Kategorie Klima- & Umweltschutz - 3. März 2023

50. Tag des Artenschutzes: Wie die Wiederherstellung der Natur noch gelingen kann

Den Tag des Artenschutzes gibt seit nunmehr 50 Jahren. Auf der Umweltkonferenz der Vereinten Nationen im Jahr 1973 einigte man sich im Zuge des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES, engl. für Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora), dass eine internationale Regelung notwendig ist, um das Aussterben mancher handelsrelevanten Arten, wie es damals hieß, zu verhindern. Durch das Abkommen sollen nter anderem internationale Kontrollen die nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sicherstellen. Denn der Handel mit gefährdeten Arten ist ein ebenso skrupelloses wie lukratives Geschäft.

Braunfleckiger Perlmutterfalter © Josef Limberger

50. Tag des Artenschutzes, ein Jubiläum, aber auch ein Grund zum Feiern? Der Verlust von Arten und Ökosystemen gilt neben der Klimakrise als weitreichendste Krise unserer Zeit, bedroht nicht nur das Leben von Tieren und Pflanzen, sondern bedeutet auch einen massiven Eingriff in unser Leben. Wir Menschen sind essentiell auf die biologische Vielfalt angewiesen – von Nahrungsmitteln bis hin zu Medikamenten. Biologische Vielfalt geht somit alle etwas an – stirbt eine Art, hat das verheerende Auswirkungen auf viele andere Arten und nicht zuletzt auch auf den Menschen. Es braucht die klare Botschaft: Vielfalt ist unsere Lebensversicherung!

Auch im aktuellen Bericht des Weltklimarats kommt die ernüchternde Erkenntnis zum Ausdruck, dass der menschengemachte Klimawandel bereits massive Schäden auch auf das ökologische Gleichgeweicht anrichtet hat. Die Zukunft von Mensch und Natur ist in Gefahr, wenn nicht sehr schnell gegengesteuert wird.

© Naturschutzbund

Historisches Abkommen zum Gegensteuern

Zuletzt war tatsächlich Bewegung in die globalen Artenschutzbemühungen gekommen. Die Staatengemeinschaft hatte sich kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres nach rund zweiwöchigen Verhandlungen auf eine gemeinsame Abschlusserklärung des Weltbiodiversitätsgipfels (COP15) geeinigt. Demnach nehmen sich die rund 200 Teilnehmerstaaten vor, bis 2030 mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen. Außerdem setzen sie sich darin unter anderem das Ziel, mehr Geld für den Schutz der Artenvielfalt ausgeben zu wollen.

„Die Einigung auf der Weltbiodiversitätskonferenz sendet ein historisches Signal in die Welt. Wir machen den Schutz unserer Artenvielfalt – unserer Lebensgrundlage – zur Priorität“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Man wolle künftigen Generationen einen intakten und lebenswerten Planeten übergeben. „Jetzt beginnt die Arbeit der Umsetzung. Jetzt sind wir alle gefordert, den notwendigen Beitrag zu leisten.“

UN-Artenschutzkonferenz endet mit historischer Einigung

Wichtig ist dieses Abkommen vor allem deshalb, weil rund eine Million Arten in den kommenden Jahren vom Aussterben bedroht sind, wenn wir unseren Umgang mit der Natur nicht drastisch ändern. Vögel, Säugetiere und Amphibien sterben hundertmal schneller aus als in den Jahrmillionen bevor es uns Menschen überhaupt gab. Ihr Bestand ist in den letzten 50 Jahren bereits um 68 Prozent zurückgegangen.

Österreich gilt mit seinen rund 68.000 Arten zu den artenreichsten Ländern Mitteleuropas und ist von dieser ökologischen Katastrophe ganz besonders bedroht. Seit 1998 sind ein Drittel der Vögel in österreichischen Kulturlandschaften verschwunden, über die Hälfte der heimischen Schmetterlinge sind gefährdet, genauso wie rund 40 Prozent der heimischen Farn- und Blütenpflanzen. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass es heute in Österreich bereits um etwa 80 Prozent weniger Insekten gibt als noch vor 30 Jahren. Weltweit droht eine Million der acht Millionen Tier- und Pflanzenarten zu verschwinden, wie ein Bericht des Weltbiodiversitätsrats IPBES prognostiziert.

Die UN-Konferenz zur Biodiversität in Montreal (COP 15) galt quasi als eine der letzten Gelegenheiten, diese Kurve des Verlustes an Biodiversität noch abzuflachen. Bereits im Vorfeld der Konferenz betonte Gewessler, dass „Österreich Seite an Seite mit der Europäischen Union stehe, wenn es darum geht, „einen ambitionierten neuen globalen Deal zur Biodiversität einzufordern“.

