30. Januar 2023

Umweltförderung im Inland: Großwärmepumpe für Wiens geothermischen Schatz aus der Tiefe

Raus aus Öl & Gas ist nicht erst seit den Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine erklärtes Ziel für die Energie- und Wärmewende in Österreich. In Wien soll künftig Geothermie als eine wichtige Säule in der Abkehr von fossilen Brennstoffen dienen und den Weg zur klimaneutralen Großstadt ebnen. 2026 wird dazu die erste Geothermie-Anlage der Stadt errichtet.

Geothermie-Bohrungsanlage in Wien Essling. © Wien Energie

Für deren Umsetzung muss ein Thermalwasservorkommen in mehr als drei Kilometern Tiefe angezapft werden – der Beginn der Bohrarbeiten ist für 2024 geplant. Die erste Anlage in Aspern soll bis zu 20.000 Haushalte mit Wärme aus der Tiefe versorgen können, bis 2030 will die Wien Energie bis zu vier Anlagen in der Donaustadt und in Simmering mit einer Gesamtleistung von bis zu 120 Megawatt für 125.000 Haushalte entwickeln. Es ist ein energetischer Schatz in der Tiefe direkt unter Wien. Nun muss er noch gehoben und genutzt werden.

Dass dies geschieht, wird in der ersten Ausbaustufe auch mit Hilfe der Umweltförderung im Inland des Klimaschutzministerium (BMK) möglich, die das Projekt und den Bau einer essentiellen Großwärmepumpe mit rund 9,3 Millionen Euro an Förderungen unterstützt. Insgesamt investiert die Wien Energie etwa 76,4 Millionen Euro in die Realisierung dieses zukunftsträchtigen Großprojekts.

Geplant ist das Thermalwasser in einer Tiefe von bis zu 3.200 m zu entnehmen und nach Nutzung wieder in das Reservoir zurückzuführen. Die thermische Leistung der Geothermieanlage soll bei 12,5 MWth liegen, womit eine in das Fernwärmenetz eingespeiste jährliche Wärmemengen von zumindest 60 GWh erreicht werden soll.

Heißes Becken: Wien will 2026 erste Geothermie-Anlage in Betrieb nehmen

Das Konzept der Geothermienutzung sieht zudem den Einsatz einer Großwärmepumpe mit einer thermischen Nennleistung von ca. 7,5 MW vor. Im weitaus überwiegenden Betrieb soll die Wärmepumpe als eigenständige Erzeugungsanlage genutzt werden, um im Sinne einer Abwärmenutzung Restwärme des Thermalwassers nutzbar zu machen. Das abgekühlte Thermalwasser hätte vor Zurückführung in den Untergrund bedingt durch die Rücklauftemperatur der Fernwärme noch ein sehr hohes Temperaturniveau von etwa 57 – 67 °C. Als Wärmequelle für die Wärmepumpen wird der Rücklauf der Fernwärme genutzt.

Maximal 20 Prozent der erzeugten Wärme der Wärmepumpe soll bei Spitzenlastbedarf für die Nachheizung des Thermalwassers auf eine für das Fernwärmenetz erforderliche Vorlauftemperatur genutzt werden. Im Vergleich zu konventionellen Geothermieanlagen kann mit dieser Möglichkeit des Betriebsartswechsels auf den Einsatz eines fossilen Gaskessels verzichtet werden. So können allein in der ersten Projektphase bereits rund 21.500 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden.

 

Die Umweltförderung im Inland (UFI) Das Klimaschutzministerium (BMK) unterstützt Investitionen in den Klima- und Umweltschutz z.B. im Bereich erneuerbare Wärme und Energieeffizienz in Österreich. Die Grundlage für die UFI ist das Umweltförderungsgesetz (UFG). Allein 2021 wurden Investitionen in der Höhe von knapp 1,7 Mrd. Euro in den Bereichen der erneuerbaren Energie, Energieeffizienz, Ressourceneffizienz, klimafreundlichen Mobilität und sonstigen Klima- und Umweltschutzmaßnahmen sowie der Kesseltauschaktion „Raus aus Öl und Gas“ inklusive der Sanierungsoffensive und der Altlastensanierung ausgelöst. Über 507.000 Tonnen Treibhausgasemissionen können so jährlich, über sechs Mio. Tonnen über die gesamte Nutzungsdauer eingespart werden. Zudem werden mit den Investitionen etwa 9.200 Beschäftigungsverhältnisse geschaffen bzw. gesichert.


Mit einem Förderungsbarwert von 41 Millionen Euro wurden 2021 5.303 Projekte im Rahmen der „Thermischen Gebäudesanierung“ aus Mitteln der Umweltförderung im Inland und der Sanierungsoffensive gefördert. Diese 413 betrieblichen und 4.890 privaten Projekte lösten ein Investitionsvolumen von rund 397 Millionen Euro aus. Die damit erzielte jährliche CO₂-Einsparung beläuft sich auf circa 33.117 Tonnen. Damit können rund 142.000 MWh an Energie pro Jahr eingespart werden.


Für die Förderungsabwicklung ist im Auftrag des BMK die Kommunalkredit Public Consulting zuständig. Informationen zur Einreichung eines Förderantrags finden Sie hier: https://www.umweltfoerderung.at/erklaervideo-umweltfoerderung.html