Kategorie Klima- & Umweltschutz - 16. Juli 2021

Auf dem Weg zur Klimaneutralität mit dem Mobilitätsmasterplan 2030

Der neue Mobilitätsmasterplan für Österreich zeigt Wege auf, um Verkehr zu vermeiden, zu verlagern und zu verbessern. Der Anteil von Fuß- und Radverkehr, öffentlichen Verkehrsmitteln und geteilter Mobilität soll deutlich gesteigert werden.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler hat gemeinsam mit ÖBB-CEO Andreas Matthä, ASFINAG-Vorstand Josef Fiala und Direktor von „Agora Verkehrswende“ Christian Hochfeld den Mobilitätsmasterplan 2030 für Österreich präsentiert. Oberstes Ziel ist es, Wege zur Klimaneutralität für den Verkehrssektor im Jahr 2040 aufzuzeigen.

Die durch den Masterplan forcierte Mobilitätswende schafft dabei einen enormen Mehrwert für die gesamte Gesellschaft: verbesserter Zugang zu Mobilität, höhere Verkehrssicherheit, effektivere Lärm- und Luftreinhaltung, geringerer Ressourcenbedarf und nachhaltigere Recyclinglösungen, weniger Bodenversiegelung und Flächenverbrauch sowie zahlreiche Verbesserungen in den Bereichen Biodiversität, Gesundheit, Wertschöpfung und Arbeitsmarktpotential.

Im Zeichen von bequemer und leistbarer Mobilität, leisen Städten und sauberer Luft soll der Verkehrssektor zukunftsorientiert weiterentwickelt werden. Aktuell verursacht er noch 30 Prozent der Emissionen. Um die Mobilitätswende rasch und effizient umsetzen zu können, verwies die Klimaschutzministerin im Rahmen der Präsentation des Mobilitätsmasterplans auf fünf Leitlinien:

  1. Zukunft des Autos unter Strom
    Die Ladeinfrastruktur wird mit Nachdruck ausgebaut.
    Das Ziel sind 100 Prozent emissionsfreie Neuzulassungen ab dem Jahr 2030.
  2. Bahn als Zukunft der Kurz- und Mittelstrecke
    Wien wird Ausgangspunkt eines europäischen Nachtzugsystems.
    Massive Investitionen stützen die Weiterentwicklung des öffentlichen Verkehrs.
  3. Güter auf die Schiene
    Transit verursacht Lärm, verschmutzt die Luft und soll daher auf die Schiene verlagert werden.
    Dazu braucht es bessere Rahmenbedingungen auf europäischer Ebene.
  4. Aus eigener Kraft unterwegs
    Aktive Mobilität soll nicht länger unterschätzt werden: Zufußgehen und Fahrradfahren sind wichtig für die Gesundheit und das Klima.
    Es gilt, die entsprechende Infrastruktur auszubauen, die Straßenverkehrsordnung anzupassen und Anbindungen an den öffentlichen Verkehr zu verbessern.
  5. Grüner Treibstoff für Flugzeuge und Schwerverkehr
    Auch LKWs müssen klimaneutral werden.
    Wasserstoff und E-Fuels sind die Zukunft, vor allem im Flug- und Schiffsverkehr.

Klimaneutralität im Verkehrssektor

Seit dem letzten strategischen Planungsdokument für den Verkehrssektor – dem Gesamtverkehrsplan 2012 – hat sich viel verändert. Das Bewusstsein für die Klimakrise ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die Digitalisierung ist noch weiter vorangeschritten. Eine Pandemie hat das Leben der Menschen auf den Kopf gestellt. Die Klimaneutralität 2040 – das mit der Wissenschaft in Einklang stehende Ziel der Bundesregierung – entspricht den Vorgaben des Pariser Klimavertrags. Dieses Ziel ist allerdings nur zu erreichen, wenn sowohl auf europäischer Ebene als auch in Österreich alle Akteurinnen und Akteure an einem Strang ziehen.

