Kategorie Klima- & Umweltschutz - 23. Januar 2023

Zwischenziel erreicht: Umweltbundesamt legt Treibhausgasbilanz für 2021 vor

Treibhausgasbilanz: Prognose für 2022 mit fünf Prozent Rückgang bei Emissionen – Klimaschutzministerin Gewessler: „Maßnahmen zeigen erste Wirkung“

In seiner jährlichen Auswertung zieht das Umweltbundesamt zu den Treibhausgasemissionen des Jahres 2021 Bilanz und liefert auch bereits eine Prognose für 2022. Für vergangenes Jahr geht das Umweltbundesamt nach vorläufigen Abschätzungen von einem deutlichen Rückgang der Emissionen um rund fünf Prozent aus. Das bedeutet im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 eine Reduktion der Emissionen um 7,9 Prozent.

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Dagegen sind die Treibhausgasemissionen in Österreich von 2020 auf 2021 erwartungsgemäß um 4,9 Prozent gestiegen. Nach dem Rückgang der Emissionen im Pandemiejahr 2020 kam es laut Umweltbundesamt 2021 in vielen Sektoren wieder zu deutlichen Zuwächsen. 77,5 Millionen Tonnen CO2 bedeuten in absoluten Zahlen ein Plus von rund 3,6 Millionen Tonnen im Vergleich zu 2020. Ein wesentlicher Grund für den Anstieg liegt im Wiedererstarken der österreichischen Wirtschaft nach dem Pandemiejahr 2020, das viele Einschränkungen für Wirtschaft und Gesellschaft mit sich brachte.

Dabei haben sich die wesentlichen Einflussfaktoren für die Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen unterschiedlich entwickelt: Zum einen stieg das Bruttoinlandsprodukt 2021 im Vergleich zum Jahr 2020 um rund 4,6 Prozent, desweiteren lag auch die Zahl der Heizgradtage aufgrund der kühlen Witterung über dem langfristigen Mittel, das Bevölkerungswachstum hingegen lag um 0,4 % unter dem Durchschnitt der letzten 30 Jahre.

Das österreichische Ziel gemäß der europäischen Effort-Sharing-Verordnung, die Treibhausgas-Emissionen im Jahr 2021 auf 48,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente zu reduzieren, wurde damit erreicht bzw. mit 32,8 Kilotonnen (0,07 Prozent) nur geringfügig überschritten.

„Die nationalen Treibhausgas-Ziele wurden 2021 zwar erreicht, steuerten aber wieder auf das Vor-Krisen-Niveau zu“, erklärt Günther Lichtblau, Klimaexperte des Umweltbundesamtes. „Wenn wir Klimaneutralität und die europäischen Ziele noch erreichen wollen, müssen wir dringend intensive Maßnahmen ergreifen.“

Für Klimaschutzministerin Leonore Gewessler hat sich das erwartungsgemäße Aus des Pandemieeffekts bei den Treibhausgasemissionen nun endgültig bestätigt: „Wir müssen weiterhin ambitioniert und auf allen Ebenen für mehr Klimaschutz sorgen. Nur so können wir die Emissionen jedes Jahr weiter senken“, so Gewessler. Es sei schon einiges auf den Weg gebracht und viele Klimaschutz-Maßnahmen gegen den Stillstand der letzten Jahrzehnte zeigten bereits erste Wirkung. Es sei jedoch klar, dass „wir noch nicht am Ziel sind“. Gerade für eine klimafreundliche Zukunft brauche es mehr Initiative für den Klimaschutz – durch alle Verantwortungsträger:innen auf jeder einzelnen Ebene.

Emissionen in 4 von 6 Sektoren höher als während der Pandemie

In den Bereichen Energie und Industrie, Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft zeigt die Treibhausgas-Bilanz des Umweltbundesamtes einen Anstieg der Emissionen im Vergleich zu 2020.

Im Verkehrsbereich sind die Emissionen gegenüber 2020 durch den höheren Kraftstoffabsatz um 4,2 Prozent bzw. 0,9 Millionen Tonnen gestiegen. Gleichzeitig ist, wie in der Gegenwartsvorhersage von August 2022 prognostiziert, beim Verkehr eine deutliche Rückkehr zur Zeit vor der Pandemie erkennbar. So sind die Emissionen 2021 im Vergleich zu 2019 um zehn Prozent bzw. um 2,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent zurückgegangen.

Gewessler sieht Österreich durch die rückgängigen Emissionen auch beim Sorgenkind Verkehr auf dem richtigen Weg. „Der aktuelle Trend muss deutlich stärker weiter nach unten gehen. Wir haben schon einiges auf den Weg gebracht – mit dem KlimaTicket, der vervielfachten Förderung für Radinfrastruktur, dem Öffi-Ausbau und der E-Mobilitätsoffensive.“ Zuletzt wurde etwa auch mit der bereits gültigen Novelle der Kraftstoffverordnung ein weiterer wichtigen Schritt zur Reduktion der CO2-Emissionen im Straßenverkehr gemacht. „Jede Kilowattstunde, die an einer Ladestelle an ein E-Auto abgegeben wird, zahlt sich positiv auf unser Klima aus – die Kraftstoffverordnung fördert diese Entwicklung nun zusätzlich“, so Gewessler.

