Kategorie Innovation & Technologie - 9. Oktober 2015

Wenn ein österreichischer Satellit in den Eiffelturm kracht

Es ist ein sehr unwahrscheinliches Szenario. Aber es ist immer klug, für den schlimmstmöglichen Fall zu planen. Stellen wir uns also vor, ein österreichisches Weltraumobjekt, zum Beispiel ein Satellit, kommt vom Kurs ab und kracht ungebremst auf die Erde. Womöglich beschädigt dieser Satellit beim Aufprall auch noch ein berühmtes Objekt: das Weiße Haus, den Eiffelturm, die Christusstatue auf dem Corcovado oder die Chinesische Mauer. Wer bezahlt den Schaden?

Es ist eine Besonderheit des internationalen Weltraumrechts, dass der Startstaat eines Objekts für alle Schäden haftet, die dieser Gegenstand verursacht. Dabei handelt es sich normalerweise nicht um den Sturz in ein weltberühmtes Monument, sondern eher um Kollisionen mit anderen Weltraumobjekten, die immer wahrscheinlicher werden. Laut Schätzungen der Europäischen Weltraumorganisation ESA schwirren mehrere hunderttausend Objekte mit mehr als einem Zentimeter Durchmesser um die Erde. Im Jahr 2009 kollidierten erstmals zwei Satelliten in der Erdumlaufbahn.

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TUGSAT ist der erste österreichische Satellit im Weltraum. © TU Graz

Auch die ESA widmet dem Thema Weltraummüll eigene Operationen und Forschungsprojekte. Das österreichische Weltraumgesetz und die österreichische Weltraumverordnung regeln auch die Registrierung von österreichischen Weltraumgegenständen im Sinne der völkerrechtlichen Verantwortung.  Die Registrierung von österreichischen Weltraumgegenständen hat den Zweck, eine Bestandsaufnahme von im All  befindlichen Objekten zu liefern sowie im Schadensfalle Regressansprüche zu prüfen und somit nachvollziehbar zu machen, wer dafür haftet, wenn zum Beispiel der Eiffelturm durch einen vom Himmel stürzenden TV-Satelliten zerstört wird. Das zu regeln ist deshalb wichtig, weil immer mehr private und kommerzielle Betreiber Objekte in den Orbit schießen, nicht nur staatliche Organisationen.

Das österreichische „Register für Weltraumgegenstände“ wird seit heuer im bmvit geführt. Denn mittlerweile kreisen zwei österreichische Objekte um die Erde: Die beiden Forschungssatelliten TUGSAT-1 und UNIBRITE untersuchen die Helligkeitssschwankungen massereicher Sterne und sind die ersten beiden Einträge mit den laufenden Nummern 0001 und 0002. Große Gefahr geht bei einem Absturz aber von keinem der beiden Objekte aus. Sie wiegen jeweils weniger als sieben Kilo und würden bei einem Eintritt in die Erdatmosphäre höchstwahrscheinlich einfach verglühen.

INFObox: Das bmvit ist seit 2014 das Weltraumministerium und stellt 65 Millionen Euro jährlich für österreichische Weltraumaktivitäten zur Verfügung. Es führt ein eigenes Weltraumprogramm namens ASAP (Austrian Space Applications Programme). 114 österreichische Firmen mit rund 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind in der Weltraumindustrie tätig.