Kategorie Innovation & Technologie - 10. Mai 2017
Österreichischer Satellit „Pegasus“ soll Ende Mai starten
Ein österreichischer Nano-Satellit soll ab Juni die oberen Schichten der Erdatmosphäre erforschen. Die zehn mal zehn mal 20 Zentimeter kleine, zwei Kilo schwere Sonde „Pegasus“ ist Teil eines 36 Mini-Satelliten umfassenden Netzwerks, das von Hochschulen und Forschungsinstituten gemeinsam mit Studenten gebaut wurde. Am 10. Mai präsentierte die Fachhochschule (FH) Wiener Neustadt die Austro-Sonde.
Ursprünglich sollten die Satelliten bereits Anfang 2016 starten, die Suche nach einer geeigneten Rakete verzögerte allerdings das europäische Projekt QB50. Nun wurde bereits Mitte April ein Teil der 36 Satelliten mit einer Atlas-Rakete zur internationalen Raumstation ISS transportiert, wo sie voraussichtlich Mitte bis Ende Mai auf einer Höhe von 350 bis 400 Kilometer ausgesetzt werden sollen, wie „Pegasus“-Projektleiter Carsten Scharlemann von der FH Wiener Neustadt gegenüber der APA erklärte.
Flughöhe noch nicht fix
Die restlichen Satelliten, darunter auch „Pegasus“, sollen voraussichtlich Anfang Juni mit der indischen Trägerrakete PSLV auf eine Höhe zwischen 480 und 520 Kilometer gebracht werden und die Erde in einer polaren Umlaufbahn umrunden. Die Flughöhe ist laut Scharlemann noch nicht fix, würde aber in dieser Entfernung von der Erdoberfläche die Lebensdauer der Satelliten mit 6,5 bis sieben Jahre deutlich erhöhen. Ursprünglich war eine Flughöhe von 350 bis 380 Kilometer geplant, was aufgrund der Reibung der dort vergleichsweise dichten Lufthülle eine Lebensdauer von nur wenigen Monaten bedeutet hätte.
Über die Thermosphäre, die sich von etwa 80 bis 600 Kilometer Höhe erstreckt, ist noch relativ wenig bekannt. Interessant ist dieser Teil der Atmosphäre, weil er das globale Wetter beeinflusst. Von ihrer Erforschung erwarten sich die Wissenschafter ein besseres Verständnis der Vorgänge, dadurch längerfristige Wettervorhersagen und auch Erkenntnisse über die Erderwärmung. Das Kleinsatelliten-Netzwerk bietet den Vorteil, gleichzeitig Daten von vielen Messpunkten zu erhalten.
Jedes teilnehmende Team musste sich für eines von drei Instrumenten auf seinem Satelliten entscheiden, mit denen Ionen und Neutralteilchen, atomarer Sauerstoff sowie Elektronendichte und -temperatur untersucht werden. Auf letztere Aufgabe wird sich das Gerät auf „Pegasus“ konzentrieren. Zusätzlich zur Standardausstattung hat „Pegasus“ einen an der FH Wiener Neustadt entwickelten gepulsten Plasmaantrieb an Bord, der erstmals im Weltraum getestet wird.
Studenten sollen Raumfahrtprojekt komplett mitmachen können
Neben der Forschung hat das QB50-Projekt vor allem das Ziel, Studenten während der Ausbildung die Möglichkeit zu geben, an einem Raumfahrtprojekt von Anfang bis zum Ende mitmachen zu können. Im Fall von „Pegasus“ waren das vor allem Studenten des Master-Studiengangs „Aerospace Engineering“.
Am Bau des Austro-Satelliten waren neben der FH Wiener Neustadt und deren Forschungsunternehmen FOTEC u. a. auch das aus Studenten aller Fachrichtungen zusammengesetzte Space Team der Technischen Universität Wien beteiligt. Die Space Tech Group, eine Vereinigung von Raumfahrt- und Funkbegeisterten, haben die Bodenstation gebaut, und verantwortet den Datentransfer, an der FH Wiener Neustadt wird derzeit an einer weiteren Bodenstation gearbeitet.
„Pegasus“ ist nicht der erste österreichische Satellit. 2013 wurden mit „Tugsat-1“ und „UniBrite“ zwei Sonden gestartet, die Sterne erforschen. Sie umkreisen die Erde in rund 800 Kilometer Höhe.