausgas-Emissionen sanken 2022 um knapp 6%
Laut Umweltbundesamt niedrigster Wert der Emissionen in Österreich seit Beginn der Erhebungen
Die Treibhausgas-Emissionen in Österreich sind von 2021 auf 2022 um 5,8 Prozent gesunken und liegen bei 72,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent, so die Treibhausgas-Bilanz des Umweltbundesamtes für das Jahr 2022. Das bedeutet ein Minus von rund 4,5 Mio. Tonnen im Vergleich zum Jahr 2021.
Trotz eines deutlichen Wirtschaftswachstums erfolgte der Emissions-Rückgang in allen Bereichen, also im Gebäude-Bereich, im Verkehr, in der Landwirtschaft, der Abfallwirtschaft und der Industrie. Damit ist nach den vorläufigen Daten der niedrigste Wert der Emissionen seit Beginn der Erhebungen 1990 erreicht.
Nach dem Zuwachs im Jahr 2021 war das Jahr 2022 geprägt von dem im Februar begonnenen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, den damit verbundenen Verwerfungen bei den Energiepreisen sowie den deutlichen Anstieg der Teuerungsrate. Das Bruttoinlandsprodukt stieg im Vergleich zum Vorjahr 2021 um rund 4,8 Prozent, die Bevölkerung wuchs um 1,1 Prozent. Aufgrund der warmen Witterung im Jahr 2022 fiel die Zahl der Heizgradtage gegenüber dem Vorjahr um 12,8 Prozent und liegt leicht unter dem langfristigen Trend.
„Die aktuelle Treibhausgasbilanz des Umweltbundesamts zeigt, dass die Treibhausgasemissionen erstmals nicht nur in der Prognose sinken, sondern auch in der Realität“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. „Das heißt, unsere Bemühungen im Klimaschutz zeigen positive Wirkung – mit KlimaTicket, Ökostrom-Ausbau, Sanierungsoffensive, Transformation der Industrie oder Klimabonus haben wir viele Maßnahmen beschlossen.“ Diesen Klimaschutzkurs gelte es nun fortzusetzen. Für Gewessler sei klar: „Wir sind noch nicht am Ziel. Gerade für eine klimafreundliche Zukunft braucht es das Engagement von allen Verantwortungsträger:innen auf jeder Ebene.“
Jetzt ist es fix – nicht nur in der Prognose, sondern auch in der Realität: Die #Treibhausgasemissionen sind im Jahr 2022 um knapp 6% gesunken. Das heißt, unsere Bemühungen im #Klimaschutz zeigen positive Wirkung. (1/3) pic.twitter.com/UWhqpEQhE4
— Leonore Gewessler (@lgewessler) January 16, 2024
Auch Günther Lichtblau, Klimaexperte im Umweltbundesamt, sieht weiterhin Bedarf für mehr Klimaschutz. „Wir sehen für das Jahr 2022 einen deutlichen Rückgang der Treibhausgas-Emissionen um 5,8 Prozent in Österreich. Es müssen aber weiterhin konkrete und intensive Maßnahmen folgen, um die Klimaziele und damit die Klimaneutralität zu erreichen.“
Emissionen in fünf von sechs Sektoren gesunken
Nach dem Anstieg im Jahr 2021 kam es laut der Treibhausgas-Bilanz des Umweltbundesamtes 2022 in vielen Bereichen zu deutlichen Emissionsrückgängen.
Für die Bereiche Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft und Abfallwirtschaft zeigt die Treibhausgas-Bilanz eine Reduktion der Emissionen im Vergleich zu 2021. Im Verkehrssektor sind die Emissionen um 4,6 Prozent gesunken. Im Sektor Gebäude gab es einen Rückgang der THG-Emissionen um rund 17 Prozent, dies ist auch auf die geringe Anzahl von Heizgradtagen, die Preisentwicklung auf dem Energiemarkt und die stark gestiegenen Umstellungen auf klimafreundliche Heizungen zurückzuführen.
Im Sektor Energie und Industrie (ohne Emissionshandelsbereich) sind 2022 die THG-Emissionen um 3,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2021 gestiegen. Rückgänge sind im Sektor Landwirtschaft (-0,9 Prozent) und der Abfallwirtschaft (-3,4 Prozent) zu verzeichnen. Bei den F-Gasen (-1,1 Prozent) setzt sich der abnehmende Trend der letzten Jahre fort.
Insgesamt ergibt sich für die Emissionen außerhalb des europäischen Emissionshandels (Non-ETS-Bereich) eine Reduktion um circa 5,0 Prozent bzw. rund 2,4 Millionen Tonnen. Der Zielwert im Non-ETS-Bereich (47,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent für das Jahr 2022) wurde um 1,2 Millionen Tonnen unterschritten.
Für die Energie- und Industrieunternehmen, die dem Emissionshandel zugeordnet sind, zeigt die aktuelle Treibhausgas-Bilanz für 2022 eine deutliche Reduktion um rund 7,2 Prozent (2,1 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent). Das ergibt sich unter anderem durch die niedrigere Stahlproduktion und den mehrmonatigen Betriebsausfall der Erdölraffinerie. Die Reduktionsziele für den Emissionshandelsbereich werden auf europäischer Ebene geregelt und sind in den nationalen Klimazielen nicht enthalten.
Ausblick 2030 & 2040
Um die europäischen Ziele zu erreichen, braucht es rasch weitere zusätzliche Maßnahmen und klare Rahmenbedingungen. Österreich muss seine Emissionen bis 2030 um 48 Prozent gegenüber dem Jahr 2005 reduzieren, um Strafzahlungen in Milliardenhöhe zu verhindern.
Für die Klimaneutralität Österreichs im Jahr 2040 sind weitreichende Transformationsschritte vor allem zur Reduktion des Gesamtenergieeinsatzes sowie zum Ersatz fossiler durch erneuerbare Energie erforderlich.
Das Umweltbundesamt erstellt jährlich die nationale Treibhausgas-Inventur und liefert damit die offiziellen Zahlen für das Berichtswesen Österreichs im Rahmen der Klimarahmenkonvention und an die Europäische Union. Seit 2006 ist Österreichs führende Expert:innen-Institution für Umwelt als weltweit einzige Stelle für die Erstellung der nationalen Emissionsinventur akkreditiert (Qualitätsmanagement nach ÖVE/ÖNORM EN ISO/IEC 17020). Eine detaillierte Analyse der Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen in Österreich erfolgt jährlich im Klimaschutzbericht.