Kategorie Energie - 29. März 2023

Umweltförderung im Inland beschleunigt die Wärmewende im Montafon

Wasserkraft aus dem Montafon, Speicherkraftwerke, die aus Wasser der Silvretta und umliegender Gebiete in einem weit verzweigten System aus Stollen, Rohren, Kanälen und Stauseen Strom für Vorarlberg und darüber hinaus erzeugen: Die Illwerke sind hier ganz in ihrem Element, doch neben der allgegenwärtigen Wasserkraft sind auch die Versorgung und Dienstleistung und sogar der Tourismus mit dem Unternehmen eng verknüpft.

Das Lünerseewerk oberhalb von Tschagguns in Vorarlberg wurde in den 1950er-Jahren errichtet & spielt auch heute noch bei neuen Energiewende-Projekten eine Rolle. © Illwerke AG

Knapp 1.400 Mitarbeiter:innen gestalten dort die Energiezukunft Österreichs mit, bauen moderne Pumpspeicherkraftwerke, entwickeln und betreiben Infrastruktur für E-Fahrzeuge, tüfteln an leistungsfähigen Energienetzen, an der Digitalisierung im Energiesektor – und managen zudem eine erfolgreiche Tourismus-Sparte, deren Attraktionen sich hauptsächlich aus der eigenen Energieinfrastruktur ableiten.

 

Im Zuge eines neuen Großprojekts beabsichtigen die Vorarlberger Illwerke nun am Standort Tschagguns die Errichtung eines nachhaltigen Nahwärmenetzes zur Versorgung des Ortsgebietes mit Wärme und Kälte auf Basis von Abwärme und Biomasse.

Rund 4,2 Millionen Euro investieren die Illwerke in die Realisierung dieses zukunftsorientierten Großprojekts. Davon werden 1,4 Millionen Euro durch Förderungen aus der „Umweltförderung im Inland“ bereitgestellt.

Das zu errichtende Nahwärmenetz soll eine neue Hotelanlage als Hauptkunden sowie öffentliche Objekte, Gewerbebetriebe und private Haushalte mit Wärmeenergie versorgen. Das Netz wird eine Gesamtlänge von rund 1.760 m aufweisen und nach Abschluss der eingereichten Ausbaustufe insgesamt 22 Abnehmer mit Wärme versorgen.

 

Die erforderliche thermische Energie von insgesamt 3.372 MWh/a wird vor allem aus der etwa 35°C – 45°C warmen Abwärme der Generatoren und Transformatoren des Pumpspeicherkraftwerks Lünerseewerk gespeist. Eine Wärmepumpe mit einer thermischen Nennleistung von 300 kW soll die Abwärme auf ein für das Nahwärmenetz nutzbares Temperaturniveau anheben. Durch die Abwärme und Wärmepumpe können rund 1.580 MWh/a bereitgestellt werden. Die Wärmepumpe wird ausschließlich mit Strom auf Basis erneuerbarer Energieträger betrieben, ein Teil davon wird mittels einer am Gründach des Heizwerkes platzierten Photovoltaikanlage erzeugt.

Für die Erzeugung der restlichen thermischen Energie von rd. 1.800 MWh/a wird ein Biomassekessel mit einer thermischen Nennleistung von 1.000 kW und eine Rauchgaskondensation mit einer thermischen Nennleistung von 100 kW installiert. Zum Lastausgleich wird ein Pufferspeicher vorgesehen. Die Rauchgasreinigung erfolgt laut Betreiberangaben in einem Multizyklonabscheider mit nachgeschaltetem Trockenelektrofilter. Als Brennstoff wird Waldhackgut zum Einsatz gelangen, welches hauptsächlich aus forstwirtschaftlichen Waldflächen und Liegenschaften der Illwerke stammt.

 

Speziell für die Hotelanlage ist im Projekt auch die Bereitstellung von Kälteenergie vorgesehen. Dazu soll ein Free-Cooling-System samt Kältenetz errichtet werden. Als Kältequelle dient das Kühlwasser des Lünerseewerks.  Durch den Höhenunterschied des Vorlagebehälters und des Hotels kann komplett auf den Einsatz von Förderpumpen verzichtet werden.

Das Konzept sieht zudem die Ausrüstung mit einer innovativen Steuerung vor, welches die Systemkopplung von Abwärmequelle, Großwärmepumpe, Netzspeicher und Laststeuerung des Nahwärmenetzes verbindet und damit eine optimierte Nutzung der Großwärmepumpe ermöglicht. Allein mit diesen Maßnahmen können dort künftig mehr als 1.260 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden.

Die Kommunalkredit Public Consulting ist für die Förderungsabwicklung im Auftrag des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) zuständig.

 

Die Umweltförderung im Inland (UFI) Das Klimaschutzministerium (BMK) unterstützt Investitionen in den Klima- und Umweltschutz z.B. im Bereich erneuerbare Wärme und Energieeffizienz in Österreich. Die Grundlage für die UFI ist das Umweltförderungsgesetz (UFG). Allein 2021 wurden Investitionen in der Höhe von knapp 1,7 Mrd. Euro in den Bereichen der erneuerbaren Energie, Energieeffizienz, Ressourceneffizienz, klimafreundlichen Mobilität und sonstigen Klima- und Umweltschutzmaßnahmen sowie der Kesseltauschaktion „Raus aus Öl und Gas“ inklusive der Sanierungsoffensive und der Altlastensanierung ausgelöst. Über 507.000 Tonnen Treibhausgasemissionen können so jährlich, über sechs Mio. Tonnen über die gesamte Nutzungsdauer eingespart werden. Zudem werden mit den Investitionen etwa 9.200 Beschäftigungsverhältnisse geschaffen bzw. gesichert.


Mit einem Förderungsbarwert von 41 Millionen Euro wurden 2021 5.303 Projekte im Rahmen der „Thermischen Gebäudesanierung“ aus Mitteln der Umweltförderung im Inland und der Sanierungsoffensive gefördert. Diese 413 betrieblichen und 4.890 privaten Projekte lösten ein Investitionsvolumen von rund 397 Millionen Euro aus. Die damit erzielte jährliche CO₂-Einsparung beläuft sich auf circa 33.117 Tonnen. Damit können rund 142.000 MWh an Energie pro Jahr eingespart werden.


Für die Förderungsabwicklung ist im Auftrag des BMK die Kommunalkredit Public Consulting zuständig. Informationen zur Einreichung eines Förderantrags finden Sie hier: https://www.umweltfoerderung.at/erklaervideo-umweltfoerderung.html