Kategorie Energie - 26. Juli 2022

»Use it or lose it« Einspeicherung im Gasspeicher Haidach startet am 1. August

Verfahren der E-Control abgeschlossen – RAG übernimmt ab sofort Funktion als Speicherunternehmen

Die Befüllung des leeren Gazprom-Erdgasspeichers in Haidach wird ab dem 1. August erfolgen. Dafür zuständig ist die RAG Austria AG als technischer Betreiber der Anlage. Sie hat von der Regulierungsbehörde E-Control einen vorübergehenden Vermarktungsauftrag über einen Teil der Speicherkapazitäten im Speicher Haidach – in Höhe von rund 14 TWh Arbeitsgasvolumen – bekommen. Das Unternehmen hat bereits mit der Vermarktung der Kapazitäten begonnen, die Reihung von Anfragen aus der Wirtschaft erfolge nach dem „First Come, First Serve“-Prinzip. Der Schritt soll dazu beitragen, die österreichischen Speicherziele für den Herbst zu erreichen.

© APA/Gindl

„Volle Speicher sind unsere Versicherung für den kommenden Winter. Deshalb ist es von zentraler Bedeutung, dass auch alle Speicher in Österreich befüllt werden“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Genau diesen Zweck hat die Use-it-or-lose-it-Regelung: Wenn ein Speicher nicht genützt wird, bekämen andere Unternehmen Zugriff darauf. „Das setzen wir auch beim Gazprom-Speicher in Haidach um. Das Verfahren ist jetzt abgeschlossen. Ab 1. August wird auch in Haidach eingespeichert.“

 

Die Bundesregierung hat aufgrund der fehlenden Einspeicherung in den Speicher Haidach in den vergangenen Monaten eine gesetzliche Regelung beschlossen, die vorsieht, dass alle Speicher in Österreich auch genutzt werden müssen. Wird ein Speicher durch den Vermarkter systematisch nicht befüllt, müssen andere Unternehmen die Möglichkeit bekommen dort einzuspeichern.

Russlands Staatskonzern Gazprom hat seine Nutzungsrechte für den Gasspeicher in Haidach aufgrund einer Novelle des Gaswirtschaftsgesetzes von Ende Juni verloren. Diese Novelle ermöglicht der Regulierungsbehörde E-Control in letzter Konsequenz den Entzug der Nutzungsrechte und in weiterer Folge, die von Gazprom ungenützten Speicherkapazitäten in einem mehrstufigen Verfahren an ein anderes Unternehmen zu vergeben. Gazprom hatte seinen Speicher in Haidach seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine nicht mehr genutzt. Der Speicherstand betrug seit März 0,0 Prozent. Ebenfalls gesetzlich verankert wurde, dass der Gasspeicher an das österreichische Gasnetz angeschlossen werden muss.

Das entsprechende Verfahren zum Speicher Haidach auf Basis dieser Use-it-or-lose-it-Regelung wurde nun durch die E-Control abgeschlossen. Es ist anzunehmen, dass interessierte Unternehmen bereits mit 1. August 2022 mit der Einspeicherung starten. Damit stellt die Bundesregierung sicher, dass alle Gasspeicher in Österreich auch befüllt werden. Dieser Schritt trägt zudem maßgeblich zur Erreichung des österreichischen Speicherziels bei.

 

„Es zeigt sich derzeit, wie elementar die Energiespeicherung für eine sichere Energieversorgung über das ganze Jahr hinweg in Österreich und Zentraleuropa ist“, so RAG-CEO Markus Mitteregger. Die großvolumige und saisonale Speicherung in den österreichischen Untertagespeichern sei ein wichtiges Element diese sicherzustellen. Das Ziel der Bundesregierung ist nach wie vor, die österreichischen Gasspeicher bis zur Heizsaison zu mindestens 80 Prozent zu befüllen. Derzeit liegt der Füllstand der heimischen Speicher bei rund 51 Prozent.

EU-Staaten bringen Notfallplan zur Gas-Drosselung auf den Weg

Währenddessen haben die EU-Staaten das Beschlussverfahren für einen Notfallplan zur Drosselung des Gaskonsums auf den Weg gebracht. Bei einem Sondertreffen der für Energie zuständigen Minister und Ministerinnen kam am Dienstag in Brüssel die notwendige Mehrheit für den Schritt zusammen, wie auch die tschechische EU-Ratspräsidentschaft bestätigte. Der Plan soll vor allem die Risiken reduzieren, die sich aus einer vollständigen Unterbrechung russischer Gaslieferungen ergeben könnten.

Die Rechtsverordnung sieht, wie von der EU-Kommission vorgeschlagen, vor, den nationalen Konsum im Zeitraum vom 1. August 2022 bis zum 31. März 2023 freiwillig um 15 Prozent zu senken. Zudem soll die Möglichkeit geschaffen werden, bei weitreichenden Versorgungsengpässen einen Unionsalarm auszulösen und verbindliche Einsparziele vorzugeben.

Konkret bedeutet dies, dass ein Kommissionsvorschlag für verbindliche Einsparziele die Zustimmung einer Gruppe von 15 der 27 EU-Länder braucht. Zudem müssten diese zusammen mindestens 65 Prozent der Gesamtbevölkerung der Union ausmachen.

Ausnahmeregelungen sollen zum Beispiel vorsehen, dass Länder wie Zypern, Malta und Irland nicht zum Gassparen verpflichtet werden sollten, solange sie nicht direkt mit dem Gasverbundnetz eines anderen Mitgliedstaats verbunden sind. Bei anderen Staaten sollen zum Beispiel Anstrengungen zur Einspeicherung von Gas, eine drohende Stromkrise und der Verbrauch von Gas als Rohstoff etwa zur Erzeugung von Düngemitteln die verpflichtende Einsparmenge reduzieren können.

Die derzeitige tschechische EU-Ratspräsidentschaft rechtfertigte am Dienstag am Rande des Energieministertreffens die vielen Ausnahmeregelungen. „Unterschiedliche Staaten sind in unterschiedlichen Positionen“, erklärte der zuständige Minister Jozef Sikela. So fehlten beispielsweise in einigen Ländern Verbindungsleitungen und einige Länder müssten noch viel dafür tun, die Gasspeicher für den Winter ausreichend zu füllen. Ungarn stimmte nach Angaben Luxemburgs als einziges Land gegen den Kompromiss.

Trotz der Ausnahmen zeigte sich Klimaschutzministerin Leonore Gewessler davon überzeugt, dass die Ziele erreicht werden können: „In Österreich habe wir bereits im Vergleich zum Vorjahr 10 Prozent eingespart. Das zeigt, Sparen ist möglich, wir können das erreichen, das ist ein Kraftakt, aber es geht.“ Es werde Beiträge der Industrie, der öffentlichen Hand und der Haushalte brauchen, betonte Gewessler am Rande des Treffens und forderte zudem ein „starkes Signal der gemeinsamen Sparanstrengung“. „Wir müssen ohnehin sparen, wenn das alle gemeinsam tun, fällt es für Österreich und Europa insgesamt leichter, die Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren“, so Gewessler.