Kategorie Klima- & Umweltschutz - 10. Oktober 2023

Grauammer zu Österreichs Vogel des Jahres 2024 erkoren

Die Grauammer ist Österreichs Vogel des Jahres 2024. Allerdings ist es um den Agrarlandvogel nicht gut bestellt: Wie BirdLife Österreich am Dienstag in einer Aussendung schrieb, sind neun von zehn der Tiere in den vergangnen 25 Jahren verschwunden. Intensive Landwirtschaft, fehlende Brachen und Feldraine sowie der massive Einsatz von Pestiziden verursachen diese Negativentwicklung, wie BirdLife konstatierte.

 

Die Grauammer ist die größte heimische Ammer, trägt jedoch von allen Arten die unauffälligste Färbung. Sie ist oberseits grau und braun gestrichelt, unterseits hell beige gefärbt mit dunkleren Stricheln. Markant ist ihr kräftiger gelbrosa Schnabel und eine großköpfige Gestalt. Die Geschlechter sind gleich gefärbt.

Der Gesang der Grauammer ist charakteristisch und besteht aus einer sich beschleunigenden Folge heller Töne. Sie ruft metallisch „tsritt“ oder auch kurz klickend „bitt“ oder „bt“ zu schnellen, elektrisierten Folgen aneinandergereiht. Einst nannte man die Grauammer in Wien volkstümlich lautmalerisch „Prassler“, neuzeitlich kennt man sie unter dem plakativen Namen „Schlüsselbundvogel“.

 

Von 1998 bis 2022 brach der Bestandsindex der Ammer um 95 Prozent ein. Das ist laut BirdLife der stärkste Rückgang aller im Monitoring ausgewerteten Vogelarten. Der aktuelle Brutbestand dürfte sich auf weniger als 500 Reviere belaufen, so Michael Dvorak, wissenschaftlicher Mitarbeiter von BirdLife Österreich. „Möglicherweise liegt er sogar deutlich unter diesem Wert“, sagte Dvorak.

Als Brutvogel der pannonischen Klimaregion brütet die Grauammer in kleinen Verbreitungsinseln im östlichen Weinviertel (NÖ), im Marchfeld (NÖ), auf der Parndorfer Platte (Burgenland) und im Neusiedler See-Gebiet (Burgenland). Das österreichweit bedeutendste Brutgebiet ist der Hanság (Burgenland): 2022 wurden hier 50 Reviere kartiert. Abseits dieser Gebiete ist die Grauammer im gesamten Bundesgebiet bis auf einzelne, kleine Reliktvorkommen verschwunden.

Dieser massive Bestandseinbruch korreliert signifikant – sowohl in Österreich als auch in anderen Teilen Mitteleuropas – mit der Intensität der landwirtschaftlichen Nutzung, die BirdLife zufolge in zahlreichen Studien als Hauptfaktor für die Abnahme von Agrarlandvogelarten identifiziert wurde. „Als ehemaliger Charaktervogel der offenen, extensiven Agrarlandschaft benötigt die Grauammer einen gewissen Anteil an ungenutzten Flächen. Solche Brach- oder Ruderalflächen sollten zumindest zehn Prozent der Fläche ausmachen, damit sich eine lebensfähige Grauammer-Population halten kann. Sind diese Brachen weg, ist auch die Grauammer weg!“, warnte Dvorak.

 


Steckbrief Grauammer (Emberiza calandra)

Verbreitung und Lebensraum

Das Verbreitungsgebiet der Grauammer liegt fast zur Gänze in der Westpaläarktis (Europa, Nordafrika, nördliche und zentrale Teile der Arabischen Halbinsel sowie Teile des gemäßigten Asiens, ungefähr bis zum Ural). Als Lebensraum benötigt sie offene Kulturlandschaften, die mit blütenreichen Brachen und kleinen Gehölzen, Einzelbüschen und Einzelbäumen durchsetzt sind. Grauammern brauchen in ihrem Revier niedrig und schütter bewachsenen Flächen zur Nahrungssuche mit einem reichen Angebot an Gras- und Kräutersamen sowie Insekten. Das Nest wird am Boden in dichterer krautiger Vegetation oder unter niedrigem Gebüsch gebaut. Essenziell ist das Vorhandensein einzelner höherer Bäume und Büsche, die als Singwarten dienen.

