Kategorie Klima- & Umweltschutz - 7. April 2021

Rückkehr: Wildkatzen im Thayatal und in der Wachau gesichtet

Jahrzehntelang galten Wildkatzen in Österreich als ausgestorben, nun konnte sensationelle Rückkehr wiederholt per Fotofalle nachgewiesen werden

Im Jubiläumsjahr der heimischen Nationalparks zeigt sich einmal mehr, wie wichtig geschützte Lebensräume für die Artenvielfalt in Österreich sind: Im Nationalpark Thayatal sind seit Jahresbeginn vermehrt Wildkatzen mithilfe von Fotofallenbildern nachgewiesen worden. Auch in der 75 Kilometer weit entfernten Wachau leben mehrere der scheuen Waldbewohner. Forscherinnen und Forscher haben nun die Wanderrouten der Wildkatze zwischen dem Thayatal und der Wachau analysiert.

Ertappt. © Nationalpark Thayatal

Seit Herbst 2020 kann sich das Forschungsteam im Thayatal im Rahmen des österreichisch-tschechischen Interreg-Projektes Connecting Nature AT-CZ über weitere Lebenszeichen der Wildkatze freuen: „Einem Fotofallenbild aus dem Nationalpark-Umfeld im November folgten mehrere Aufnahmen im Jänner, Februar und März 2021, die unsere Wildkatzenforscher Thomas Einsiedl und Projektleiter David Freudl mittels Fotofallen festhalten konnten. Aufgrund ihrer charakteristischen Zeichnung am Rücken waren die Tiere eindeutig als Wildkatze zu bestimmen.“ Die genetische Analyse der Haarproben in Deutschland habe das Ergebnis bestätigt. „Es ist das erste Mal, dass wir die Wildkatze in so regelmäßigen Abständen bei unseren Lockstöcken nachweisen konnten“, erklärte Nationalparkdirektor Christian Übl.

Der Nationalpark Thayatal zählt mittlerweile zu den Hotspots der Wildkatzenverbreitung in Österreich. Ein Foto bei Groß-Pertholz im Waldviertel lieferte schon 2003 einen ersten Nachweis, viele weitere folgten. In der Wachau wurde die Wildkatze 2013 erstmals bei Weißenkirchen nachgewiesen. „Bei den jüngsten genetischen Analysen von Haarproben aus den Jahren 2019 und 2020 konnten wir insgesamt sechs Individuen unterscheiden. Da hier auch enge Verwandtschaftsverhältnisse bestätigt wurden, steht fest, dass es sich dabei um eine kleine Population handelt“, sagte Peter Gerngross von der Plattform Wildkatze.

Ideale Wanderrouten für Tiere

Mögliche Wanderrouten der Wildkatzen zwischen Wachau und Thayatal standen im Zentrum des Interreg Central Europe-Projektes „Magic Landscapes“. Der Kärntner Wildbiologe Horst Leitner untersuchte dazu die Waldkorridore zwischen der Wachau und dem Thayatal und analysierte Faktoren, die das Wanderverhalten der Wildkatzen beeinflussen.

„Die scheuen Katzen wandern gerne verborgen im Schutz der Wälder. Der Wald bietet ausreichend Versteckmöglichkeiten und es gibt genügend Bäume, auf die sie bei Gefahr flüchten können. Große offene Flächen meidet die Wildkatze, ebenso menschliche Siedlungen. Stark frequentierte Straßen stellen ebenso eine Barriere dar, wie breite Flüsse wie zum Beispiel die Donau“, sagte Leitner. Mithilfe eines Rechenmodells wurden Korridore ausgewiesen, die als ideale Wanderrouten für Tiere zu sehen sind, weil sie auf den geringsten Raumwiderstand stoßen. Andere Wildtierarten wie das Rotwild oder der Dachs nutzen ebenfalls diese Waldverbindungen.

An fünf Standorten entlang der Waldkorridore im Waldviertel sowie an drei weiteren im Weinviertel führen Freiwillige Untersuchungen mit Baldrian-Lockstöcken durch, um mögliche Wanderbewegungen auszuforschen. Derzeit stehen hier die Nachweise allerdings noch aus. Projektleiter David Freudl möchte die Forschung nach dem Ende von Connecting Nature AT-CZ weiterführen und verweist auf den Abschluss der bisherigen Untersuchung: „Wir warten gespannt auf die genetische Detail-Analyse der gesammelten Haarproben, denn so lässt sich eine tatsächliche Verbindung der Wildkatzenpopulation in der Wachau mit dem Thayatal darstellen.“