19. Januar 2022
IÖB-Challenge: BMK sucht klimafreundliche Dienstboote für die Schifffahrtsaufsichten
Alternativen Antrieben gehört die Zukunft. Das gilt sowohl im Stadt- als auch im Fernverkehr, betrifft aber auch Nutzfahrzeuge, von der Feuerwehr bis zum Müllwagen – und künftig auch auf Wasserstraßen? Das Klimaschutzministerium (BMK) möchte den Verkehr seiner Schifffahrtsaufsichten (SFA) auf der Donau künftig klimaneutral gestalten.
Die Schiffahrtsaufsicht ist eine nautisch geschulte Verwaltungspolizeieinheit, die auf der Donau den Verkehr aller Schiffe sichert und regelt. Dazu zählen die Überwachung der Schifffahrt, die Erteilung von Anordnungen an Benützende der internationalen Wasserstraße, aber auch Hilfeleistungen für beschädigte Fahrzeuge. Dazu sind Mitarbeitende der Schifffahrtsaufsicht tagtäglich auf der Donau unterwegs, um dieser Aufsichtsfunktion nachzukommen.
Die dafür derzeit eingesetzten 14 Meter langen Dienstboote sind – wie bei Booten weitgehend üblich – dieselbetrieben. Um ihren Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, möchten die SFA künftig auf emissionsarme Fahrzeuge bzw. -komponenten setzen. Erste Recherchen, überwiegend im deutschsprachigen Raum, haben ergeben, dass am Markt noch keine den Anforderungen entsprechenden, emissionsarmen Boote verfügbar sind. Über eine vom BMK gelaunchte Markterkundung via IÖB-Challenge soll nun herausgefunden werden, wie die 10-14 Meter langen Dienstboote für den Betrieb auf der Donau klimafreundlich und emissionsarm werden können.
Das Ziel des BMK sind emissionsarme Boote für den Bedarf der Schifffahrtsaufsichten, sei es durch Umrüstung oder den Ersatz der bestehenden Boote. Möglichst rasch sollen Prototypen gestestet werden können. Behördliche Dienstboote sind von den Zulassungsrichtlinien ausgenommen. Dies ist für das Risiko und den Zeitbedarf bei der Entwicklung bzw. Testung neuer Komponenten unter Umständen ein entscheidender Vorteil. Unternehmen können mit der Schifffahrtsaufsicht daher deutlich schneller als üblich zur konkreten Umsetzung gelangen. Ziel der Markerkundung ist es nun 1. Unternehmen kennen zu lernen, die emissionsarme Arbeitsboote anbieten oder anbieten werden sowie 2. solche, die Boote mit Komponenten möglich machen können (z.B. Teillösung für den Antrieb oder die Energiebereitstellung). Neben bereits schlüssigen Konzepten sind also auch relevante Teil-Beiträge möglich und ausdrücklich erwünscht.
Die wichtigsten Merkmale der Boote: Die SFA betreibt sieben knapp 14 Meter lange, dieselbetriebene Dienstboote für Schiffs- und Anlagenkontrollen, Hilfestellung bei Havarie, Veranstaltungskontrollen bzw. zur Begleitung von Sondertransporten. Die SFA sucht: wendige und schnelle Boote mit einer Mindestgeschwindigkeit von 30 km/h, die für einen Minimalbetrieb von acht Stunden mit mindestens zwei Personen an Bord ausgelegt sind. Die Reichweite sollte etwa 100 Kilometer bei Vollbetrieb aller Systeme betragen. Wichtig wäre darüber hinaus:
- Redundanz beim Antriebsstrang
- Tauglichkeit für Schleichfahrt (Lavieren)
- Einsetzbarkeit von -30°C bis 40°C
- Robuste Bauweise die ein Anlegen an die Großschifffahrt oder das Ufer ermöglicht
- Berücksichtigung der Gegebenheiten vor Ort für das Betanken und Laden
- Gute Erreichbarkeit der Maschine für Servicearbeiten
- Richtschnur für ein neues emissionsfreies Dienstboot bzw. die Umrüstung der vorhandenen Arbeitsboote auf emissionsfreien Antrieb sind die arbeitssicherheitsrelevanten Anforderungen des ES-TRIN.
Unternehmen können online bis 27. Februar 2022 Beschreibungen einreichen. Darin sollte der Beitrag zu einem klimafreundlichen und emissionsarmen Dienstboot (schlüssiges Konzept oder mögliche Teilleistung) ausreichend skizziert sein, zudem sollte bekannt gegeben werden, ob Interesse an einem Stakeholder-Dialog mit anderen Unternehmen besteht. Die Jury des BMK bewertet die Einreichungen und lädt anschließend zu Gesprächen ein. Alle weiteren Infos zur Einreichung sowie die weiteren Schritte gibt es bei der IÖB-Servicestelle.
Warum IÖB-Challenges?
Die öffentliche Verwaltung in Österreich punktet durch eine hohe Qualität und Verlässlichkeit. Und dennoch steht der öffentliche Sektor vor einigen Herausforderungen, wie etwa Effizienzsteigerung, Bewältigung des Generationswechsels oder die Nutzung neuer Technologien, wie Künstliche Intelligenz.
Vor diesem Hintergrund unterstützt die IÖB-Initiative von BMK und BMDW öffentliche Beschaffer mit einem breiten Serviceangebot und einer europaweit einzigartigen Open-Innovation-Plattform.
Um die öffentliche Verwaltung zukünftig noch effizienter, bürgernäher und innovativer zu gestalten, unterstützt die 2013 ins Leben gerufene IÖB-Servicestelle (IÖB: Innovationsfördernde Öffentliche Beschaffung) mit kostenlosen Services und einem breiten Schulungs- und Beratungsangebot.
Herzstück der Initiative ist die IÖB-Innovationsplattform. Auf dieser Plattform ruft die IÖB-Servicestelle regelmäßig zu IÖB-Challenges auf, um öffentlichen Auftraggebern in Österreich die Suche nach innovativen Lösungen zu erleichtern. Die Challenges folgen dem Open Innovation Ansatz und geben Unternehmen die Chance, vielseitige und neue Lösungsansätze aufzuzeigen.
Wie funktionieren die Challenges?
Öffentliche Auftraggeber können eine Herausforderung veröffentlichen – Unternehmen werden dann aufgefordert, ihre Ideen und Lösungsvorschläge online einzureichen. Eine Jury bewertet diese und lädt die spannendsten Unternehmen zu einem Innovationsdialog ein. Die IÖB-Servicestelle begleitet und moderiert durch den gesamten Prozess und akquiriert Unternehmen für eine Teilnahme.