Kategorie Mobilität - 8. Februar 2017

Rundum gute Sicht für Bus und LKW

Alle haben ihn in der Fahrschule gelernt – den 3S-Blick: Spiegel-Spiegel-Schulter-Blick (Rückspiegel, Seitenspiegel, Schulterblick). Will man abbiegen, schaut man zuerst in den Rückspiegel, um zu sehen, was sich hinter dem Auto abspielt, danach in den Seitenspiegel und zu guter Letzt über die eigene Schulter, um den toten Winkel abzudecken. Der tote Winkel, das ist jener Bereich seitlich bzw. hinter dem Fahrzeug, den Lenkerinnen und Lenker trotz Spiegeln nicht sehen können. Ein besonderes Problem stellt der tote Winkel bei LKW und Bussen dar, weil die Sicht eingeschränkt ist.

2015 gab es einen starken Anstieg (+29,4%) von tödlichen Unfällen mit schweren LKW. Auch die Zahl der Unfälle ohne Todesfolge legte von 1117 im Jahr 2014 auf 1168 in 2015 zu. Gerade in Städten übersehen Lenkerinnen und Lenker beim Abbiegen oder Spurwechseln „kleinere“ Verkehrsteilnehmerinnen und –teilnehmer, die mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs sind.

Bus- und LKW-Modelle, die am Markt erhältlich sind, unterscheiden sich sehr stark, was die Sichtverhältnisse angeht: Auf Europas Straßen sind LKW unterwegs, die einen blinden Fleck von bis zu 2,7 Metern haben. Und das obwohl die besten LKW-Modelle bereits einen kompletten Rundumblick gewährleisten. Hier braucht es einheitliche Standards in ganz Europa. Neben einheitlichen Standars sollen LKW und Busse technisch nachgerüstet werden: 360-Grad-Bordkameras für Rundumsicht zum Beispiel oder Sensoren zur Erkennung von Fußgängerinnen und Fußgängern.

Um den steigenden Unfallzahlen entgegenzuwirken und moderne Technologie in der Praxis zu testen, startet das bmvit das Pilotprojekt „Mobileye“: Acht Busse und sieben LKW werden mit einem modernen Assistenzsystem ausgestattet, das der Lenkerin bzw. dem Lenker eine Rundumsicht ermöglicht und vor Kollisionen mit Autos, Radfahrerinnen und Fußgängern warnt.

Das Bilderkennungsprogramm erkennt und meldet Personen und bewegte Objekte (wie Motorräder und Fahrräder) im Gefahrenbereich. Unbewegte Objekte wie Schilder oder Hydranten erkennt das System, ignoriert sie aber. In Folge gibt zwei unterschiedliche Warnungen:

Alle technische Informationen zum Assistenzsystem Mobileye finden Sie hier.

INFObox: 15 LKW und Busse werden bis Ende Februar mit dem modernen Assistenzsystem ausgestattet. Das bmvit finanziert das Projekt mit 120.000 Euro, weitere 60.000 Euro für die Umrüstung kommen von den Unternehmen selbst. In Kooperation mit der WKÖ (Fachverband für Güterbeförderung) konnten folgende Firmen für eine Teilnahme am Pilotversuch gewonnen werden: REWE (LKW), Saubermacher (LKW), SAB-Tours (Bus), Blaguss (Bus), Fahrschule Haltau (LKW). Die umgerüsteten Fahrzeuge sind bis März 2018 mit wissenschaftlicher Begleitung durch die TU Graz auf den Straßen unterwegs und die Ergebnisse werden nach dem Sommer 2018 vorliegen.