Gefährdungsstatus

Stark gefährdet – Ampelliste: Rot

Zugverhalten

Je nach Population Teil- oder Kurzstreckenzieher. Der Abzug erfolgt Ende September bis Ende Oktober in das Überwinterungsgebiet, das südlich und westlich nur wenig über das Brutareal hinausreicht.

Kennzeichen

Ammern sind wie Finken durch ihre kegelförmigen Schnäbel gekennzeichnet, die sie als überwiegende Körnerfresser ausweisen. Die Grauammer ist die größte heimische Ammer, trägt jedoch von allen Arten die unauffälligste Färbung. Sie ist oberseits grau und braun gestrichelt, unterseits hell beige gefärbt mit dunkleren Stricheln. Markant ist ihr kräftiger gelbrosa Schnabel und eine großköpfige Gestalt. Die Geschlechter sind gleich gefärbt.

Verwechslungsgefahr

Die Männchen der anderen heimischen Ammernarten sind leicht von der Grauammer zu unterscheiden, doch die schlicht gefärbten Weibchen von Gold- und Rohrammer können der Grauammer sehr ähnlich sehen. Goldammern zeigen aber immer zumindest schwache Gelbtöne im Gefieder, Rohrammern ein kontrastreicher gezeichnetes Gesicht und eine deutliche braune Streifung auf der Oberseite. Zudem ist der Schnabel der Grauammer auffallend kräftig. Feldlerchen, die einen ähnlichen Lebensraum wie die Grauammer bewohnen und ihr auf Grund der unauffällig graubraun gestrichelten Zeichnung oberflächlich ähneln, haben eine andere Gestalt und einen schlanken Schnabel.

Stimme

Der Gesang der Grauammer ist charakteristisch und besteht aus einer sich beschleunigenden Folge heller Töne. Sie ruft metallisch „tsritt“ oder auch kurz klickend „bitt“ oder „bt“ zu schnellen, elektrisierten Folgen aneinandergereiht. Einst nannte man die Grauammer in Wien volkstümlich lautmalerisch „Prassler“, neuzeitlich kennt man sie unter dem plakativen Namen „Schlüsselbundvogel“

Nahrung

Verschiedene Sämereien, unter anderem auch Getreidekörner, vor allem im Sommerhalbjahr auch größere Anteile von Insekten und Spinnen stehen auf dem Speiseplan der Grauammer. Die Jungvögel werden, wie bei vielen anderen Arten auch, überwiegend mit Insekten und Spinnen gefüttert.

Verhalten

Im Winterhalbjahr gilt die Grauammer gilt als geselliger Vogel, der oft in Gruppen zu beobachten ist. Zur Brutzeit verteidigen die Männchen jedoch unermüdlich singend ihr Revier und benutzen dafür erhöhte Singwarten wie Büsche, Einzelbäume aber auch auf Stromleitungen und Zäunen.

Brutbiologie

Grauammer-Männchen sind zur Brutzeit streng territorial. Zwischen Männchen und Weibchen besteht keine dauerhafte Paarbindung, sodass die Anzahl der Weibchen, die in einem Revier brüten, schwankt. Viele jüngere Männchen bleiben jedoch unverpaart. So kann nur bedingt von der Anzahl der Reviere auf die Anzahl der Bruten geschlossen werden. Die Männchen beteiligen sich nicht am Nestbau und nur selten an der Jungenaufzucht. Die Bedeutung ihres Gesanges ähnelt einer Alarmanlage, denn das versteckt brütende Weibchen wird akustisch auffallend gewarnt.

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