22. September 2023

Steirisches Lassingtal gehört nun auch zum UNESCO-Weltnaturerbe

3.500 Hektar Wildnisgebiet unter strengen Naturschutz – Zusammenschluss mit Dürrenstein in Niederösterreich

Die Steiermark hat nun auch offiziell eine UNESCO-Weltnaturerbe-Stätte: Das Lassingtal, das zusammen mit Dürrenstein in Niederösterreich ein 70 Quadratkilometer großes Wildnisgebiet beherbergt, wurde bereits 2021 unter strengen Schutz gestellt. Durch den Zusammenschluss mit Dürrenstein entstand ein europaweit einmaliges Schutzgebiet mit dem größten noch vorhandenen Urwald des Alpenbogens.

© Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal

Das Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal liegt zur Hälfte in Niederösterreich und zur Hälfte in der Steiermark. Es erstreckt sich zwischen 600 und 1.878 m Seehöhe. Den Kern des Wildnisgebiets Dürrenstein bildet der größte noch vorhandenen Urwald der Alpen, quasi seit der letzten Eiszeit unberührt. Seit 2017 ist dieses das erste und einzige UNESCO-Weltnaturerbe Österreichs und gehört zu einem europäischen Band alter Buchenwälder und Buchenurwälder.

Der steirische Teil war bisher noch nicht offiziell UNESCO-Weltnaturerbe. Das Gebiet im Norden der Steiermark rund um den weitgehend unregulierten Lassingbach in den Gemeinden Landl und Wildalpen umfasst etwa 3.500 Hektar unberührte Natur. Nun ist das gesamte Wildnisgebiet UNESCO-Weltnaturerbe. Am Donnerstag wurde ihm vom UNESCO-Komitee der Titel zugesprochen. Die Steiermark zählt somit nun ebenfalls zu einem von weltweit 218 Weltnaturerbe-Stätten. Die grenzüberschreitende Ausweitung war bereits einige Jahre im Gespräch.

© Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal / Hans Glader

Um in die Liste der UNESCO Weltnaturerbestätten aufgenommen zu werden, musste die Einzigartigkeit des Gebietes bzw. dessen Bedeutung für die gesamte Menschheit nachgewiesen werden: „Im Lassingtal sind das die alten, naturnahen Rotbuchenbestände (Fagus sylvatica) und die besonderen Ökosysteme, die sie mit sich bringen. Denn die Rotbuche ist ein wahrer Meister der Vernetzung.“ Viele Tiere, Pflanzen, Pilze und andere Organismen seien eng mit ihr verbunden.

Eine der zentralen Besonderheiten liege darin, dass sich dieses vielfältige Netz aus unterschiedlichsten Arten über viele Jahrtausende hinweg entfalten und entwickeln konnte – und das bis heute tut, da die Rotbuchenwälder in einigen Bereichen des Schutzgebietes seit der Wiederbewaldung nach der Eiszeit ohne menschliche Eingriffe existieren, hieß es in der Aussendung. Dieser aktuell noch immer laufende Prozess sei weltweit einzigartig und wurde daher in die Liste der Weltnaturerbe-Stätten aufgenommen.

Das Lassingtal ist Teil eines europäischen Netzwerkes an Buchenwäldern, die unter dem Titel „Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“ zusammengefasst sind. Das Netzwerk umfasst inzwischen 94 Teilflächen in 18 Staaten Europas.

Das Wildnisgebiet ist Heimat zahlreicher seltener Tier- und Pflanzenarten. Es ist primär ein Waldschutzgebiet, reicht aber über die Waldgrenze hinaus und beherbergt auch alpine Rasen, Felsgebiete und Almen.

Die Bedeutung des Weltnaturerbestatus ist für Österreich nicht hoch genug einzuschätzen. Zehn österreichische Stätten wurden bisher in die Welterbeliste aufgenommen: davon zählen neun zum Kulturerbe, eines zum Naturerbe. Das erste österreichische Weltnaturerbe ist aber auch aus einem anderen Grund ganz besonders: es gibt in ganz Europa nur 32 Naturerbestätten. Diesen stehen mehr als 800 Kulturerbestätten gegenüber.

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