Der Bereich Energie und Industrie ist im Jahr 2021 mit knapp 34,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent der größte Emittent an Treibhausgasen in Österreich. Gegenüber dem Jahr 2020 sind die Emissionen um ca. 6,3 Prozent (zwei Millionen Tonnen) gestiegen. Die Emissionen der Industriebetriebe sind um rund 9,3 Prozent (1,8 Millionen Tonnen) gestiegen, vor allem aufgrund der höheren Stahl- und Roheisenproduktion und der höheren Produktion in der Zement- und Feuerfestindustrie. Die Emissionen der Energiebetriebe (Strom- und Wärmeproduktion in großen Anlagen sowie Raffinerie und Erdgasverdichter-Stationen) sind um 1,4 Prozent bzw. 0,1 Millionen Tonnen gesunken. Wesentlich für diesen Rückgang ist die Stilllegung des letzten österreichischen Kohlekraftwerks im Jahr 2020.

Für die Klimaneutralität Österreichs im Jahr 2040 sind weitreichende Trans-formationsschritte vor allem zur Reduktion des Gesamtenergieeinsatzes sowie zum Ersatz fossiler durch erneuerbarer Energie erforderlich. Daten und Fakten zur Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen in Österreich und zur Zielerreichung sind auch im Klimadashboard des Umweltbundesamts abrufbar.

Dennoch ist besonders in der Industrie und der heimischen Stromproduktion nach wie vor die Abhängigkeit von Öl und Gas sehr deutlich. Vorangiges Ziel ist nach wie vor, bis 2030 den Strombedarf zu 100 Prozent aus Wind, Sonne, Wasser und Biomasse decken zu können und auch die Wärmeversorgung in Österreich komplett auf klimafreundliche Alternativen umstellen.

Im Gebäudebereich hängen die Emissionen entsprechend stark davon ab, wie kalt die jeweiligen Winter sind. Durch den Anstieg der Heizgradtage um 12,5 Prozent im Vergleich zu 2020 und dem damit verbundenen erhöhten Heizöl- und Erdgasverbrauch, sind die THG-Emissionen um 12,6 Prozent in Summe auf rund 9,1 Millionen Tonnen gestiegen. Die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern ist hier besonders spürbar. Gleichzeitig haben Rekordförderbudgets und erhöhte Förderpauschalen für Sanierungen einen Boom beim Heizungstausch bei der sogenannten Sanierungsoffensive ausgelöst.

Im Sektor Landwirtschaft bleiben die Emissionen 2021 auf nahezu gleichem Niveau wie 2020, mit knapp 8,2 Millionen Tonnen verursachten CO2-Äquivalenten. Der abnehmende Trend der letzten Jahre in der Abfallwirtschaft, mit einem Minus von 0,8 Prozent bzw. 0,02 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent, und bei den Fluorierten Treibhausgase (F-Gase), mit einem Rückgang von 13,9 Prozent bzw. 0,3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent, setzt sich auch für 2021 fort.

Bei den Wirtschaftssektoren, die nicht dem Europäischen Emissionshandel unterliegen, ist im Jahr 2021 mit Emissionen in der Höhe von 48,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent das geltende österreichische Klima-Ziel gemäß dem Zielpfad zur Erreichung der EU Effort-Sharing-Verordnung erreicht.


In den vergangenen drei Jahren konnten wichtige Schritte gesetzt werden, die in den nächsten Jahren kontinuierlich wirken:

  • Die Sanierungsoffensive und die Förderung für Raus aus Öl und Gas bewirken eine jährliche THG-Reduktion in Höhe von 900.000 Tonnen.
  • Die Erhöhung der Mittel für die Umweltförderung im Inland auf 110 Millionen Euro bewirkt eine jährliche CO2-Reduktion von 350.000 Tonnen.
  • Das weitergeführte klimaaktiv-mobil-Förderprogramm reduziert bis zu 98.000 Tonnen CO2 pro Jahr.
  • Die CO2-Bepreisung im Rahmen der ökosozialen Steuerreform bewirkt CO2-Einsparungen von 1,5 Millionen Tonnen im Jahr 2025
  • Der PV-Zubau im Jahr 2022 spart rund 300.000 Tonnen CO2
  • Novelle der Kraftstoffverordnung spart jährlich rund 100.000 Tonnen CO2
Das Umweltbundesamt erstellt jährlich die nationale Treibhausgas-Inventur und liefert damit die offiziellen Zahlen für das Berichtswesen Österreichs im Rahmen der Klimarahmenkonvention und an die Europäische Union. Seit 2006 ist Österreichs führende Expert:innen-Institution für Umwelt als weltweit einzige Stelle für die Erstellung der nationalen Emissionsinventur akkreditiert (Qualitätsmanagement nach ÖVE/ÖNORM EN ISO/IEC 17020). Eine detaillierte Analyse der Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen in Österreich erfolgt jährlich im Klimaschutzbericht.