Kategorie Klima- & Umweltschutz - 20. November 2020
Schnee ade: Immer wärmere Winter in den deutschsprachigen Ländern
In der kommenden Woche klopft ganz zaghaft der Winter an die Tür. Die Meteorologen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) prognostizieren, dass die Temperaturen teilweise nur noch einstellig sind, auch Minusgrade möglich sind und die Schneefallgrenze sinkt. Langfristig sehen die Meteorologen aber einen eindeutigen Trend für den deutschsprachigen Raum: Immer wärmere Winter, zudem in tiefen Lagen sehr viel weniger Schnee.
Winter in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind in den vergangenen Jahren in allen Höhenlagen bereits immer wärmer geworden. Allein in Österreich entfielen die vier wärmsten Winter seit Beginn der Aufzeichnungen alle auf das 21. Jahrhundert. Eine klare Folge der Klimakrise und der fortschreitenden Erderwärmung. Und dieser Trend dürfte sich mit großer Wahrscheinlichkeit fortsetzen, wie eine gestern veröffentlichte Untersuchungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD), des Bundesamts für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zeigen. Die Auswertungen beziehen sich dabei auf den meteorologischen Winter, bestehend aus den Monaten Dezember, Jänner, Februar.
Nur mit deutlichen Maßnahmen zur Reduktion von klimawirksamen Treibhausgasen könnten die Erwärmung und der Rückgang des Schnees deutlich minimiert werden.
Erderhitzung kennt keine Grenzen
Das klarste Signal des Klimawandels ist die in allen Jahreszeiten steigende Lufttemperatur. Die Winter bringen durch die Erwärmung immer weniger Schnee in tiefen Lagen, da es hier öfter regnet als schneit und bereits gefallener Schnee schneller wieder schmilzt. In höheren Lagen ist es auch in milden Wintern meist kalt genug für Schnee.
Ein wichtiges Ziel der Klimaforschung der nationalen Wetterdienste in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist, detaillierte Klimaauswertungen zu Vergangenheit und Zukunft der Winter zur Verfügung zu stellen, damit eine sachliche Diskussion am aktuellen Stand der Forschung möglich ist und über wichtige langfristige Maßnahmen entschieden werden kann“, sagt Marc Olefs, Leiter der Klimaforschung an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).
Der Klimawandel in den Alpen macht keinen Halt an den politischen Grenzen. Die enge Zusammenarbeit zwischen den nationalen Wetterdiensten in Deutschland, Österreich und der Schweiz erlaubt es, einheitliche klimatologische Grundlagen für die Auswirkungen, Anpassung sowie Verminderung des Klimawandels bereitzustellen“, sagt Mischa Croci-Maspoli, Leiter der Abteilung Klima beim Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz.
Tobias Fuchs, DWD-Vorstand für Klima und Umwelt: „Der Klimawandel stellt uns heute schon vor Herausforderungen, die eine länder- und fächerübergreifende Zusammenarbeit erfordern, um Natur, Mensch und Wirtschaft langfristig optimal an den Klimawandel anzupassen. Mit der intensiven Zusammenarbeit der nationalen Wetterdienste von Deutschland, Österreich und der Schweiz können wir nachhaltige und gesamtheitliche Strategien zur Verbesserung der Widerstands- und Anpassungsfähigkeit der Regionen entwickeln.“
Rekord-Winter alle im 21. Jahrhundert
Die letzten Jahre brachten in vielen Ländern Europas die mildesten Winter der Messgeschichte. In Österreich sind die wärmsten Winter der 253-jährigen Messgeschichte die Winter 2006/07, 2019/20 und auf Platz 3 gleichauf 2013/14 und 2015/16.
In Deutschland wurden 2006/07, 2019/20 und 1974/75 die bisher wärmsten Winter seit 1881 registriert. Sechs der zehn wärmsten Winter der Messgeschichte wurden im 21. Jahrhundert registriert.
In der Schweiz war der vergangene Winter 2019/20 im landesweiten Mittel der wärmste seit Einführung des offiziellen Messnetzes im Jahr 1864. Das gilt auch für die über 260 Jahre zurückreichenden Messreihen von Basel und Genf und für die über 200-jährige Messreihe des hochalpinen Messstandorts Grosser Sankt Bernhard. Im landesweiten Mittel folgt auf Platz 2 der Winter 2006/07 und auf Platz 3 der Winter 2015/16.
Schneesicherheit ade
Auch wenn in höheren Lagen (oberhalb von etwa 1.500 bis 2.000 Metern) auch in den nächsten Jahrzehnten ausreichend Naturschnee für den Wintersport zu erwarten sein dürfte, würde bei anhaltendem Niveau der Treibhausgasemissionen die Schneedeckendauer in Österreich bis 2100 in tiefen Lagen um rund 90 Prozent, in Lagen um 1.500 Meter Seehöhe um etwas mehr als 50 Prozent abnehmen. Bei Einhaltung des Pariser Klimaabkommens wären die Auswirkungen demnach nur etwa halb so stark.
Auf künstlich bewirtschafteten Flächen, wie zum Beispiel auf Pisten, hängt die weitere Entwicklung der Schneesicherheit stark von den lokalen Gegebenheiten (Höhenlage, Mikroklima, Anzahl an Schneekanonen, verfügbare Wassermenge, Effizienz) und der weiteren technologischen Entwicklung der Beschneiungstechnik ab. Zudem sorgt der langfristige Anstieg der Wintertemperaturen in allen Höhenlagen für kürzere und seltenere Zeitfenster, in denen eine Beschneiung überhaupt möglich ist.
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