Kategorie Klima- & Umweltschutz - 7. April 2023
Von La Niña zu El Niño: Meerestemperaturen steigen bedenklich
In den vergangenen Jahren sorgten Luft-und Wasserströmungen des „La Niña“ genannten Wetterphänomens noch für deutliche Abkühlung im ozeanografisch-meteorologischen System – das könnte sich schon bald ändern.
Steigende Meerestemperaturen bedrohen nicht nur die Artenvielfalt, sondern verstärken tropische Wirbelstürme, Trockenheit und extreme Hitzewellen. Die Tendenz ist ohnehin bedenklich: Trotz der Abkühlenden Wirkung von La Niña lag die Ausdehnung des Meereises in der Antarktis im März fast 30 Prozent unter dem für den Monat üblichen Durchschnitt. Dies war der zweitniedrigste Stand für einen März, nachdem für Februar bereits ein Rekordtief gemessen worden war, wie der EU-Klimawandeldienst Copernicus mitteilte. Auch in der Arktis lag die Ausdehnung unter dem Durchschnitt.
Zweitwärmster März seit Aufzeichnungsbeginn
Weltweit war der vergangene März demnach der zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Im Süden und in Mitteleuropa lagen die Temperaturen deutlich über dem Durchschnitt, während sie im Norden Europas oft darunter lagen. In Nordafrika, Teilen Russlands und dem Großteil Asiens war es im März ebenfalls wärmer als üblich, vielerorts wurden neue Temperaturrekorde gemessen.
Auch zunehmende Wetterextreme zeigten sich im März: Die Iberische Halbinsel erlebte Copernicus zufolge deutlich trockenere Bedingungen als für die Jahreszeit üblich, was teils zu Waldbränden führte. In Teilen der USA und Asiens sowie Afrika erlebte man hingegen deutlich mehr Nässe, was teils zu Überschwemmungen führte.
El Niño lässt Temperaturen steigen
Darüber hinaus mehren sich die Anzeichen für eine Wiederkehr des Wetterphänomens El Niño. Es taucht alle paar Jahre auf und kann die globalen Temperaturen zusätzlich in die Höhe treiben. Nach langfristigen Modellierungen für die Monate Juni bis August liegt die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung eines El Niño bei 55 Prozent, wie die Weltwetterorganisation (WMO) berichtete. Die Prognose unterliege aber noch großer Unsicherheit.
El Niño und sein Gegenstück La Niña begünstigen Extremwetter in verschiedenen Weltregionen. El Niño umschreibt die Erwärmung des Oberflächenwassers im östlichen Pazifik und weltweit veränderte Luft-und Wasserströmungen. Es bringt meist starke Trockenheit in Australien, Teilen Afrikas und Südamerikas und heftige Niederschläge etwa an der amerikanischen Pazifikküste bis nach Kalifornien mit sich. La Niña gilt als Kaltphase, in der die Strömung die Erwärmung über die Sonneneinstrahlung in tiefe Gewässer des Westpazifiks führt, wo sie gespeichert wird.
Warnungen der Wissenschaft
Erstmals seit rund 20 Jahren waren seit 2020 gleich drei La-Niña-Jahre aufeinander gefolgt. Dies sei nun vorbei, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. „Die abkühlende Wirkung von La Niña bremste vorübergehend den globalen Temperaturanstieg, obwohl die vergangenen acht Jahre die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen waren“, sagte er. „Wenn wir in eine El-Niño-Phase eintreten, dürfte dies zu einem weiteren Anstieg der globalen Temperaturen führen.“
2016 war das Jahr mit der höchsten Durchschnittstemperatur seit der Industrialisierung. Sie lag etwa 1,3 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900). Es war nach Angaben der WMO von einem El Niño geprägt. 2022 war das fünft- oder sechstwärmste Jahr. Die Unterschiede sind zu gering für eine Rangordnung. Die Chance, dass eines der nächsten vier Jahre den Temperaturrekord bricht, liegt nach Angaben der WMO bei 93 Prozent.
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