Kategorie Energie - 15. Mai 2023

Erneuerbare zur Eigenversorgung: ASFINAG strebt Stromautarkie bis 2030 an

Um die Erreichung der österreichischen Klimaziele zu unterstützen, setzt die ASFINAG neuerdings auf eine eigens dafür definierte Energiestrategie, mit der das Unternehmen bilanzielle Stromautarkie bis 2030 erreichen möchte.

Laut ASFINAG stünden derzeit ein Energieverbrauch von mehr als 220 Gigawattstunden beim Betreiben der Autobahnen und Schnellstraßen zu Buche. Rund 135 Gigawattstunden davon entfielen allein auf Strom. Der Großteil fließe in die Straßeninfrastruktur, das meiste in die Beleuchtung sowie in die Betriebs- und Sicherheitsausrüstung der Autobahntunnel.

Um diesen Energiebedarf zu decken, würden bereits heute 31 erneuerbare Energieanlagen auf Tunnelportalen und Dach- bzw. Freiflächen, sowie zwei Kleinwasserkraftwerke rund 3,7 Millionen kWh zur Eigenversorgung erzeugen. Der Fokus des Unternehmens zur Umsetzung der Energiestrategie und zum Ausbau der grünem Stromgewinnung zur Eigenversorgung liegt dabei klar auf Photovoltaik, wie heute bei Präsentation der Energiestrategie verlautbart wurde.

„Die Energiestrategie der ASFINAG zeigt, wie sich die Energiewende im Unternehmen auf vielen Ebenen lohnt“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Einerseits würden bestehende Flächen doppelt genutzt, wenn auf Lärmschutzwänden oder Rastplätzen mittels Photovoltaik Energie produziert wird. Andererseits könne der Strom lokal verwendet werden und stärke damit die Unabhängigkeit. Außerdem „wird die Energie günstiger“, betont Gewessler. „Die Flächen von Lärmschutzwänden und Großparkplätzen sind ein riesiger Hebel für die Energiewende. Auf jeden Parkplatz gehört eine Photovoltaikanlage. Denn die Vorteile liegen auf der Hand.“

Sonnenkraft von Lärmschutzinfra

Die ASFINAG setzt für das Ziel Stromautarkie auf zwei zentrale Säulen: 1. die Reduktion des gesamten Energiebedarfs um 20 Prozent und 2. den Ausbau von eigenen Energieanlagen (Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft) zur Produktion von erneuerbarem grünen Strom mit einer Leistung von insgesamt 100 Megawatt-Peak.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler & © ASFINAG-Vorstand Hartwig Hufnagl

„Wir setzen bei der Eigenerzeugung von grünem Strom vorrangig auf Photovoltaik“, so ASFINAG-Vorstand Hartwig Hufnagl, „dazu nutzen wir auch unsere Lärmschutzwände und können damit eine zusätzliche Flächenversiegelung vermeiden.“ Bei Photovoltaik auf Lärmschutzflächen würde nach erfolgreichen Tests noch heuer das erste zukunftsweisende Projekt dieser Art starten. Zeitgleich würde die ASFINAF mit der Energieregion Ost als weltweit erster Straßenbetreiber mit dem Bau eines privaten Energietransportnetzes starten, das erneuerbare Stromproduktion mit Photovoltaik und eine leistungsstarke Energiespeicherung zur Eigenversorgung eines fast 40 Kilometer langen Autobahnabschnittes sorgt.

Bis zu zehn Prozent des Gesamtausbaus von Photovoltaikanlagen auf Lärmschutzwänden hat sich die ASFINAG als Ziel dafür gesetzt. Aus dem 2021 gestarteten und sieben Systeme umfassenden Pilotprojekt auf der S 1 Wiener Außenring Schnellstraße wurden vier Photovoltaiksysteme für den Rollout am ASFINAG-Netz ausgewählt.

Die erste Lärmschutzwand, die im Laufe des Jahres mit einem System aus diesem Pilotprojekt ausgestattet wird, liegt auf der A 22 Donauufer Autobahn bei Spillern in Höhe Stockerau. Diese Anlage wird auf einer Länge von rund einem Kilometer montiert und wird etwa 700 Kilowatt-Peak Strom erzeugen können. Sie ist Teil eines gesamten PV-Gebietes, das unter anderem auch die Versorgung der Autobahnmeisterei Stockerau inklusive der dort situierten E-Ladeinfrastruktur sicherstellen wird.

Erneuerbarer „Energiering“

Als „Energiering“ Ost bezeichnet die ASFINAG die weltweit erste Installation eines privaten Energietransportnetzes mit erneuerbarer Stromproduktion mittels Photovoltaik und einer leistungsstarken Energiespeicherung für einen gesamten Autobahnabschnitt. Er umfasst mehr als 28.000 Meter Energieleitungen, 17.000 Photovoltaik-Module sowie 21 neue PV-Anlagen und vier Hochleistungs-Batteriespeicher mit einer Speicherkapazität von mehr als sechs Megawattstunden Speicherkapazität.

Damit sei laut ASFINAG zu jeder Tageszeit Sonnenstrom vorhanden. Versorgt werden entlang der Energieregion alle strombetriebenen Einrichtungen. Damit einher gehen auch die Steigerung des Anteils an erneuerbarer Energie zur Eigenversorgung um ein Vielfaches, die spürbare Entlastung des öffentlichen Stromnetzes sowie die Optimierung der Blackout-Resilienz und damit Aufrechterhaltung der Verfügbarkeit der Strecke.

Zusätzlich zur Sonne setzt die ASFINAG auf Energie aus Wasser als einen weiteren von drei „sauberen“ Lieferanten. Zwei Kleinwasserkraftwerke auf der S 16 für den Tunnel Flirsch und auf der S 6 für den Tunnel Semmering sind bereits in Betrieb. Mit einem europaweit einzigartigen Mikrowindturbinen-Projekt hat die ASFINAG auch Wind als Energiequelle im Einsatz. Dieses erste kommerzielle Windkraftprojekt in Tirol auf der höchsten Brücke Österreichs versorgt die Mautstation in Patsch mit grünem Strom. Noch heuer wird auch der ASFINAG-Standort Wien-Inzersdorf mit einer Kleinwindkraftanlage ausgerüstet, welche das standorteigene SMART GRID-Speichersystem unterstützt.

Der Großteil des für Beleuchtung  benötigten Stroms, rund 83 Prozent, wird in den Tunnel gebraucht, rund 12 Prozent im Freiland wie im urbanen Raum. Daher setzt die ASFINAG bereits seit längerem auf LED-Beleuchtung. Durch die Umstellung der gesamten Beleuchtung auf den Autobahnen und Schnellstraßen auf moderne Leuchtmittel könne der Stromverbrauch um etwa 35 Prozent gesenkt werden, das entspricht einer jährlichen Einsparung von rund 19 Gigawattstunden. Mehr als 40 Prozent der rund 160 Tunnel auf den heimischen Autobahnen und Schnellstraßen wurden laut ASFINAG bereits auf LED-Beleuchtung umgerüstet.

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