Kategorie Innovation & Technologie - 25. Mai 2022

Umweltförderung im Inland: Abwärme aus Rechenzentrum heizt Spital

Film- und Serienstreamen als Unterstützung einer Gesundheitseinrichtung? Heizen und Kühlen mittels Internet? In Wien soll das bald Realität werden und die Abwärme aus Serverräumen eines der größten Rechenzentren des Landes – in dem auch ein großer Streaminganbieter seine Server stehen hat – ab kommenden Jahr für die Energieversorgung der Klinik Floridsdorf verwendet werden.

Der Server-Großkomplex an der Brünner Straße wird vom privaten Unternehmen Interxion betrieben. Von außen sind die Dimensionen der Anlage kaum zu erkennen. Doch hinter der Fassade eines schlichten Bürogebäudes verbirgt sich auf Tausenden Quadratmetern ein Netz aus insgesamt knapp 120.000 Servern. Diese brauchen eine konstante Temperatur und müssen permanent gekühlt werden, um nicht zu überhitzen. Bisher blieb die durch Kühlung anfallende Abwärme ungenutzt. Die Wien Energie GmbH plant nun diese Abwärme nutzbar zu machen und die benachbarte Klinik Floridsdorf damit zu versorgen. „Rund 3,5 Millionen Euro investiert der städtische Energieversorger in die Umsetzung, 905.000 Euro davon werden durch Förderungen aus der Umweltförderung im Inland des Klimaschutzministeriums (BMK) bereitgestellt.

 

Funktionieren soll das folgendermaßen: Die bestehenden Kühlkreise des Rechenzentrums stellen Abwärme mit einer durchschnittlichen Temperatur von 26° C zur Verfügung. Zwei Wärmetauscher, welche in der Technikzentrale aufgestellt werden sollen, verbinden die Kältekreise von Interxion mit dem System der Abwärmenutzung der Wien Energie. Die nur wenige hundert Meter entfernte Klinik Floridsdorf wird bis 2023 über insgesamt drei Wärmepumpen verbunden, deren Energiebedarf unter anderem durch ein Windrad gedeckt werden soll. In der Anlage selbst wird dem Wasser die Wärmeenergie entzogen und das Heizwasser für das Krankenhaus auf bis zu 82 Grad temperiert. Das kalte Wasser fließt wieder zurück ins Rechenzentrum, wo es wieder zur Kühlung herangezogen wird. Die Anlage „recycelt“ quasi überschüssige Wärme aus den Serverräumen effizient und wandelt diese in Fernwärme für die Klinik um.

Der Rücklauf der Wärmepumpe weist eine durchschnittliche Temperatur von 16 °C auf und schließt so einen Kreislauf, der neben der Wärmeversorgung der Klinik auch das durch die Wärmepumpen erzeugte Kaltwasser nutzt, um das Kältesystem des Rechenzentrums zu versorgen und so dessen Eigenkühlbedarf reduzieren. Das Spital, das einst unter dem Begriff Krankenhaus Nord firmierte, verfügt über insgesamt 90.000 Laufmeter Heizung bzw. einen jährlichen Warmwasserverbrauch von 73.000 Kubikmetern. Beheizt wird die Klinik an 150 Tagen im Jahr. Das Spital mit seinen etwa 800 Betten kann durch das Abwärme-Recycling künftig seinen Wärmebedarf bis zu 70 Prozent aus der Abwärme des Rechenzentrums decken und damit rund 4.000 Tonnen CO2 jährlich eingesparen.

Präsentiert wurde das Vorhaben von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler bereits Mitte April dieses Jahres gemeinsam mit den Wiener Stadträten für Wirtschaft Peter Hanke und Gesundheits Peter Hacker sowie Vertretern der Projektpartner. Nun wurde dieses Vorhaben als Projekt des Monats der Umweltförderung im Inland erkoren. „Wir nutzen die Energie, die ohnehin da ist“, so Gewessler. Sie hob bei der Vorstellung hervor, dass derartige Konzepte dazu beitragen würden, dass die in Österreich benötigte Energie auch hier produziert werden könne. „Die Abwärme, die ein Rechenzentrum erzeugt, stellt die Wärmeversorgung eines ganzen Spitals sicher. Mit diesem klugen Konzept wird Energie bestmöglich genutzt und wir sparen klimaschädliches Öl und Gas ein. So schaffen wir die Wärmewende“, so die Ministerin.

Die Umweltförderung im Inland (UFI) Das Klimaschutzministerium (BMK) unterstützt Investitionen in den Klima- und Umweltschutz z.B. im Bereich erneuerbare Wärme und Energieeffizienz in Österreich. Die Grundlage für diese Umweltförderung im Inland (UFI) ist das Umweltförderungsgesetz (UFG). Im Gebäudebereich wurden zuletzt durch die Sanierungsoffensive des Bundes über 10.700 thermische Gebäudesanierungen gefördert und in über 6.600 Fällen Förderungen für den fossilen Heizkesseltausch zur Umstellung auf nachhaltige Heizsysteme bereitgestellt. Zusammen mit Förderungen für Betriebe, Gemeinden und Vereine wurden in Summe im Jahr 2020 mehr als 19.800 geförderte klimarelevante Projekte mit einem Investitionsvolumen von über einer Milliarde Euro gefördert. Für die Förderungsabwicklung ist im Auftrag des BMK die Kommunalkredit Public Consulting zuständig.


Informationen zur Einreichung eines Förderantrags finden Sie hier: https://www.umweltfoerderung.at/erklaervideo-umweltfoerderung.html