19 Projekte des Biodiversitätsfonds

Die EU-Biodiversitätsstrategie 2030 dient dabei als umfassender und langfristiger Plan zum Schutz der Natur. Auch Österreich leistet hier einen wichtigen Beitrag und „tue alles, um mit gutem Beispiel voranzugehen“, wie Gewessler auch hinsichtlich der neuen Biodiversitätsstrategie 2030+ betonte, die eine neue Vision für die Biodiversität in Österreich bis 2050 voranstellt.

Darin verpflichtet sich Österreich, die biologische Vielfalt zu schützen, ihre Komponenten nachhaltig zu nutzen und Verantwortung für den Erhalt der globalen Biodiversität zu übernehmen. So wurde 2021 der Biodiversitätsfonds mit einem Budget von insgesamt 80 Millionen Euro eingerichtet, wovon 50 Millionen direkt aus der Aufbau- und Resilienzfazilität der EU (RRF) kommen und jeweils rund fünf Millionen Euro pro Jahr in Artenschutzprojekte fließen lässt. Von mehr als 200 Einreichungen befinden sich derzeit 19 Projekte aus dem 1. Call in der Umsetzung. 

„Es steht außer Zweifel, dass die biologische Vielfalt die Grundlage für unser Leben ist und der Schutz der Biodiversität mit höchster Priorität zu verfolgen ist. Mit der Umsetzung der geplanten Biodiversitäts-Strategie 2030 soll ein wesentlicher Beitrag zu einem umfassenden Wandel in unserer Gesellschaft geleistet werden, um Artenschutz und Klimaschutz gleichermaßen voranzubringen“ so Christian Holzer Leiter der Sektion V – Umwelt und Kreislaufwirtschaft des BMK.

Die Zielsetzungen im Natur- und Artenschutz des BMK sind der Schutz der Biodiversität auf Ebene der Arten und Ökosysteme, die Nutzung der Naturgüter auf nachhaltige und naturverträgliche Weise durch umweltgerechte Landwirtschaft sowie die Förderung des Naturschutzes als gesamtgesellschaftliche Aufgabe durch Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung. Der Weg dahin ist ein langer, doch die Uhr steht auf 5 vor 12.

Nationalparks Austria als Rückzugsort für Arten

Stete Verbündete im Kampf für den Erhalt der Biodiversität sind die Nationalparks Austria. Sie gelten als die ökologisch wertvollsten Naturräume unseres Landes. In den sogenannten Kernzonen werden Naturprozesse nicht vom Menschen beeinflusst, sondern ihren freien Lauf gelassen. Die Natur kann sich somit ungestört frei entwickeln.

Zusammengerechnet erstrecken sich die sechs Schutzgebiete über eine Fläche von 2.391 km² und bieten dabei – je nach untersuchter Tierart – ein Zuhause für stolze 79-94 Prozent aller österreichischen Tierarten. Auch 70 Prozent der einheimischen Pflanzen-Arten können in den Nationalparks gefunden werden. Am heutigen Tag des Artenschutzes werfen wir einen genaueren Blick auf die heimischen Tiere, auf ihren Schutz und ihr Überleben.

So galt beispielweise der Luchs, eines der europäischen Großraubtiere, vor 100 Jahren als ausgerottet. Durch gezielte Wiederansiedlung kann er heute wieder im natürlichen Raum gefunden werden. Auch der Seeadler, das Wappentier Österreichs, galt bis vor mehr als 50 Jahren noch als ausgerottet und ist nun zurückgekehrt. Doch nicht alle Arten haben das Glück wieder angesiedelt werden zu können. Manche von ihnen wie z.B. der Hirschkäfer oder der Donau-Kammmolch sind durch die Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume hauptsächlich nur mehr in den Naturparks Austria zu finden und gelten daher als stark gefährdet.

© Donau Auen/ Kovacs

Das Gleichgewicht der Biodiversität ist dabei synonym nicht nur eng mit der Klimakrise verknüpft, sondern steht auch in enger Beziehung zu unserer Gesundheit. Der Erhalt des Artenreichtums, also der Vielfalt aller Arten, Gene und Ökosysteme, sind eine wesentliche Grundlage für unser Wohl, sorgt für saubere Luft, sauberes Trinkwasser, Nahrung und Arzneimittel, bietet Schutz vor Naturgefahren und Erholungs- und Erfahrungsraum. Der voranschreitende Verlust biologischer Vielfalt birgt im Umkehrschluss also auch enorme Risiken für die menschliche Gesundheit. Naturnahe Landschaften und ihre Vielfalt können so nicht nur Pflanzen, sondern auch uns Menschen schützen, denn auch bei der Übertragung von Krankheitserregern von Tier zu Mensch, sogenannten Zoonosen, wie sie in aktueller Pandemie als Ursprung vermutet werden, senkt Artenreichtum nachweislich ein solches Infektionsrisiko.

Wie Natur und Klima zugleich zu schützen sind