Kategorie Klima- & Umweltschutz - 19. Mai 2023
Happy Bee-Day: Der Weltbienentag wird in Österreich zum Wildbienentag
Insekten sind die artenreichste Gruppe aller Lebewesen und stellen gut 70 Prozent der Tierarten weltweit. Sie sind damit ein wesentlicher Bestandteil der biologischen Vielfalt. Man findet Insekten in nahezu jedem Lebensraum und trotzdem sind sie stark gefährdert.
In den vergangenen Jahrzehnten haben sowohl die Artenvielfalt der Insekten als auch deren Anzahl generell stark abgenommen. Die Erhebungen zahlreicher Umweltbehörden belegen diese negative Entwicklung, auch auf den Roten Listen der gefährdeten Tierarten kommen Insekten immer häufiger vor.
Dabei erfüllen Insekten wichtige ökologische Funktionen in Nahrungs- und Stoffkreisläufen. Ihre wichtigste Funktion: Blüten bestäuben. Etwa ein Drittel der weltweiten Nahrungsmittelproduktion beruht direkt oder indirekt auf der Bestäubung durch Insekten. Daneben dienen dienen Insekten als natürliche Gegenspieler von Kulturschädlingen, helfen bei der Zersetzung von pflanzlichem und tierischem Material als Müllabfuhr der Natur und sind auch Nahrungsquelle vieler Tierarten.
Alljährlich wird mit dem Weltbienentag im Rahmen der Woche der Artenvielfalt die besondere Bedeutung der Bienen als wichtige Blütenbestäuber vieler Wild- und Kulturpflanzen hervorgehoben. Mit über 700 heimischen Arten ist Österreich eines der wildbienenreichsten Länder Mitteleuropas. Viele Blütenpflanzen sind zur Fortpflanzung sogar zur Gänze von Wildbienen abhängig. Leider sind diese faszinierenden Tiere durch den zunehmenden Lebensraum- und Nahrungsquellenverlust, sowie durch den vermehrten Gebrauch von Pestiziden und Herbiziden gefährdet.
WILDBienentag
Oftmals vergessen wird, dass die Honigbiene Apis mellifera in Österreich nur eine der hunderten Bienenarten ist – weltweit sind es gar nur neun Honigbienen- unter mehr als 20.000 Wildbienenarten. Während Honigbienen unter der Obhut von Imker:innen gleich einem Haustier bestens betreut werden, sind Wildbienen ganz auf sich alleine gestellt.
Sie legen ihre Nester meist als Einzel-Insekten mit wenigen Ausnahmen – wie etwa Hummeln – in Böden, Käferbohrlöchern, Pflanzenstängeln und dergleichen an oder leben ähnlich wie Kuckucke parasitisch. Oftmals sind sie, anders als die Honigbienen, auf ganz bestimmte Futterpflanzen angewiesen und stehen daher in intensiv genutzten Landschaften besonders unter Druck. Hinsichtlich ihrer Ökosystemleistungen dürfen Wildbienen nicht unterschätzt werden.
Nur etwa ein Drittel der weltweiten Bestäubungsleistung geht auf das Konto der Honigbienen, den Rest erledigen Wildbienen und viele andere Insekten. Und sie sind dabei oftmals viel effizienter als ihre honigerzeugenden Verwandten. So sind etwa Hummeln auch während Tagesrandzeiten und Kälteperioden aktiv, in denen Honigbienen ihre Nester nicht verlassen. Außerdem gibt es Pflanzenarten (z. B. Tomaten oder Luzerne), die – durch den Körperbau der Honigbiene bedingt – gar nicht von dieser bestäubt werden können.
Der Verlust der Artenvielfalt wäre auch hier äußerst fatal und hätte gravierende Konsequenzen für Menschen und Wirtschaft. Entsprechend wichtig sind Bienen und andere bestäubende Insekten für die Balance des Ökosystems. Würden in Österreich die komplette Bestäubungsleistungen durch sie ausfallen, wären insbesondere der Obst- und Gemüseanbau, aber auch großflächig angebaute Ackerkulturpflanzen wie Raps, Sonnenblumen oder Ackerbohnen betroffen. Die Erträge würden dramatisch zurückgehen.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat der Naturschutzbund den Weltbienentag kurzerhand zum Wildbienentag erkoren und macht mit Hilfe eines Expert:innengremiums auf die Schlüsselrolle der Wildbienen im Ökosystem aufmerksam. Einen ganzen Tag lang gibt es umfassende Informationen über diese höchst interessanten Insekten. Erfahren Sie am 20. Mai, wie vielfältig unsere Wildbienenwelt ist, warum die faszinierenden Tiere so wichtig sind, was sie zum (Über-) Leben brauchen und wie man ihnen helfen kann. Auf dem Programm stehen u. a. Wildbienenführungen im „Garten der Vielfalt“, Kurzvorträge und Crashkurse im „Bienen erkennen“.
BMK-Bienen
Auch am Dach des Klimaschutzministeriums (BMK) haben Bienen ein Zuhause gefunden. Zwei Imkerinnen kümmern sich seit drei Jahren um die Bienenstöcke. Demnach haben die BMK-Bienen den Winter gut überstanden und sind als starke und gesunde Völker ins Frühjahr gestartet.
Leider war das Wetter im heurigen Frühjahr bis jetzt nicht sehr bienenfreundlich. Es gab zwar viele Blüten auf den Pflanzen, aber die haben aufgrund der langen Trockenheit nicht genug Nektar gebildet. Trotz fleißigen Ausfliegens konnten sie oft nicht genügend Futter nach Hause bringen, so dass die Völker gefüttert werden mussten, um ihren Energiebedarf zu decken. Das ist außergewöhnlich, denn die Imker:innen füttern die Bienen normalerweise erst nach der Honigernte im Spätsommer, damit die Bienen genügend Vorräte für den Winter anlegen können.
In den Bienenstöcken hat inzwischen das Brüten begonnen und die Ammenbienen haben einen großen Bedarf an Pollen und Nektar, um die Brut zu ernähren. Auch die Baubienen, die das Wachs für die Brut- und die Honigzellen bilden, brauchen viel Energie.
Die Bienen sind ein guter Indikator, wie es der Umwelt geht und umgekehrt wirken sich Schäden in der Umwelt und Klimaänderungen auch auf die Bienen aus.
Die kommenden Wochen werden uns zeigen, wie es um das Nahrungsangebot für die Bienen – und die wetterbedingte Möglichkeit für sie, den Stock zu verlassen um Nektar (und auch Pollen) zu sammeln, weitergeht. Davon hängt ab, ob dieses Jahr auch ein bisschen Honig für die Ernte bleibt, oder ob sie nur sammeln können, was sie selber benötigen.
50. Tag des Artenschutzes: Wie die Wiederherstellung der Natur noch gelingen kann