Kategorie Energie - 28. Juli 2020

Umweltförderung im Inland: Elektrifizierte Schwerathleten für den Erzberg

Der Erzberg ist ein kulturhistorisches Monument und ein im Berg manifestiertes Zeugnis österreichischer Wirtschaftsgeschichte. Als einer der größten Eisenerztagbaue Europas galt er lange Zeit als Garant des wirtschaftlichen Aufschwungs der östlichen Obersteiermark, weshalb er auch den Beinamen „Steirischer Brotlaib“ verpasst bekam.

Der Erzberg war lange der Ort des größten Eisenerztagebaus Europas. Hier wurde schon seit dem 11. Jahrhundert Eisenerz abgebaut. © Montanuni Leoben

Hier wird seit 1.300 Jahren Bergbau betrieben. Der Erzberg mit seinen charakteristischen 44 terrassenartigen Etagen, die sich auf eine Höhe bis zu 1.466 Metern verteilen. © Research@ZaB

Die VA Erzberg GmbH betreibt dort nach wie vor den größten Bergbau Österreichs sowie den größten Hartgesteinstagbau Mitteleuropas. Das Unternehmen steht für nachhaltigen Bergbau und hat sich auch den Umweltschutz als integrativen Bestandteil der Firmenphilosophie auf die Fahnen geheftet – der effiziente Einsatz von Ressourcen und ein schonender Umgang mit der Umwelt stehen dabei im Vordergrund. Dazu gehört nicht zuletzt die Elektrifizierung des Schwerverkehrs am Tagbau, die auch über Mittel der Umweltförderung im Inland des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) realisiert wird.

 

Nicht nur den Tagbau, auch den Verkehr am Erzberg beherrschen einige Superlative. Für die Förderung des über Sprengungen hereingeschossenen Materials kommen die größten in Mitteleuropa in Betrieb stehenden Mining-Trucks mit 120 Tonnen Nutzlast zum Einsatz. Dabei wird das erzhaltige Gestein durch die dieselbetriebenen Ungetüme vom Abbaugebiet zum Großbrecher, sowie das nicht erzhaltige Gestein entlang der Hauptförderrampe zur Abraumhalde transportiert. Nun soll ein neues Oberleitungssystem die Schwer-Lkw elektrisch in die Tiefe und wieder hinauf geleiten.

Bergwerk als Testlabor

Der Abbau wird aufgrund der geologischen Gegebenheiten in Zukunft tiefer erfolgen müssen, wodurch sich die Transportwege verlängern sowie die Transporthöhen vergrößern werden. Um diese zukünftigen Herausforderungen meistern zu können, ist entlang der Hauptförderrampen der Aufbau eines Oberleitungssystems für elektrisch angetriebene Schwer-Lkw als Demonstrationsanlage geplant. Da dieses System für die Schwerathleten unter den Lastkraftwagen sowie die automatische Einkopplung in das Oberleitungssystem – die Oberleitung wird nur entlang der Hauptstrecke errichtet, auf der Abraumebene fährt das Fahrzeug die „last-mile“ mittels Dieselantrieb – eine komplette Neuentwicklung darstellt, wird es zunächst eine umfangreiche Testphase geben.

 

In einem ersten, bereits geförderten Projekt wurde eine vielversprechende Teststrecke über 500 Meter umgesetzt. Allein auf dieser kurzen Teststrecke können durch den eingesetzten Demonstrator der Einsatz von Diesel um rund 82.000 Liter pro Jahr verringert und somit über 200 Tonnen CO2  pro Jahr eingespart werden.

Im Rahmen des gegenständlichen Projekts sollen daher drei weitere Abschnitte mit einer Gesamtlänge von 3,8 km Länge mit Oberleitungen versehen werden. Hierbei soll erstmals auch die gleichzeitige Benutzung von bis zu sechs Fahrzeugen getestet werden. Danach soll die Gesamtumsetzung der Elektrifizierung einer insgesamt 6,3 km langen Strecke erfolgen. Auf diesem Abschnitt kann durch die Elektrifizierung der Hauptstrecke der Dieseleinsatz gar um mehr als drei Millionen Liter pro Jahr reduziert werden.

Die VA Erzberg GmbH investiert 15,7 Millionen Euro in die Realisierung dieses zukunftsträchtigen Projektes, wobei 5,7 Millionen Euro als förderungsfähige Kosten für das Oberleitungssystem anerkannt wurden. 1,5 Millionen Euro werden durch Förderungen aus der „Umweltförderung im Inland“ bereitgestellt. Mit dieser Maßnahme können jährlich über 4.000 Tonnen CO2 vermieden werden. Die Kommunalkredit Public Consulting ist für die Förderungsabwicklung im Auftrag des BMK zuständig.

Die Umweltförderung im Inland (UFI) ist das zentrale Förderinstrument des Bundes für Investitionen im Klima- und Umweltschutz. Die Förderangebote umfassen Investitionen insbesondere in den Bereichen erneuerbare Wärme, Energieeffizienz sowie klimaschonende Mobilität. Seit 1993 ist die UFI ein verlässlicher Partner für die Wirtschaft zum Einsatz von klima- und ressourcenschonender Technologien, allein im Jahr 2019 wurden mehr als 6.101 Projekte mit einem Investitionsvolumen von 610,1 Mio. Euro und mit einem Wertschöpfungseffekt von ca. 405 Millionen Euro gefördert. Grundlage der Umweltförderung im Inland ist das Umweltförderungsgesetz (UFG) sowie die Förderrichtlinien 2015 für die UFI in der Fassung von 2018. Durch sie werden weitere wichtige Maßnahmen zur Erreichung der österreichischen Klimaziele angeregt. So gab es im Vorjahr 5.917 geförderte thermische Gebäudesanierungen, über die Förderungen „Raus aus Öl“ wurden in 11.057 Fällen Mittel für den Heizkesseltausch zur Umstellung auf nachhaltige Heizsysteme bereitgestellt.

Weitere Infos zur Umweltförderung finden Sie hier: https://www.umweltfoerderung.at/