27. Februar 2024

Spatenstich für Österreichs erste CO2-Rückgewinnungsanlage in der Zementindustrie

Die Produktion von Zement zählt mit rund acht Prozent (2,8 Gigatonnen pro Jahr) der globalen Emissionen an Kohlendioxid zu den größten Verursachern von Treibhausgasen in der Industrie. Allein 2020 wurden weltweit knapp sechs Milliarden Tonnen Zement produziert. Die Forschung sucht daher intensiv nach Lösungen, die Treibhausgas-Emissionen bei der Zementherstellung zu minimieren.

Diskutiert wird dabei auch der Einsatz von Carbon Capture Utilisation and Storage (CCUS), was die direkten CO2-Emissionen der Zementherstellung reduzieren soll.

Vor diesem Hintergrund errichtet Rohrdorfer nun Österreichs erste CO2-Rückgewinnungsanlage in der Zementindustrie im großtechnischen Maßstab. Am heutigen Vormittag setzte unter anderem Klimaschutzministerin Leonore Gewessler den ersten Spatenstich bei der Rohrdorfer Zement GmbH in Gmunden. Mit der Anlage können pro Jahr 30.000 Tonnen Kohlendioxid zurückgewonnen werden, wodurch die Produktion von jährlich 50.000 Tonnen CO2-freiem Zement möglich wird. Geplante Inbetriebnahme der Anlage ist im Spätherbst 2026.

Abgeschieden wird das Kohlendioxid dann mithilfe der kryogenen Gastrennung aus dem Rauchgas des Zementwerks. Im Anschluss kann es gespeichert (Carbon Capture and Storage) oder in Basischemikalien umgewandelt werden (Carbon Capture and Usage). Das Projekt erhält vom österreichischen Innovationsprogramm „Transformation der Industrie“ eine Gesamtförderung von 30 Millionen Euro. Das restliche Viertel der Kosten übernimmt die Rohrdorfer Unternehmensgruppe, die ihren Hauptsitz in Rohrdorf in Bayern hat.

„Wir haben viel Arbeit und Ressourcen in die Ausarbeitung von CryoCEM gesteckt“, so Christopher Ehrenberg, technischer Leiter der Rohrdorfer Zementsparte. „Erklärtes Ziel von Rohrdorfer ist die vollständige Dekarbonisierung bis 2038. Wir setzen viel daran, bei diesem Thema Pionierarbeit zu leisten und freuen uns sehr, dass unser Engagement in Form der Förderzusage und des hohen Besuchs zum heutigen Spatenstich anerkannt wird“, so Ehrenberg.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler sieht im heutigen Spatenstich einen „wichtigen Meilenstein“, der großartig aufzeige, „wie innovativ und zukunftsorientiert“ Österreichs Industrie ist. „Wir müssen alles tun, um Emissionen zu vermeiden und das Klima schützen. Als letzte Alternative für die nicht-vermeidbaren Emissionen brauchen wir dann solche innovativen Anlagen. Damit kann dann klimaschädliches CO2 über den Produktionsprozess, wie hier in der Zementindustrie, gebunden werden und verhindert so, dass unser Klima weiter angeheizt wird“, so Gewessler. Mit der Bundes-Förderschiene „Transformation der Industrie“ werde das BMK auch künftig die Industrie auf den Weg in die grüne und klimafreundliche Zukunft tatkräftig unterstützen und so einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts und zu Österreichs Ausstieg aus fossilen Rohstoffen leisten.

Rohrdorfer produziert mit 2.300 Beschäftigten, 1.000 davon in Österreich, an über 150 Standorten in Deutschland, Österreich, Italien und Ungarn hochwertige Baustoffe – Zement, Transportbeton, Fertigteile und Betonwaren sowie Sand und Kies – für den regionalen Bedarf.

Carbon Capture Utilisation & Storage (CCUS)

Manche Sektoren können ihre Treibhausgasemissionen nicht vollständig verringern. Das betrifft neben kleinen, dezentralen THG-Emissionsquellen in der Landwirtschaft (vor allem mit Methan- und Lachgasemissionen) auch größere Punktquellen in der Industrie (insbesondere Emissionen aus Industrieprozessen) und weitere zukünftig bestehend bleibende Quellen in der Abfallwirtschaft. Dort besteht die Möglichkeit, nicht reduzierbare CO2-Emissionen abzuscheiden, zu transportieren und geologisch zu speichern oder derart weiter zu nutzen, dass sie permanent der Atmosphäre entzogen sind. Dadurch gelangt das CO2 nicht in die Atmosphäre.

Weitere Informationen zu CCUS:

https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/klimaschutz/nat_klimapolitik/ccus.html