Kategorie Innovation & Technologie - 13. Dezember 2017
Ariane-5-Rakete brachte 4 weitere Galileo-Satelliten ins All
Es war wieder soweit: Am Dienstag den 12. Dezember startete pünktlich um 19:36 Uhr MEZ die Trägerrakete Ariane-5 vom europäischen Raumflughafen Kourou in Französisch-Guayana mit weiteren vier Galileo-Satelliten an Bord. Damit erhöht sich die Zahl der Satelliten der Galileo-Konstellation auf insgesamt 22. Europa stellt somit global eine noch höhere Signaldichte sicher. „Mit Galileo entwickelt Europa ein eigenes GPS-System, das rund um die Uhr unabhängig, genau und störungsfrei Navigationsdaten liefert“, erklärt Weltraumminister Jörg Leichtfried und wünschte der jüngsten Mission der Europäischen Weltraumorganisation ESA viel Erfolg.
Den sollte sie haben. Nach einem knapp vierstündigem Flug war um 22:31 MEZ auch der letzte der vier „Passagiere“ im All ausgesetzt. Sie wurden durch den Dispenser auf der obersten Stufe der Ariane-5 in ihre Zielumlaufbahn von 22.922 km Höhe gebracht. In den kommenden Tagen wird dieses Quartett auf die finalen Arbeitsumlaufbahnen justiert, bevor sie in einer sechs-monatigen Testphase in die bestehende Galileo-Flotte integriert werden können.
Die vier auf Flug VA240 durchgeführten Satelliten wurden nach europäischen Kindern benannt, die Kunstwerke in einem Galileo-Zeichenwettbewerb zu den Themen Raumfahrt und Luftfahrt geschaffen haben. So heißen die neusten Navigationssatelliten der Galileo-Flotte Nicole, Zofia, Alexandre und Irina – benannt nach Jugendlichen aus den europäischen Ländern Österreich, Polen, Portugal und Rumänien. Nicole Winkler aus Murau in der Steiermark gewann 2012 den Malwettbewerb in Österreich. Franz Viehböck, erster und bisher einziger Österreich im Weltall, überreichte ihr damals ein Modell des nach ihr benannten Galileo-Satelliten.
Galileo ist Europas globale Antwort im Bereich Satellitennavigation („EU-GPS“). Galileos Kernflotte soll aus insgesamt 24 operierenden Satelliten und der dazugehörigen Bodeninfrastruktur bestehen. Seit Mitte Dezember 2016 gibt es bereits erste Galileo-Services. Zu diesen gehören Ortungs-, Navigations- und Zeitbestimmung unter der Leitung der European Global Navigation Satellite System Agency (GSA). Ab 2020 soll die Vollabdeckung mit bis zu 30 Satelliten sichergestellt sein.
Paul Verhoef, Navigationsdirektor der ESA, fügte hinzu: „Die ESA ist Entwickler, Systemingenieur und Beschaffungsmanager von Galileo im Auftrag der Europäischen Kommission. Galileo ist jetzt eine Betriebsrealität und im Juli wurde die Betriebsaufsicht des Systems an die GSA weitergeleitet.“
Österreichische Technologie an Bord von ESA-Missionen
Das Infrastrukturministerium, das seit 2014 auch offiziell das Weltraumministerium ist, finanziert Programme der Europäischen Weltraumorganisation ESA mit und ermöglicht dadurch österreichischen Betrieben eine Teilnahme an ESA-Missionen. So stammen etwa die Treibstoffleitungen oder auch Ventile für den Flüssigantrieb der Trägerrakete Ariane 5 von heimischen Unternehmen.
Das Weltraumministerium fördert bereits seit 2002 Forschung und Entwicklung durch das Österreichische Weltraumprogramm „ASAP“. „Mit unseren Förderungen geben wir vielen heimischen Unternehmen die Chance an ESA-Missionen teilzunehmen und ihre Expertise damit auch international unter Beweis zu stellen“, so Leichtfried weiter.
Für den Forschungsstandort Österreich bedeutet ASAP mit bereits 600 erfolgreichen Projekten die Basis für den Zugang zu internationalen Märkten, globalen Weltraumkooperationen und die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. Insgesamt investiert das Weltrauministerium pro Jahr rund 70 Millionen Euro in den österreichischen Weltraumsektor.
Es war nicht der erste Raketenstart der ESA dieses Jahr. Insgesamt sind mit allen Trägersystemen elf Raketen Richtung Orbit abgehoben. Stéphane Israël, Geschäftsführer der Arianespace Group, zieht ein begeistertes Resümee: „Was für ein unglaubliches Jahr: Elf Starts mit Ariane-5, Soyuz und Vega allein dieses Jahr. Dazu alle erfolgreich. Wir haben 20 Satelliten für 18 verschiedene Endnutzer ins All gebracht – eine kombinierte Nutzlastmasse von fast 60 Tonnen.“
Josef Aschbacher, Direktor für Erdbeobachtung bei der ESA ergänzte: „Wir bauen Satelliten, die täglich das Ausmaß der Verschmutzung und Abholzung überwachen. Diese Information ist essentiell für Politiker und Entscheidungsträger. Beispielsweise fußt die Wissenschaft, auf der das Pariser Abkommen beruht, zu einem guten Teil auf Informationen, die von unseren Satelliten gesammelt werden.“
Im kommenden Jahr wird mit dem geplanten Start des nächsten Quartetts eine globale Abdeckung durch die Galileo-Konstellation erreicht.
Weiterführende Links:
30 Jahre ESA-Austria: Zahlen, Daten & Fakten
Österreich, die Weltraumnation: 30 Jahre ESA-Mitgliedschaft
ESA-Direktor Aschbacher: „Erdbeobachtung rettet Menschenleben“