Die bisherigen Grundsätze der österreichischen Verkehrspolitik – sozial, sicher, umweltfreundlich und effizient – gelten weiterhin. Allerdings sind durch die bereits beobachtbaren veränderten klimatischen Rahmenbedingungen klimapolitische Handlungen dringender denn je. Der MMP 2030 ist die verkehrliche Nachfolgestrategie des Gesamtverkehrsplans 2012 und richtet den Verkehrssektor konsequent auf die Klimaneutralität 2040 aus.

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Als Basis für den gesamtgesellschaftlichen Diskurs wird ein Nationales Forum Klimaneutrale Mobilität (NFKM) eingerichtet, dass die Entwicklungspfade und Rahmenbedingungen für den notwendigen Transformationsprozess des Verkehrssektors mitgestaltet und kritisch begleitet. Das NFKM bewertet den Fortschritt beim Mobilitätsmasterplan 2030 und spricht auf dieser Basis gemeinsame Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung des Masterplans aus.

Darüber hinaus ist bei der Umsetzung des Mobilitätsmasterplans 2030 die gestalterische und innovative Neuausrichtung rechtlicher Rahmenbedingungen entscheidend. Ziel ist die Verwirklichung einer umfassenden Reform des Mobilitätsrechts, das auf die zukünftigen Herausforderungen ausgerichtet ist und das sowohl Innovation als auch Klimaschutz im Verkehrsrecht verankert.

Was bedeutet Klimaneutralität im Verkehr?

Die Klimaneutralität 2040 im Verkehrssektor zu erreichen ist ein Jahrhundertprojekt, die CO2-Emissionen müssen praktisch komplett reduziert werden. Der klimaneutrale Verkehr gelingt mit der Verkehrswende (Vermeiden, Verlagern) und der Energiewende im Verkehr (Verbessern mit Phase-Out fossiler Energieträger und 100 Prozent erneuerbare Energie im Verkehr). Beides zusammen umschreibt die notwendige Mobilitätswende für das zukünftige Mobilitätssystem 2040. Im Luftverkehr sind auch Nicht-CO2-Effekte zu berücksichtigen, welche in großer Flughöhe wirksam werden und negative Auswirkungen auf das Klima haben können. Um eine vollständige Klimaneutralität zu erreichen, müssen diese Nicht-CO2-Effekte über Senken ausgeglichen werden. Ein Gleichgewicht zwischen dem Ausstoß und der Aufnahme von Emissionen wird angestrebt.

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Rad- und Fußverkehr stärken

Mit einer breiten Investitionsoffensive auf Bundes-, Länder- und Gemeindeebene wird der österreichweite Ausbau der Infrastruktur für Rad- und Fußverkehr und die Förderung aktiver Mobilität koordiniert vorangetrieben. Öffentlicher Verkehr und Mikro-ÖV müssen optimal im Rad- und Fußverkehr erreichbar sein. Fahrradverleihsysteme und die Möglichkeit zur Fahrradmitnahme (dort, wo umsetzbar) werden ausgebaut. Die weitere Forcierung von E-Fahrrädern und E-Transporträdern erschließt zusätzliche Potenziale für den öffentlichen Verkehr. Breite Bewusstseinsbildung informiert über die Vorteile aktiver Mobilität und motiviert zum Radfahren und Gehen.

Mobilitätswende im Güterverkehr

Der Schienengüterverkehr und die Wasserstraße sind durch ihre systembedingten Vorteile (Massenleistungsfähigkeit, Umweltverträglichkeit, Verkehrssicherheit, Energieeffizienz, Resilienz) Kernelemente für ein nachhaltiges österreichisches und europäisches Güterverkehrssystem. Gepaart mit ökonomischer und energetischer Effizienz sollen Bahn und Binnenschiff bis 2040 zentrale Bestandteile klimaneutraler Lieferketten werden.

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