Kategorie Mobilität - 15. November 2020

Weltgedenktag für Straßenverkehrstote: Jedes Opfer ist eines zu viel

Es gibt viele Gefahren im Straßenverkehr: Unachtsamkeit und Ablenkung, ausgelöst etwa durch das Telefonieren oder Verfassen einer Textnachricht, das Fahren unter dem Einfluss von Alkohol oder verbotenen Substanzen, Raserei und das Lenken eines Fahrzeuges mit einer den Bedingungen nicht angepassten Geschwindigkeit. Auf Österreichs Straßen sterben jährlich Hunderte von Menschen, im Jahr 2019 waren es 410. Negativen Entwicklungen im österreichischen Verkehrsunfallgeschehen gilt es durch breitgefächerte Maßnahmen entschieden entgegenzuwirken.

Weltweit liegt die Zahl der Todesopfer bei 1,35 Millionen Menschen. Jedes Jahr am dritten Sonntag im November, initiiert durch die Vereinten Nationen, soll all dieser Straßenverkehrsopfer gedacht werden, gleichzeitig ist der Weltgedenktag für die Straßenverkehrsopfer eine Mahnung zu mehr Toleranz und Rücksicht im Straßenverkehr.

Österreich ist auf einem guten Weg, Straßen sicherer zu machen und somit die Zahlen von Verletzten und Getöteten im Straßenverkehr weiter zu senken. Diese Zahlen waren in den vergangenen Jahren bereits auf historisch niedrigem Niveau. Langfristig heißt das Ziel jedoch, überhaupt keine Verkehrstoten mehr auf heimischen Straßen verzeichnen zu müssen. Mit Hilfe unterschiedlicher Maßnahmen soll ein signifikanter und anhaltender Rückgang der tödlichen und schweren Verletzungen auf Österreichs Straßen erreicht werden. Das aktuelle österreichische Verkehrssicherheitsprogramm 2011-2020 sieht dazu innerhalb von 17 Handlungsfeldern mehr als 250 sorgsam gewählte Maßnahmen vor, mit denen gezielt und umfassend die sicherheitsgefährdenden Faktoren im Straßenverkehr adressiert werden sollen.

Das Jahr 2020 stellt in vielen Fällen eine Ausnahme dar. Dies spiegelt sich auch im Verkehrsunfallgeschehen auf Österreichs Straßen wieder, denn im Zeitraum des ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020 ist mit einem starken Rückgang der Mobilität in Österreich die Zahl der Unfälle und damit auch der Verkehrstoten im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. Die Statistik Austria verzeichnete einen Rückgang bei Unfällen mit Personenschaden um etwa 55 Prozent, die Zahl der Todesopfer in diesem Zusammenhang ist um circa 26 Prozent gesunken.

Schneller ans Ziel. Um jeden Preis?

Insgesamt kamen im ersten halben Jahr 152 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben. Generell stellt dabei nicht angepasste Geschwindigkeit einen sehr wesentlichen Faktor bei den vermutlichen Hauptunfallursachen dar. Gegen extremes Schnellfahren und Raserei auf Österreichs Straßen wird das BMK in Abstimmung mit den Bundesländern ein Maßnahmenpaket geschnürt. Vorgesehen ist unter anderem eine Erhöhung des Strafrahmens von 2.180 auf 5.000 Euro sowie die Verdoppelung der Führerscheinentzugsdauer.

© apa

Neue Verkehrssicherheitsstrategie des Bundes

Im kommenden Jahr soll zudem das derzeit aktuelle österreichische Verkehrssicherheitsprogramm von einer neuen 10-Jahres-Strategie, der Verkehrssicherheitsstrategie des Bundes für den Zeitraum 2021–2030, abgelöst werden. Diese auf einer umfassenden Grundanalyse basierende und in Einklang mit Europa stehende, an den Mobilitätsentwicklungen und dem laufenden Technologiewandel ausgerichtete Strategie wird innerhalb der nächsten Dekade von zeit- und themenspezifischen Aktionsplänen begleitet.

Der Anspruch der Strategie besteht darin, eine nachhaltig positive Verkehrssicherheitskultur zu etablieren und zu stärken, möglichst viele Verkehrsteilnehmende einzubinden und für die Verkehrssicherheit gewinnen zu können. Ziel ist es nach wie vor, im nächsten Jahrzehnt die Zahl der Verkehrstoten um 50 Prozent zu senken. Ebenso soll die Zahl der im Straßenverkehr Schwerverletzten bis zum Jahr 2030 um die Hälfte reduziert werden.

EU Road Safety Exchange

Im Rahmen ihrer Bemühungen, die Zahl der bei Straßenverkehrsunfällen auf Europas Straßen tödlich und schwer verletzten Menschen einzudämmen, rief die Europäische Kommission ein länderübergreifendes Verkehrssicherheitsprojekt mit dem Titel „EU road safety exchange program“ ins Leben, das vom Europäischen Verkehrssicherheitsbeirat (ETSC) koordiniert und gemeinsam mit Verkehrssicherheitsexpertinnen und -experten aus ganz Europa durchgeführt wird. Ziel und Zweck der Initiative ist es, durch den gemeinsamen Erfahrungsaustausch, im Sinne des voneinander Lernens, vorrangigen Gefahrenherden im Straßenverkehr durch wirksame Maßnahmen noch effektiver begegnen und schließlich die Sicherheit der Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer weiter verbessern zu können.

 

2019 billigte das Europäische Parlament neue Vorschriften, mit denen moderne Fahrassistenzsysteme wie intelligente Geschwindigkeitsassistenten, Notbremsassistenzsysteme und Fahrerablenkungswarnungen verbindlich vorgeschrieben werden. Verpflichtende Sicherheitstechnologien sollen dazu beitragen, bis 2038 über 25.000 Menschenleben zu retten und mindestens 140.000 Schwerverletzte zu vermeiden. Schließlich sind etwa 95 Prozent aller Verkehrsunfälle teils auf menschliches Versagen zurückzuführen.

Die Europäische Kommission hat es sich gemeinsam mit ihren Mitgliedsstaaten zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 sowohl die Zahl der im Straßenverkehr tödlich verunglückten als auch jene der bei Verkehrsunfällen schwerverletzten Menschen um jeweils 50 Prozent zu senken. Neben weiteren elf EU-Mitgliedsstaaten wirkt auch Österreich an dem für den Zeitraum von drei Jahren angesetzten Verkehrssicherheitsprojekt mit.

Der 1995 ins Leben gerufene Gedenktag findet jährlich im November statt und dient als Plattform für Familie und Freunde der Verstorbenen sowie als Anerkennung der täglichen Arbeit der Rettungsdienste und soll die Aufmerksamkeit auf verschiedene Präventionsmaßnahmen lenken.