29. Januar 2020
Umweltförderung im Inland: »Grüner Zellstoff« aus der Steiermark
Die Zellstoff Pöls AG ist einer der größten Hersteller von Zellstoff und gebleichtem Kraftpapier in Zentral- und Osteuropa mit dem Unternehmenssitz im steirischen Pöls. Ein österreichischer Traditionsbetrieb, dessen Ursprünge bis in die Jahre um 1700 zurückreichen.
Seit dieser Zeit hat sich der Standort vielfach verändert, um neuen technischen, wirtschaftlichen, aber vor allem auch ökologischen Anforderungen gerecht zu werden. Das international erfolgreiche Unternehmen hat sich die CO2-neutrale Produktion als Ziel gesetzt.
Neueste Errungenschaft auf diesem Weg ist die verbesserte Abwärmeauskopplung. Die in der Papierfabrik anfallende Lauge wird im Werk getrocknet und verbrannt. Die Energie aus dieser Verbrennung kann direkt als Strom genutzt und darüber hinaus auch ins öffentliche Netz eingespeist werden. Zudem fällt Wärme an, die sowohl in den Produktionsprozess fließt, als auch an das Fernwärmenetz abgegeben werden kann.
Abwärme für die ganze Region
Knapp 1,1 Millionen Euro investierte das Unternehmen in diesen Ausbau zur effizienteren Anlagen- und Energienutzung. Rund 30 Prozent der Kosten wurden durch Förderungen aus der Umweltförderung im Inland des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMKUEMIT) sowie aus dem europäischen Fonds für regionale Entwicklung bereitgestellt.
Durch die Erweiterung der vorhandenen Abwärmeauskopplung können nun rund 650 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden, auch da die restliche Abwärme von etwa 5.800 MWh pro Jahr in die Fernwärmenetze der Region eingespeist wird.
Die vorhandene Abwärme der Zellstofffabrik wärmt das Wasser für eine der großen Produktionsanlagen, die 2011 installierte Papiermaschine 2. Somit kann der bislang dafür erforderliche höherwertige Heizdampf zur Erzeugung von zusätzlicher Fernwärme verwendet werden.
Dieser Hochdruckdampf versorgt das gesamte Werk mit Prozesswärme und produziert gleichzeitig Strom, der nicht nur das komplette Zellstoffwerk und die Papiermaschinen versorgt, sondern als Überschuss in das öffentliche Netz abgegeben wird.
Als Rohstoff für den Produktionsprozess dienen Hackschnitzel aus Holz, die mittels Druck, hohen Temperaturen und der Zugabe von Lauge zu einem Zellstoffbrei zerkocht werden, welcher im Anschluss gebleicht wird. Der gebleichte Zellstoff wird nochmals sortiert, anschließend entwässert, getrocknet und zu versandfertigen Ballen gepresst. Ein Teil des Zellstoffes wird direkt auf den Papiermaschinen zu hochwertigen Spezialpapieren verarbeitet.
Die anfallende Waschlauge wird durch Dampfzugabe über Wärmetauscher auf einen Trockengehalt von bis zu 80 Prozent eingedickt. Die in der Lauge gelöste Biomasse ist brennbar und wird in einem sogenannten Laugenkessel verbrannt. Die Laugenverbrennung mit Rückgewinnung der Chemikalien bildet einen geschlossenen Kreislauf, der es ermöglicht, alle Einsatzstoffe zu so gut wie vollständig zurück zu gewinnen.
Am Standort beträgt die Jahresproduktion rund 455.000 Tonnen Zellstoff für Hygienepapier sowie zur Weiterverarbeitung zu höherwertigem Kraftpapier. Erst vergangenes Jahr wurde nach einer Bauzeit von 17 Monaten die neue Papiermaschine 3 in Betrieb genommen. Sie allein kann 100.000 Tonnen weißes Kraftpapier pro Jahr produzieren und erhöht die Kapazität des steirischen Werks auf 200.000 Jahrestonnen dieser Papiersorte, die für die Papier-, Sack- und Verpackungsindustrie zur Verfügung steht.