Kategorie Energie - 17. Januar 2023
KKW Krško: Breite Kritik nach slowenischer Umweltgenehmigung für Laufzeitverlängerung
Slowenisches Umweltministerium erteilte Genehmigung für einen Weiterbetrieb bis 2043 – Klimaschutzministerin Gewessler: „Falsch und alles andere als ein positives Signal“
Das slowenische Umweltministerium hat dem Kernkraftwerk Krško eine Laufzeitverlängerung um weitere 20 Jahre erteilt. Damit ist die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) abgeschlossen, die nach der vorjährigen Generalüberholung durchgeführt wurde. Der Weiterbetrieb der 1983 gestarteten Anlage ist bis 2043 geplant. „Die Laufzeitverlängerung ist falsch und alles andere als ein positives Signal für die Energiesicherheit“, kritisierte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
Bei der planmäßigen Wartung, die im vergangenen Oktober stattfand, sei das Kernkraftwerk für den Betrieb in den nächsten 20 Jahren vorbereitet worden, hieß es. Die regelmäßigen Generalüberholungen werden jeweils nach 18-monatigem Betrieb durchgeführt. Mit der technologischen Aufrüstung bei der jüngsten Wartung erfülle die Anlage auch die in der EU-Taxonomie festgelegte Kriterien für den langfristigen Betrieb von Kernkraftwerken.
Heuer wird in dem Kernkraftwerk auch eine regelmäßige Sicherheitsüberprüfung durch die slowenische Behörde für nukleare Sicherheit abgeschlossen. Diese wird von der Behörde seit 2003 alle zehn Jahre durchgeführt, um den Zustand und die Sicherheit des Kraftwerks für einen weiteren zehnjährigen Betrieb zu prüfen. Die aktuelle Inspektion ist die Voraussetzung dafür, dass das KKW bis 2033 in Betrieb bleiben kann.
Gewessler betonte, dass eine unabhängige Erdbebengefährdungsanalyse und Sicherheitsnachrüstungen unerlässlich seien. Sie kündigte eine genaue Prüfung aller Unterlagen durch Expertinnen und Expertenan. „Durch die Laufzeitverlängerung fließen wieder hohe Geldsummen in eine Vergangenheitstechnologie, die gerade vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine dringend in den Ausbau der heimischen Erneuerbaren Energien gesteckt werden sollten“, so Gewessler. Österreich hatte sich an dem grenzüberschreitenden UVP-Verfahren zur Laufzeitverlängerung des KKW Krško beteiligt.
Die Umweltschutzorganisation Global 2000 teilte mit, sie habe die Auflagen mit ihrer slowenischen Partnerorganisation Focus analysiert. Demnach wird die fortschreitende Klimakrise dazu führen, dass der Reaktor in den kritischen Sommermonaten noch seltener verfügbar sei. Bei der Genehmigung würden auch keine Upgrades für die Erdbebensicherheit „des einzigen AKW in einer ‚roten‘ hochaktiven Erdbeben-Zone in Europa verlangt“. Die Genehmigung basiere auf bis zu 19 Jahre alten Daten, die von der geologischen Forschung überholt seien.
Das KKW Krško liegt rund 70 Kilometer von Österreich entfernt. Umweltschützende warnen seit langem vor einer Laufzeitverlängerung des 40 Jahre alten AKW. Ein Team internationaler Geologen und Geologinnen hatte 2021 im Auftrag von GLOBAL 2000 auf die erhöhte Erdbebengefahr hingewiesen. Krško sei demnach das am stärksten erdbebengefährdete Atomkraftwerk Europas. Nach Auskunft der Geolog:innen liegt es in einer hochaktiven Erdbeben-Zone zwischen drei plattentektonischen Einheiten.
Sowohl das Krško-Becken als auch die 40 Kilometer entfernte kroatische Hauptstadt Zagreb waren bereits in der historisch verbrieften Vergangenheit von schweren Erdbeben betroffen. Eine umfassende paläoseismologische Untersuchung des Reaktor-Standorts bis in frühere geologische Zeiten fand bis heute nicht statt.
Die Expert:innen um den Wiener Geologen Roman Lahodynsky und den italienischen Geologen und Seismologen Livio Sirovich erachten schwere Erdbeben der Magnitude von 6,6 in der Region für möglich. Im Dezember 2020 wurde das KKW Krško nach einem Erdbeben in Kroatien mit der Stärke 6,4 automatisch heruntergefahren.